Lennestadt/Kreis Olpe. Sabrina Niklas aus Elben bringt die Blaue Tonne nach Lennestadt: Gebrauchte Jeans-Textilien sollen fürs Recycling gesammelt werden.
In dieser Woche soll sie kommen, die Blaue Tonne für Lennestadt. Keine Angst, liebe Bürgerinnen und Bürger, die Stadt wird Ihnen nach Schwarz, Braun, Grün und Gelb nicht noch ein weiteres Abfallgefäß vor die Tür stellen. Die Blaue Tonne bleibt ein Einzelstück in der Stadt, soll ihren Platz im Eingangsbereich des Rathauses bekommen und ist ein weiteres Mosaiksteinchen für das Projekt der Familie Niklas aus Elben. In der Tonne sollen Textilien aus Jeansstoff gesammelt werden, die später recycelt werden.
Blaue Tonnen gibt es bereits einige im Kreis Olpe: in Wenden, Elben, Attendorn, Finnentrop, Kirchhundem und nun bald auch in Lennestadt. Das freut Sabrina Niklas besonders, denn die 41-Jährige ist bei der Stadtverwaltung, Bereich Stadtwerke, beschäftigt, arbeitet coronabedingt derzeit aber vorwiegend im Home-Office. Vielleicht ist dies auch ein Grund, warum die Arbeitsplatzkommune erst jetzt ihre Blaue Tonne bekommt.
Sammelsystem für den ganzen Kreis Olpe
Eigentlich ist das auch egal, denn der Plan ist, das Sammelsystem in ganz NRW, vielleicht sogar bundesweit, auf jeden Fall im gesamten Kreis Olpe zu etablieren. „Der Kreis hat hier eine kleine Vorreiterrolle“, so Sabrina Niklas.
Im TV sah sie im Sommer 2019 einen Bericht über den Kölner Laden „Kiss the inuit“ (zu deutsch: Küsse den Eskimo), der recycelte Textilien verkauft und ausgemusterte Textilien aus Jeansstoff sammelt und in den Recyclingkreislauf bringt. „Ich fand das sofort super und habe dann mit den Kölnern Kontakt aufgenommen“, erinnert sich Sabrina Niklas. Denn Jeans ist anders als normale Stoffe. Bis zu 7.000 Liter Wasser benötigt eine neue Jeans, rund 35 Kilogramm CO2 werden zudem ausgestoßen, so lautet die traurige Ökobilanz der beliebten Textilien, die wohl jeder trägt und kennt. Kleidungsstücke aus recycelten Fasern benötigen hingegen weniger als ein Drittel an Wasser und sind damit wesentlich klimafreundlicher.
1.000 Jeansstücke im Keller
Das Kernproblem ist, an die ausgemusterten Stoffe zu kommen, bevor sie in der Mülltonne oder in den vielen Sammelcontainern für Altkleider landen. Sabrina Niklas will mit ihren Blauen Tonnen helfen, dass der Jeansstoff an der richtigen Stelle landet - aus Überzeugung: „Uns geht es doch gut, wir haben Zeit, gerade im Moment, und es ist, ein klein bisschen die Welt zu retten“, sagt die 41-jährige Mutter von zwei Kindern zu ihrer Motivation.
Derzeit türmen sich in Niklas Keller in Wenden rund 1000 Jeansstücke. Sie stammen aus den Blauen Tonne, die sie bereits im Kreis Olpe verteilt hat und die sie und ihr Mann Peter selber leeren, wenn sie voll sind. Übrigens alles ehrenamtlich und auf eigene Kosten.
„Wir versuchen, die Einsammelfahrten sinnvoll mit anderen Fahrten zu verbinden. Mein Mann ist in Attendorn an einer Schule, bringt die Sachen dann von Attendorn oder Finnentop mit und ich fahr von Lennestadt über Kirchhundem nach Hause. So ist der Plan.“ Hilfe bekommt sie von einigen Fair-Trade-Läden im Kreis.
Mindestens 95 Prozent
Zuhause sortiert Sabrina Niklas die gesammelten Jeans, „denn die Jeansstoffe müssen einen Baumwollanteil von mindestens 95 Prozent haben, sonst lassen sie sich nicht recyceln. Farbe und Zustand sind egal.“ Die aussortierten, nicht recycelbaren Stücke, landen im Altkleidercontainer. Die brauchbaren bringt Familie Niklas nach Köln. Von dort gehen sie zu einem Spezialunternehmen, wo die Nieten entfernt, die Jeansstoffe aufgeribbelt und zu einem verwertbaren Baumwollstoff verarbeitet werden. Aus dieser Baumwolle werden neue Textilien gefertigt, zu 100 Prozent aus Recycling-Baumwolle.
Entscheidend für die Produktion, die in Portugal in ausgewählten Oeko-Tex STeP-Betrieben erfolgt, ist die Haltbarkeit der Materialien, so dass ein Kleidungsstück möglichst lange getragen werden kann. Sabrina: „Ich habe einen solchen Pulli im Schrank, es können aber auch andere Artikel aus der Baumwolle gefertigt werden.“ Und diese nicht nur in der Farbe blau.