Lennestadt. Die Gymnasien in Lennestadt arbeiten mit der Uni Siegen zusammen, um Mathe-Unterricht attraktiver zu machen. Warum das gerade jetzt wichtig ist.

Nach der Pandemie wird auch im Schulunterricht nichts mehr so sein wie früher. „Ich glaube, es wird kein Zurück mehr geben, sondern ein Hybrid zwischen realem und virtuellem Unterricht“, sagt Dr. Ingo Witzke, Professor für Mathematikdidaktik an der Uni Siegen. Wie sich dieser „neue Unterricht“ anfühlen könnte, das erfahren jetzt die beiden Gymnasien in Lennestadt in den Projekten „DigiMath4Edu“ (GymSL) und „MINT-Pro2Digi“ (Maria Königin).

Ein Jahr lang, seit Februar, begleiten Studierende (Fach Mathematik) der Uni Siegen, so genannte „UnversitätsassistenInnen für digitale Bildung“ die Fachschaft Mathematik am Städtischen Gymnasium Lennestadt, in den Leistungskursen im Präsenzunterricht, ansonsten digital. Ihr Job: „Den Unterricht verfeinern, entlasten und neue Perspektiven aufzeigen“, so Professor Witzke – und das mit den vielfältigen Möglichkeiten digitaler Technik.

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„Es ist zum Beispiel unheimlich schwierig, den Schülern im Distanzunterricht den Umgang mit dem Geodreieck beizubringen. Unsere Assistentinnen haben dann dafür eine App entwickelt, das ist eine Superunterstützung“, erklärt Julia Gerbe, Mathematik-Lehrerin am GymSL.

Technischen Grundlagen vorhanden

Mehr noch: Virtual und Augmented Reality zur parallelen Darstellung realer und virtueller Räume oder Makerspace-School, wobei es um das Arbeiten mit digitalen Werkzeugen geht, machen aus dem staubigen Mathematik-Unterricht ein cooles Hightech-Fach. Darum geht es auch Dr. Witzke: „Den Mathematik-Unterricht für die Schüler attraktiver zu machen.“ Und authentischer mit Aufgabenstellungen aus der realen Welt.

Die technischen Basisvoraussetzungen sind an fast allen Schulen mittlerweile vorhanden, nun geht es darum, damit richtig umzugehen. Birgitta Pieters, Leiterin des GymSL: „Wir waren genau an der Stelle, wo das Kollegium Unterstützung brauchte, die Assistentinnen der Uni sind ein absoluter Gewinn.“

Andererseits ist es für die Uni Siegen eine wichtige Erfahrung zu sehen, wie digitale Medien im Praxisunterricht wirken, ob sie für Lehrpersonen einen Mehrwert erzeugen, der den technischen Aufwand auch rechtfertigt. Dr. Witzke: „Es geht hier also um einen gegenseitigen Input, die Studierenden bilden dabei die Brücke von der Uni zur Schule.“ Mit Workshops und realen, unternehmerischen Aufgabenstellungen für die Schüler sind auch Unternehmen, mit denen die Schulen zusammen arbeiten, in das Projekt eingebunden.

Schüler lösen Fragestellungen aus Unternehmen

Das Gymnasium Maria Königin wird ebenfalls in das Projekt einsteigen und im kommenden Jahr zusammen mit der Uni Siegen das Projekt MINT-Pro2Digi starten. Die Grundidee liegt darin, authentische mathematische Problemstellungen aus Unternehmen (Modellbildung, Optimierungen, Big Data, Produktdesign etc.), in Projektteams zu lösen. Zusammen mit erfahrenen Lehramtsstudierenden, Lehrkräften und wissenschaftlichem Personal können die Schüler jahrgangsübergreifend direkt erleben, wie sie ihr schulisches Wissen in der Arbeitswelt einbringen können. Auch das soll den „Bock auf Mathe“ erhöhen.

MK-Schulleiter Jan Fabian Borys kann es kaum erwarten, dass endlich losgeht. Die Schule habe sich vor eineinhalb Jahren auf den digitalen Weg gemacht, die digitale Grundausstattung sei vorhanden.

Professor Dr. Ingo Witzke freute sich über die Zusammenarbeit, die von der Stadt Lennestadt begleitet wird: „Wir haben hier zwei Schulen mit der Bereitschaft, neue digitale Möglichkeiten auszuprobieren.“ Lehrer, die offen für diese neuen Unterrichtsformen sind, seien wichtige Multiplikatoren.