Olpe. Sinu und Santhos Thiru aus Olpe rechnen bei ihrem Start-up mit einem Millionenumsatz im Jahr 2021. Warum ihre Geschäftsidee so erfolgreich ist:
Schlichtes, modernes Design, gehobene Qualität, sehr gute Rezensionen: Nach knapp zwei Jahren auf dem Online-Markt haben Sinu und Santhos Thiru schon über 13.000 Kunden mit ihren smarten Haushaltsgeräten überzeugt. Die beiden Brüder aus Olpe befinden sich zwar noch mitten in ihrem Studium, haben mit ihrem Start-up „Thiru“ aber schon in diesem Jahr die Umsatzmarke von 100.000 Euro geknackt. Ihre Produkte haben in der Corona-Krise einen Boom erlebt, denn gerade jetzt haben die Menschen mehr Zeit. Zeit, in der sie sich mehr in der Küche aufhalten und ihre Lust fürs Kochen (wieder)entdecken. Santhos Thiru ist deswegen optimistisch. Auch, wenn bedingt durch den Lockdown zeitweise die Lieferketten blockiert waren: „Für dieses Jahr rechnen wir mit einem Umsatz von etwas mehr als eine Million Euro“, so der 21-Jährige.
Die Idee
Die Idee zu den intelligenten Küchenhelfern ist keineswegs spontan entstanden, sondern über Jahre gereift. „Unsere Mutter kommt aus Sri Lanka und kocht kulturell bedingt sehr viel und gerne. Von tamilisch bis italienisch“, erzählt Santhos. Der Bezug zum genussvollen Essen war also schon immer da. Er und sein 20-jähriger Bruder hätten sich früher zwar nicht so sehr fürs Kochen interessiert – wohl aber für Daten und was man aus ihnen ableiten kann. „Wir kommen beide aus dem Data-Science-Bereich. Wir haben uns also bei Amazon angeschaut, welche Produkte im Haushaltswaren-Segment auf dem Markt sind und diese analysiert“, sagt Santhos. Zielgruppe, Preis, Qualität und Kundenservice spielten dabei eine Rolle. Schnell entdeckten sie eine Nische für sich: modernes Design, das vor allem junge Leute ansprechen soll, zu einem fairen Preis und das alles verbunden mit einem guten Kunden-Support.
Die Produkte
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„Als wir die Marktlücke erkannt haben, haben wir Hand angelegt, unsere Lieblingsprodukte selbst designed und den Verkauf über Amazon und unseren eigenen Online-Shop gestartet“, erklärt Santhos. Bislang haben sie fünf Produkte in ihrem Portfolio – French Press, Sahnespender, Salatschleuder, Porzellan-Teekanne und Espressokocher. „Zehn weitere sind in der Pipeline, davon planen wir fünf noch in diesem Jahr zu launchen“, so Santhos. Welche das genau sind, das möchte er noch nicht verraten. Aber: Diese Erweiterung sei wichtig, um als Marke wahrgenommen zu werden und um sich langfristig in dem Segment der Haushaltswaren etablieren zu können.
Die Investition
Auch wenn die Umsatzzahlen für zwei Studenten Anfang 20 astronomisch hoch klingen: Einen Gewinn haben sich die beiden Brüder bisher noch nicht ausgeschüttet. Alles, was sie bislang erwirtschaftet haben, wird wieder in die Firma investiert. „Das werden wir auch weiterhin so machen, bis wir an dem Ziel angekommen sind, uns IoT-Produkte leisten zu können. Das allein wird wahrscheinlich einen sechsstelligen Invest erfordern,“ sagt Santhos. „IoT“ seht dabei für „Internet of Things“ und bezeichnet die Technologie, die hinter smarten Geräten steckt. Die Vision der beiden Gründer ist es, smarte Haushaltswaren zu verkaufen, die technisch vernetzt sind und dem Benutzer Arbeitsschritte abnehmen. Ein Beispiel dafür wäre eine Kaffeemaschine, bei der per App auf dem Smartphone angezeigt wird, wann sie nachgefüllt oder gewartet werden muss.
Die Produktion
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Der Profit soll aber auch dafür genutzt werden, die Produktion in Zukunft zu verlagern. Aktuell werden die Waren, die nach europäischen Standards zertifiziert sind, noch zu 70 Prozent in Asien hergestellt und zu 30 Prozent im europäischen Ausland. Geplant war das ursprünglich anders. „Das Sauerland als Wirtschaftsstandort war für uns eigentlich sehr interessant. Wir wollten ‘made in Germany’ machen. Aber viele, die wir angefragt haben, produzieren selbst im Ausland“, erklärt Santhos. Langfristig soll die Produktion jedoch nach Deutschland verlagert werden, ohne dabei die Preise für die Produkte zu erhöhen.
Die Modernisierung
Funktioniert das? „Das geht, indem man die Produktionsanlagen modernisiert. Es ist falsch zu sagen, dass in Bangladesch günstiger produziert werden kann, weil dort die Arbeitskräfte günstiger sind. Das ist nur ein kleiner Faktor“, meint Santhos. Je automatisierter ein Ablauf sei und weniger Handarbeit gebraucht werde, desto niedriger seien auch die langfristigen Produktionskosten. Aktuell sind die zwei Brüder mit Anlagenherstellern in der Verhandlung. „Die haben aber überirdische Abnahmemengen, pro Produkt etwa 50.000 bis 100.000.“
Die Konkurrenz
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Dass „Thiru“ in den zwei Jahren so stark gewachsen ist, ist keineswegs Zufall. „Wir haben keine andere Wahl“, meint Santhos. „Entweder fährt man diesen Weg oder man lässt sich von den ‘Großen’ auffressen. Die haben uns zumindest auf dem Schirm, weil wir immer mal wieder Anfragen haben, die darauf abzielen uns aufzukaufen.“ Das wollen die Brüder aber in jedem Fall verhindern. Weil sie an sich, ihre Produkte und ihren Weg glauben. „Wir ziehen das knallhart durch.“