Attendorn/Berlin. Der angehende Priester Sebastian Springob kehrt in seine Attendorner Heimat zurück. Der 12. Juni wird sein großer Tag.
Der angehende Priester Sebastian Springob, der in Attendorn fest verwurzelt ist, „strandete“ Mitte November erneut in Berlin. Im Oktober absolvierte er ein vierwöchiges Schwerpunktpraktikum in der Berliner Obdachlosenseelsorge (wir berichteten).,
Da bis heute keine Einreisemöglichkeit in die USA besteht, zerschlug sich Springobs Vorhaben, in einer Gemeinde in New York City das Diakonatspraktikum durchzuführen. Bei der Auswahl einer entsprechenden Alternative hatte er sich das Anforderungsprofil gesetzt, die verfügbare Zeit in einer Großstadt mit säkularem Umfeld zu verbringen. Die Wahl fiel schnell auf Berlin. Hier steht im Ortsteil Moabit das Dominikanerkloster Sankt Paulus, das den Hansestädter für einige Monate beherbergen sollte. Im Jahre 2019 wurde die Großpfarrei St. Elisabeth aus insgesamt sechs Gemeinden gegründet, in der der Attendorner als Diakon nun seit einem knappen halben Jahr mitarbeitet. Ca. 26.500 Gemeindemitglieder wohnen in drei Ortsteilen Berlins. Der Verbund wird von vier Dominikanerpatres seelsorgerisch betreut, von denen einer als Pfarrer und drei Patres als Subsidiare tätig sind. Außerdem vervollständigen je zwei Diakone und Gemeindereferenten das Pastoralteam.
Die Standorte liegen in den Berliner Ortsteilen Wedding, Moabit und Tiergarten. Oft sind längere Strecken zu bewältigen, deshalb hat der Attendorner das Fahrradfahren wieder für sich entdeckt. Was der Hansestädter bedauert, ist, dass der unmittelbare Kontakt zu den Gläubigen wegen der Krise oft fehlte.
Eigene Beiträge für Gemeindebrief
So galt es, neue Arbeitsfelder zu erschließen. Sonntags predigte Diakon Springob regelmäßig bei den unter strengen Auflagen stattfindenden Präsenzgottesdiensten. Auch am Angebot eines Predigt-Podcasts der Pfarrei arbeitete er mit.
Normalerweise als Deutsch- und Religionslehrer am Attendorner St.-Ursula-Gymnasium tätig, bot es sich an, sich im Redaktionsteam der Großgemeinde beim 80 Seiten umfassenden Gemeindebrief mit eigenen Beiträgen einzubringen. Unter der Überschrift „Seelsorge to go“ lud der Diakon Gemeindemitglieder zum Abendspaziergang ein. Dies wurde von den Gläubigen genutzt, um mit dem 45-Jährigen über Glaubensfragen ins Gespräch zu kommen oder seelsorgerische Beratung wahrzunehmen. Am Weißen Sonntag wird er seine Zelte in Berlin abbrechen, dann ist das knappe halbe Jahr vorbei.
Springobs Fazit: „Trotz aller Rahmenumstände habe ich wirklich interessante Menschen und ein vielfältiges Leben in einer toleranten und auch religiös vielfältigen Stadt kennengelernt.“ Für ihn als Katholik war es eine Bereicherung, in einer säkularen Großstadt zu leben. Die (katholischen) Christen sind hier nur ein Teil von vielen anderen Angeboten der unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften. Wer Interesse hat, seine neunmonatige Reise nachzuverfolgen, der kann ihm auf Instagram unter dem Account bastianspringt folgen. Dort hat er ein kleines Reisetagebuch online gestellt.
Ab 3. Mai wieder in die Schule
Nach Berlin wartet auf den Hansestädter der Endspurt in Form eines zweiwöchigen Pastoralkurses zur Vorbereitung auf den priesterlichen Dienst. Spätestens am 25. April ist er zurück in seiner Heimatstadt und am 3. Mai beginnt für ihn wieder der Schulalltag am St.-Ursula-Gymnasium. Ein großes und wichtiges Ereignis in seinem Leben steht aber noch bevor: die Priesterweihe am Samstag, 12. Juni, um 10 Uhr im Sauerländer Dom. Die Weihe wird durch den Paderborner Weihbischof Matthias König durchgeführt. Das dürfte die erste Priesterweihe in der Geschichte der altehrwürdigen Attendorner Pfarrkirche sein. Es folgt einen Tag später um 11 Uhr die Primizfeier an gleicher Stelle. Unter welchen Bedingungen diese Feiern allerdings stattfinden können, steht aufgrund der Corona-Pandemie derzeit noch in den Sternen. Von beiden Ereignissen wird es aufwändige Liveübertragungen im Internet geben.
Sebastian Springob betont: „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen innerkirchlichen Debatten gehe ich mit vielen (An-)Fragen, ja auch Zweifeln, und vor allem mit großem Respekt diesem Schritt entgegen. Zugleich blicke ich aber auch mit großer Dankbarkeit auf diesen Tag und mit Zuversicht auf das, was die Zukunft für mich bereithält. Ich habe Tag für Tag so viele tolle Menschen um mich herum. Sei es in der Familie, in der Schule, aber auch im Freundeskreis oder ganz einfach im alltäglichen Leben als Attendorner. Da fühle ich mich gut aufgestellt und freue mich auf den kommenden Lebensabschnitt.“