Elben/Siegen. Ein geplatztes Drogengeschäft sorgte für massive Gewalt in Elben. Das Olper Schöffengericht verhandelte gegen fünf inhaftierte Angeklagte.
Eigentlich ist Elben ein beschaulicher Ort im Wendener Land. Idylle pur. Doch damit war es in der Nacht zum Pfingstmontag 2020 schlagartig vorbei. Vier vermummte, mit Baseballschlägern und einer Pistole bewaffnete Männer stürmten am 1. Juni in eine Wohnung. Ohne jede Vorwarnung erhielt ein 49-Jähriger mehrere Schläge, unter anderem auf den Kopf. Blutüberströmt lag er auf dem Boden. Er erlitt Platzwunden, Prellungen, seine Kniescheibe wurde zertrümmert. Erst als vor der Tür ein Schuss ertönte, flüchteten die Männer. Es war der Warnschuss eines Mittäters, da ein Nachbar eingreifen wollte. Die vier Männer und eine Frau, die draußen gewartet hatte, wurden nach umfangreichen Ermittlungen im November festgenommen. Alle sitzen seit vier Monaten in U-Haft. Mit dem spektakulären Fall beschäftigte sich am Freitag das Olper Schöffengericht.
Olper Gericht verhandelt in Siegen
Für Richter Richard Sondermann war es eine Premiere. Erstmals verhandelte das Olper Gericht im Schwurgerichtssaal des Landgerichtes. Coronabedingt wäre dies aus Platzgründen bei fünf Angeklagten und fünf Verteidigern in Olpe nicht möglich gewesen. Anlass für die massive Gewalt war ein geplatztes Drogengeschäft gewesen. Die Angeklagte (24) aus Lennestadt hatte bei dem 49-Jährigen in Elben LSD-Platten für 100 Euro bestellt. Dieser hatte signalisiert, den Stoff besorgen zu können. Da die Lieferung sich jedoch immer länger hinzog, besorgte sich die Frau das LSD von jemand anderem.
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Als der 49-Jährige den Stoff dann doch bekam, bestand er darauf, dass die 24-Jährige ihm die 100 Euro bezahle. Die dachte jedoch nicht daran. Man bedrohte sich gegenseitig mit irgendwelchen Motorradclubs, denen man angeblich angehörte. Die Situation eskalierte. Als die 24-Jährige ihrem Freund (31) von der Sache erzählte, blies dieser zur Attacke.
Der Lennestädter holte die drei anderen Angeklagten, die noch Schulden bei ihm hatten, zu Hause ab, packte mehrere Baseballschläger in den Kofferraum und die Schreckschusspistole. Auch die Frau war mit im Auto auf der Fahrt nach Elben. Dort waren die Rollen dann klar verteilt. Der 31-Jährige schlug gnadenlos mit dem Baseballschläger auf den 49-Jährigen ein. Zwei Mitangeklagte standen ebenfalls mit Baseballschlägern vor und im Zimmer, der Vierte mit der Schreckschusspistole draußen.
Schlimme Folgen für das Opfer
Vor Gericht räumten die Angeklagten den Überfall ein. „Die waren alle komplett maskiert. Alle hatten Baseballschläger, aber nur einer hat geschlagen. Er hat auch noch meinen Fernseher kaputt geschlagen und den Ofen zertreten“, sagte das Opfer vor Gericht. Er leide immer noch unter den Folgen: „Ich habe teilweise noch Kopfschmerzen. Mein Bein kann ich immer noch nicht richtig bewegen.“ Er habe mit Drogen nie etwas zu tun gehabt: „Ich wollte der Frau nur einen Gefallen tun, weil ich da jemanden kenne.“
Es sei ein gemeinsamer Tatplan gewesen, so Staatsanwalt Johannes-Raphael Giesing: „Wer sich nachts auf einem Parkplatz trifft, sich maskiert und mit Baseballschlägern in ein Zimmer stürmt, weiß, dass diese auch zum Einsatz kommen. Das hatte schon die Art eines Räumkommandos.“ Wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung forderte der Staatsanwalt für alle fünf Angeklagten Freiheitsstrafen ohne Bewährung. Der 31-jährige Haupttäter solle zwei Jahre und neun Monate in Haft. Verteidiger Jan Robin Heuel hatte für zwei Jahre zur Bewährung plädiert. Im letzten Wort meinte der Angeklagte: „Ich weiß, dass Selbstjustiz nicht in Ordnung ist. Ich hatte Angst um meine Freundin. Es tut mir leid.“
Das Gericht verurteilte den 31-Jährigen zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Die anderen vier Angeklagten erhielten Bewährungsstrafen. Der 31-Jährige sei der Initiator gewesen, so Richter Sondermann: „Er hat die Mittäter angeworben. Es war aber allen klar, was passieren sollte, dass es entsprechende Hiebe geben sollte.“ Für den 31-Jährigen ging es nach dem Prozess zurück in die JVA Attendorn.