Hofolpe. Maike Köster ist 24 Jahre alt und gesund. Dennoch trifft sie die Corona-Infektion hart. Noch heute kämpft sie mit den Spätfolgen der Infektion.
Eigentlich fühlte sich Maike Köster relativ sicher. Natürlich wusste sie, dass das Coronavirus auch jüngere Menschen schwer krank machen kann. Doch wirklich damit gerechnet? Nein, das hatte die 24-Jährige aus Hofolpe nicht. Auch nicht als klar wurde, dass sich einer ihrer Kollegen des Rettungsdienstes des Hochsauerlandkreises infiziert hatte – und sie erste Symptome zeigte. „Ich dachte halt, ich kriege einen Schnupfen“, erzählt die junge Frau. „Aber dass es so schlimm werden würde, das war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar.“
Im Oktober herrscht Unruhe beim Rettungsdienst des Hochsauerlandkreises. Einer im Team wird positiv auf das Coronavirus getestet. Einige seiner Kollegen müssen in Quarantäne, vier weitere stecken sich an – auch Maike Köster. „Ich wusste sofort, dass irgendwas anders ist“, sagt sie. „Es fühlte sich einfach nicht wie eine normale Grippe an.“ Sie sollte recht behalten. Leider. Denn das Virus trifft sie mit voller Wucht. Es ist nicht nur das hohe Fieber und die Kopfschmerzen. Maike Köster kann knapp eine Woche lang nicht richtig essen oder trinken, kippt zuhause mehrfach um. „Ich konnte nichts mehr“, berichtet sie. „Weder richtig laufen, noch aufstehen. Fünf Tage lang war es richtig schlimm.“ Genug Gründe für einen Krankenhausaufenthalt. Doch Maike Köster möchte nicht. Irgendwie aus Scham, als Rettungssanitäterin „nicht standhalten zu können“. Oder ihre Kollegen rufen zu müssen. Dass Stolz an der Stelle fehl am Platz war, das weiß sie heute auch. Denn die junge Frau verbringt vier Wochen zuhause, kuriert das Virus ohne ärztliche Hilfe aus.
Übelkeit beim Autofahren
Als es dann besser wurde, dachte Maike Köster, dass jetzt alles überstanden ist. Doch sie täuscht sich. Die 24-Jährige, die keine Vorerkrankungen hat oder irgendwelche Medikamente nimmt, leidet noch heute an den Spätfolgen. Sehr sogar. Eine Abgeschlagenheit, chronische Kopfschmerzen begleiten sie im Alltag. Manchmal wird ihr beim Autofahren übel. Ein Gefühl, das sie vorher nicht kannte. So als würde der Gleichgewichtssinn nicht mehr richtig funktionieren, versucht sie es zu beschreiben. „Ich war zehn Kilo leichter“, erzählt sie. „Früher habe ich viel Sport gemacht. Jetzt kriege ich aber nicht mehr richtig Luft. Während ich vor der Infektion 15 bis 20 Kilometer am Stück gewandert bin, bin ich heute schon nach vier bis fünf Kilometer fertig.“
Sie wendet sich an ihren Hausarzt. Ein Langzeit-EKG zeigt einen schnelleren Herzschlag. Aber sonst gibt es kein Ergebnis. „Man weiß einfach nicht, was es für Folgen hat oder welche Therapiemöglichkeiten es gibt“, sagt Maike Köster. „Ich fühle mich ein Stück weit im Stich gelassen.“ Auch von der Politik. Deutschland habe wie andere europäische Länder zu spät bei der Impfstoffbeschaffung reagiert. Zu hoch sei die Bürokratie.
Impfung nicht vertragen
Mittlerweile ist sie geimpft. Zumindest die erste Dosis hat sie schon erhalten – und zwar Astrazeneca, als der Impfstoff für jüngere Menschen noch zugelassen war. „Das habe ich gar nicht vertragen“, erzählt sie. „Ich hatte ähnliche Symptome wie bei der Corona-Infektion.“ Also wieder hohes Fieber, Erbrechen, Kreislaufprobleme. Trotzdem – Maike Köster ist froh, schon geschützt zu sein. Denn sowas wie im Herbst
möchte sie nie wieder erleben. Vor allem, weil demnächst im Rahmen ihrer Ausbildung zur Notfallsanitäterin noch ein Praktikum auf der Intensivstation ansteht. Im Mai – leider knapp vor ihrer zweiten Impfung. „Ich mache mir schon Gedanken“, sagt sie. „Auch generell davor, dass ich sie wieder nicht vertragen könnte. Aber selbst wenn ich es vorher schon wüsste, würde ich es in Kauf nehmen.“
Maike Köster sehnt sich nach Normalität. Ihre Hoffnung ist groß, dass die Impfung schnell voran geht. Seit Dezember lebt sie nun in ihrer Wohnung in Hofolpe – und hat seither nicht mal ihre Familie begrüßen können. Sie möchte wieder Sport machen, sich mit Freunden treffen – generell einen Ausgleich zur Arbeit und zur Ausbildung. Eben wieder ein Leben. So wie früher. Aber schon jetzt hat sie ihr Lächeln wieder.