Attendorn. Die Firma Mees aus Lennestadt nutzt für den Abriss einen 45 Tonnen Longfront-Bagger. Der Attendorner Architekt blickt mit uns zurück:

Unser Bild stammt vom 10. März 2014. Nachdem die vier Glocken aus dem Turm geholt wurden, machten zunächst ein Roboter und anschließend ein Abrissbagger dem Turm der Josefskirche den Garaus.  
Unser Bild stammt vom 10. März 2014. Nachdem die vier Glocken aus dem Turm geholt wurden, machten zunächst ein Roboter und anschließend ein Abrissbagger dem Turm der Josefskirche den Garaus.   © Unbekannt | Meinolf Lüttecke

In wenigen Tagen ist der Abriss des Kirchenschiffs von St. Josef – der Glockenturm wurde bereits im März 2014 abgerissen – erfolgt. Dann ist 60 Jahre nach dem ersten Spatenstich am 24. März 1961 von der Josefskirche nichts mehr zu sehen und folgt man den Worten von Weihbischof Manfred Grothe, der am 21. September 2013 der Profanierung vorstand, „ist die Gemeinde und Stadt Attendorn um ein weiteres Zeugnis des Glaubens kleiner geworden“.

Das für den Abriss von der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Attendorn beauftragte Bauunternehmen Hubert Mees aus Lennestadt entkernte zunächst zwei Wochen lang die Kirche. Auch wurde vorab das Priesterwohnhaus direkt neben der ehemaligen Josefskirche abgerissen. Hier wohnten lange Jahre die bereits verstorbenen Priester, zunächst Studienrat Werner Kleffner und später Attendorns langjähriger ehemaliger Pfarrer Johannes Klinkhammer.

25 Meter Armlänge

Seit Montag wird das Langschiff abgerissen. Dafür wurde ein 45 Tonnen schwerer Longfront-Bagger an den Stürzenberg gebracht, der sich jetzt Schritt für Schritt durch das Ziegelmauerwerk der Seitenwände arbeitet. Auch das Kirchendach, bestehend aus Beton, Wärme- und Feuchtigkeitsisolierung sowie Bitumpappe, ist für den Abbruchbagger mit 25 Metern Armlänge kein Problem. Wie der Bauleiter der Firma Mees, Philipp Schneider, im Gespräch mit unserer Zeitung sagte, wird „das Langschiff in dieser Woche bodengleich gemacht“. Der Bereich der ehemaligen Sakristei folgt kommende Woche. Der Bauschutt wird zu schotterähnlichem Material recycelt und abgefahren. Andere Komponenten werden sortenrein in Container gepackt.

Hier entsteht St. Ida

Das derzeit freiwerdende Grundstück wird an die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) verkauft. Auf dem Gelände entsteht ein Kindergarten – aus drei zusammenhängenden Häusern – mit dem Namen St. Ida; hier können 40 Kinder untergebracht werden.In einem weiteren geplanten Gebäude wird eine Außenwohngruppe des Josefshauses (Olpe) mit acht Kinder einziehen. Der katholische Jugend- und Familiendienst Kompass wird den Franziskaner-Hof in Attendorn verlassen und ebenfalls in die neuen Räumlichkeiten am Stürzenberg gehen.Das Bauvorhaben, das vom Architekturbüro Hengstebeck aus Attendorn geplant wurde, wird rund 4,5 Millionen Euro kosten. Der Kreis Olpe bewilligte den Bau des Kindergartens und wird 1,8 Millionen Euro beisteuern.Das ehrgeizige Zeit-Ziel bis zur Eröffnung des Kindergartens lautet Frühjahr 2022.

Die Attendorner Architekten Bernd und Otto Greitemann erhielten 1960 den Auftrag, die Baupläne für die Josefskirche zu erstellen. Bernd Greitemann erinnert sich im Gespräch mit unserer Zeitung noch genau an die damalige Zeit.

Er selbst war der Auffassung, dass der Standort der Kirche zu den Menschen gehört und favorisierte für den Kirchenbau die Fläche in dem Bereich, in dem heute der katholische Kindergarten und das Familienzentrum St. Martin (Amselstraße) stehen. Entsprechende Fläche gehört hier der katholischen Kirche. Bernd Greitemann: „In Sichtweite eines Doms baut man keine zweite Kirche.“

Hausmeister hat gemischte Gefühle

Die Verfechter für den Bau am Stürzenberg, Bernd Greitemanns Vater Otto und Dechant Köster, setzen sich jedoch durch. Und bei einer Besprechung am Stürzenberg, in der Bernd Greitemann noch einmal seine Meinung vertrat, machte ihm ein eigens aus Paderborn angereister Prälat unmissverständlich klar: „Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Kirche zur Schule (damals Engelbert- heute Attandarra-Schule) gehört.“ Architekt Greitemann ist der Ansicht, dass, wenn man auf ihn gehört hätte, das Gemeindezentrum Seliger Adolph Kolping neben der Rundturnhalle nicht nötig gewesen wäre.

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Peter Klein, seit 31 Jahren Hausmeister der Engelbert- und heute Attandarra-Schule, sieht beim derzeitigen Abriss mit gemischten Gefühlen zu und resümiert: „Als mein Vater (Konrad Klein, Ann. der Redaktion) als Hausmeister Anfang der 1960er Jahre hier hinzog, wurde die Josefskirche erbaut. Jetzt, wo ich bald Rentner werde und ausziehe, wird die Kirche abgerissen. Eine Generation baut auf und die andere Generation reißt ab.“

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Nach der Profanierung wurde die Kirche als Depot für kirchliche Kunstgegenstände des Erzbistums Paderborn genutzt. Deshalb konnten auch die zur Josefskirche gehörenden Kunstgegenstände, Tabernakel mit dem „Brennenden Dornbusch“, Ambo und das große Bronzekreuz, die der Attendorner Bildhauer Karl-Josef Hoffmann schuf, hier verbleiben. Ebenso lagerten die vier Bronzeglocken, die mit dem Geläut der Pfarrkirche abgestimmt waren, hier. Pfarrer Andreas Neuser sagte uns, dass diese zunächst anderweitig eingelagert wurde.