Kreis Olpe. Ab Montag müssen die Geschäfte im Kreis Olpe wieder schließen. Einzelhändler sind genervt und können die neuen Einschränkungen nicht verstehen.
Während die Gastronomie nach den Lockdown-Beschlüssen aus Berlin auf die Barrikaden geht, sieht die Stimmungslage im Einzelhandel ähnlich aus. Mit einem wesentlichen Unterschied: Der Einzelhandel hatte die Chance, mit dem Click & Meet-System Erfahrungen mit einer eingeschränkten Öffnung zu machen. Und das offenbar mit Erfolg, wie beispielsweise Christoph Häner vom gleichnamigen Traditions-Schuhhaus in Wenden versichert:
„Wir waren froh, das wir am 8. März wieder öffnen durften. Das mit der Terminvergabe hat hier sehr gut funktioniert und wird von den Kunden gerne angenommen. Wir können in unseren beiden Filialen mit jeweils rund 160 Quadratmeter Ladenfläche vier Kunden gleichzeitig beraten. Es gibt kein Gedränge, notwendige Abstände sind problemlos einzuhalten, die Namen werden notiert, Maskenpflicht und Handhygiene kommen selbstverständlich ohnehin hinzu.“ Der Umsatz breche damit auch nicht so stark ein, wie beim Verkauf ausschließlich an der Ladentüre, also bei Click & Collect. Häner: „Das bringt wenig. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob wir die Leute beraten und bedienen können oder eben nicht.“
Schade und unverständlich
Es sei schade und eigentlich unverständlich, warum das ab Montag wieder zurückgenommen werde. Vor allem, angesichts der vergleichsweise niedrigen Corona-Zahlen im Kreis Olpe. Häner: „In anderen Bundesländern wird das anders gehandhabt, da wird die Inzidenz des jeweiligen Landkreises zugrundegelegt.“ Manche Kunden seien zunehmend verunsichert, wüssten bei dem ständigen Hin-und- Her nicht mehr, was für wen gelte. Insbesondere das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster habe für Fragen gesorgt, da plötzlich der gesamte Einzelhandel öffnen konnte, eine Stunde später sei das dann auch wieder gekippt worden.
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Selbsttests vor den Ladentüren bewertet Häner skeptisch. Er hat zumindest Zweifel, ob die Kunden es annähmen, wenn vor der Ladentür eine Teststation eingerichtet würde.
„Click & Meet ist für uns besser. Wenn wir das so weiter machen könnten, wäre das in Ordnung.“ Statt einem weiteren Lockdown sollte die Politik nach dem 18. April auf jeden Fall Click & Meet wieder zulassen, wenn eine komplette Öffnung noch nicht als möglich angesehen werde. Aber auch mit weniger starken Einschränkungen, so Häner, „darf es nicht das ganze Jahr so weitergehen.“
Als eine Katastrophe bezeichnet Birgit Falkenberg, deren Sohn Dennis Inhaber von Sport Falkenberg an der Niedersten Straße in Attendorn ist, die neuesten Beschlüsse. Nicht mal mehr Click and Meet, dafür habe sie nun wirklich kein Verständnis mehr: „Ich frage mich, wo sollen sich unsere Kunden anstecken. Die Stadt ist leer, und wir passen auf Abstände und Hygieneregeln ganz genau auf.“
Politik stümperhaft
„Als Einzelhändler muss man recht flexibel sein, um Umsatz zu generieren. Man muss sich jeden Tag neu erfinden“, sagt Arnold Vogt, der zusammen mit seiner Gattin das Geschäft „Schenken und Genießen“ in Grevenbrück betreibt.
Nur, wer als Eigentümer des Ladenlokals keine Miete zahlen müsse und ohne Personal auskomme, könne im günstigsten Fall eine schwarze Null erwirtschaften. Die Versprechen seitens der Politik seien schlimm und zum Teil stümperhaft, sagt Vogt angesichts des Rückziehers aus Berlin für die sogenannten „ruhigen Ostertage“, die am Dienstag verkündet und gestern wieder zurückgenommen wurden. Das öffentliche und wirtschaftliche Leben einfach für zwei Tage anzuhalten, „das war absolut weltfremd“. Aber man dürfe sich nicht in den Negativsog reinziehen lassen und den Kopf in den Sand, für den Verbraucher sei die Situation genauso schlimm.