Olpe. Die Großbaustelle auf der L 512 in Olpe beschert den Tankstellen Star und Pfennings einen immensen Umsatzverlust. Gibt es eine Lösung?

Mittwochmorgen, kurz vor 9 Uhr mitten in Olpe. Genauer gesagt auf dem Star-Tankstellengelände von Nicole und Hendrik Ernst an der Bruchstraße (L 512). Eigentlich tummeln sich um diese Uhrzeit die Autofahrer an den Zapfsäulen. Handwerker klemmen sich eine Zeitung unter den Arm und holen sich noch Kaffee und Brötchen auf dem Weg zur Baustelle. Und ein Geländewagenfahrer hofft, sein Gefährt in der Waschanlage wieder auf Vordermann zu bringen. Eigentlich. Denn heute Morgen sieht die Situation anders aus. Trostlos. Die Zapfsäulen sind verwaist, im Shop steht ein junger Mann hinter der Kasse, der auf Kunden wartet, die nicht kommen.

„Wir haben hier seit der Großbaustelle eine Umsatzeinbuße von fast 80 Prozent“, sagt Pächterin Nicole Ernst, die die Orlen-Tankstelle zusammen mit ihrem Mann Hendrik führt: „Nachdem die Verkehrsführung seit Mitte März so ist, wie sie ist, verirrt sich kaum noch jemand hierher.“

Zehnjährige Erfahrung

Nicole Ernst war vor der Pachtübernahme zehn Jahre Tankstellenleiterin, kennt die Umsatzzahlen genau. Nicht nur der Kraftstoff-Erlös fehle, gerade der Umsatz aus Shop und Waschanlage sei größtenteils weggebrochen. Hendrik Ernst: „Ich habe schon überall angeklingelt.“ Beim Landesbetrieb Straßenbau, beim Olper Ordnungsamt, sogar persönlich bei Olpes Bürgermeister Peter Weber. Letztlich erfolglos, da die jetzige Baustellenführung offenbar als alternativlos angesehen werde. Ernst: „Wenn die Einbahnstraßenregelung umgedreht würde, wäre das für uns ein großer Gewinn, denn der Großteil unserer Kundschaft kommt aus Olpe und fährt Richtung Dahl/Friedrichsthal und Autobahn.“ Wer mal die Umleitung über die Trift Richtung Autobahn und Gerlingen eingeschlagen habe, der komme ja nicht fürs Tanken wieder zurück.

Umwege nimmt kaum jemand in Kauf

Nicht viel besser ergeht es der PM Tankstelle (Fred Pfennings GmbH) nur ein paar hundert Meter weiter stadtauswärts, die ebenfalls an der L 512 liegt: „Wir haben seit der Baustelle einen Umsatzverlust nur beim Kraftstoff von etwa 45 Prozent“, versichert Angelika Schröter, PM-Bezirksleiterin und zuständig für die Olper Filiale. Eine Lösung hat auch sie nicht: „Autofahrer sind bequem, Umwege nimmt kaum jemand in Kauf.“

Hendrik Ernst kann nur an die Kundentreue appellieren: „Wir würden uns riesig freuen, wenn unsere Stammkunden ganz bewusst den Umweg über die Trift in Kauf nehmen würden, um uns zu unterstützen.“ Denn der derzeitige Zustand sei für ihn und seine Frau auf Dauer existenzgefährdend, trotz des Entgegenkommens des Verpächters, der Orlen Deutschland.

Keine Patentlösung

Olpes Bürgermeister Peter Weber, der mit Hendrik Ernst über das Nadelöhr L 512 gesprochen hat, sagte auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir sehen das Problem, haben aber auch keine Patentlösung. Man kann dort nicht einfach den Verkehr umdrehen.“ Möglicherweise könne irgendwann vom Kreisel Erzbergerstraße/Stellwerkstraße das Teilstück der L 512 stadtauswärts bis zur Star-Tankstelle geöffnet werden: „Ein Durchgangsverkehr wäre das aber immer noch nicht.“ Und die PM-Tankstelle bleibe davon unberührt.

Änderung in etwa drei Monaten

Die Pressesprecherin des Landesbetriebs Straßenbau, Julia Ollertz, teilte mit, dass der Landesbetrieb gemeinsam mit der Stadt Olpe vor Ort geprüft habe, ob es Möglichkeiten gebe, die aktuelle Verkehrsführung infolge der Baustelle zu ändern. Ollertz: „Dabei wurde auch die angesprochene Variante ,Einbahnstraße umkehren’ überprüft, und es hat sich gezeigt, dass diese wegen verkehrlicher Nachteile nicht umsetzbar ist.“ Die Verkehrssicherheit spiele dabei die Hauptrolle. Außerdem habe die aktuelle Verkehrsführung mittlerweile eine entsprechende Akzeptanz entwickelt. Ollertz weiter: „Die bisherige Umleitung ist deshalb bis zum Ende der Baumaßnahme so vorgesehen.“

Ein Hoffnungsschimmer zumindest für die Star-Tankstelle ist aber in Sicht: „Eine Änderung lässt sich nach dem Ende des Bauabschnitts 1b in ca. drei Monaten realisieren - dann könnte die Einbahnstraßenregelung bis zu star Tankstelle aufgehoben werden.“ Eine Anfahrt zur Tankstelle aus Richtung des Kreisverkehrs Dornseifer werde möglich.

Allerdings werde nach dieser Änderung intensiv beobachtet, wie sich die Verkehrssituation in dem Bereich entwickle, damit die Verkehrssicherheit weiterhin gewährleistet sei.