Hützemert. Der Alte Bahnhof Hützemert bietet weitere Attraktionen: Das neue Trauzimmer und ein offener Bücherschrank.

„Es ist doch sehr schön, wenn man Menschen mit so vielen verschiedenen Interessen und Talenten unter einem Dach vereint“, freut sich Sascha Koch vom Dorfverein Hützemert über zwei neue Projekte rund um den Alten Bahnhof, der sich seit seinem Umbau als Dorfhaus und Raststätte für Einheimische und Reisende zu einem Mikrokosmos vielfältiger Aktivitäten entwickelt hat.

Mehr noch, er ist Leitstern einer lebendigen Erinnerungskultur und einer regen Dorfgemeinschaft. Noch heute zeugen Bahnsteiglampen, die Namenstafel am Empfangsgebäude, Güterschuppen und alte Waggons daran, dass hier einst ein buntes Treiben herrschte. Im Februar 2008 wurde das Gebäude als letztes noch erhaltenes Bahnhofsgebäude auf Drolshagener Gebiet in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen.

Idee schon seit 2014

Mit der Fertigstellung des nahe gelegenen Wegeringhauser Tunnels im Jahr 2012 als Bestandteil des Bergischen Panoramaradweges setzten die Hützemerter dann alles daran, den Alten Bahnhof umzustrukturieren.

Der neue offene Bücherschrank am Alten Bahnhof. Neben Büchern bietet er auch Wetterschutz für Ausflügler. Unser Foto zeigt Ralf Bieker (links) und Martin Willmes (2. von rechts), die ihn gebaut haben, Ideengeberin Waltraud Heinrichs (rechts) sowie Matthes und Ben.
Der neue offene Bücherschrank am Alten Bahnhof. Neben Büchern bietet er auch Wetterschutz für Ausflügler. Unser Foto zeigt Ralf Bieker (links) und Martin Willmes (2. von rechts), die ihn gebaut haben, Ideengeberin Waltraud Heinrichs (rechts) sowie Matthes und Ben. © WP | Birgit Engel

Hinzugekommen sind in diesem Frühjahr nun ein offener Bücherschrank und ein Trauzimmer. Letzteres im ehemaligen Wartesaal der 2. Klasse – unter königlich-preußischen Staatseisenbahnzeiten gab es Wartesäle von Klasse 1 bis 4 mit einer Ausstattung von besonders prunkvoll bis zur Brettersitzbank – und demzufolge mit einem schönen geschichtsträchtigen Ambiente.

„Die Idee zu einem Trauzimmer entstand schon in der großen Umbauzeit 2014/2015. Umso schöner, dass es nun so weit ist“, erzählt Sascha Koch, dass man in den vergangenen Jahren mehr mit dem laufenden Betrieb des Alten Bahnhofs beschäftigt gewesen sei und darüber hinaus einige Hürden zu überwinden gewesen seien, man jetzt aber die Erlaubnis der Kommune habe und es in Ambiente und Ausstattung stimme. „Einen zusätzlichen Anstoß für die Umsetzung, die nun endlich stattgefunden hat, gab auch die neue Ordnungsamtsleiterin Claudia Heite, da immer wieder Anfragen für eine Hochzeit in dieser historischen Umgebung kommen“, erläutert Sascha Koch.

Erste Hochzeit am Samstag

Für die Einrichtung des neuen Trauzimmers, die Dekoration und das florale Design, das für den bekannten roten Faden und ein harmonisches Gesamtbild sorgen soll, engagierte sich vorderhand Steffi Alte, deren Familie in der Floristik zuhause ist. An der Wand hängt beispielsweise ein großes Foto. Darauf zu sehen ein frisch vermähltes Paar vor der alten Dampflok, die zusammen mit vielen anderen schönen erhaltenen Details an längst vergangene Zeiten erinnert.

Vier Standorte für Trauungen

Die Stadt Drolshagen verfügt nun über insgesamt vier amtliche Standorte für Trauungen: der Gewölbekeller des Alten Klosters, Gut Kalberschnacke, das Heimathaus und der Alte Bahnhof.

Ein Flyer mit allen wichtigen Informationen ist in Arbeit und wird in Kürze im Rathaus und im örtlichen Handel ausliegen. Ebenso abrufbar ist er auf der Homepage www.huetzemert.de.

Die erste Trauung im früheren Wartesaal mit seinen vertäfelten Wänden, den imposanten Türen und dem Dielenfußboden fand übrigens auch schon statt: Am Samstag, 10. April, heirateten dort Timo Halbe und Lorena Boßert.

Ideengeberin Waltraud Heinrichs

Ideengeberin zum offenen Bücherschrank war Waltraud Heinrichs. „Das passt zum Treffpunkt Bahnhof“, so Sascha Koch. Länger habe man nach einer Umsetzungsidee gesucht. „Da echte historische Telefonzellen, die gemeinhin als offener Bücherschrank beliebt sind, unerschwinglich sind, haben wir uns für eine Wellblechhütte entschieden, wie sie für Bahnhöfe so typisch waren und wo derzeit Stellwerk, Fernmeldeanlagen oder verschiedene Bahnmaterialien untergebracht wurden.“

Finanziert wurde der offene Bücherschrank im Wellblechformat durch den „Heimat-Scheck“ – die Zuwendung wird als Festbetragsfinanzierung in Höhe von 2 000 Euro je Maßnahme bewilligt – aus dem Landesförderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet.“

Die Hütte, deren Gestaltung sich an historischen Fotos orientiert, steht unweit der Fahrradlade- und Reparaturstation und bietet zudem Wetterschutz für vorbeikommende Ausflügler. Gebaut wurde sie in Eigenleistung von Ralf Bieker und Martin Willmes und freut sich schon jetzt über reges Leben. „Auch unsere Kinder schauen hier gerne vorbei, und die ersten Fahrradfahrer wurden ebenso schon gesichtet“, freuen sich die Macher.