Attendorn. Umfangreiche Rodungsarbeiten lassen einen ungewohnt freien Blick von der Stadthalle in Richtung Innenstadt zu. Rollen im Herbst die Bagger?

Wer in den letzten Tagen an der Stadthalle vorbeigekommen ist, hat einen völlig neuen und unverstellten Blick auf die Innenstadt werfen können. Unterhalb der „guten Stube“ der Hansestadt wurden umfangreiche Rodungsarbeiten durchgeführt, der Kahlschlag ist gewöhnungsbedürftig.

Die bisherige Treppenanlage vom Glockenberg hoch zur Stadthalle war zuletzt ein Angstraum und wird abgerissen. Der Aufgang wird neugestaltet.
Die bisherige Treppenanlage vom Glockenberg hoch zur Stadthalle war zuletzt ein Angstraum und wird abgerissen. Der Aufgang wird neugestaltet. © Unbekannt | martin droste

Aber wenn alles planmäßig verläuft, soll zum Jubiläumsjahr 2022 aus dem lange vernachlässigten und verwilderten Schützenpark ein Bürgerpark werden, der zum Verweilen einlädt, eine Gastronomie mit Blick auf die Stadt ermöglicht, einen attraktiven Veranstaltungsort mit Bühne bietet, geschützte Bereiche für Insekten und Pflanzen schafft und – wenn es die Attendorner Schützen wollen – zentraler Festplatz werden könnte.

Danach sieht es aktuell aber noch nicht aus. Unterhalb der Schützenhalle ist nur noch eine kleine Waldfläche übriggeblieben, überall ragen Baumstümpfe aus dem Boden.

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Die alte vom Glockenberg hinaufführende Treppenanlage, laut Martin Plückebaum von der Stadtverwaltung lange Zeit ein „Angstraum“, liegt im Freien, wird abgebaut und durch einen neuen Aufgang ersetzt. Bis der ehemals schmuddelige Schützenpark in einen Bürgerpark mit Ruheplätzen, Terrassen und Aussichtsplateaus aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsst wird, sind noch umfangreiche Tiefbauarbeiten nötig.

1,5 Mio. Euro Förderung

Gefördert werden soll der mit ca. 1,5 Millionen Euro berechnete Bürgerpark durch das Bundesförderprogramm zur Anpassung von Park- und Grünanlagen an den Klimawandel. „Das gemeinsame Vorgehen von Bundes- und Kommunalpolitik hat sich wieder einmal gelohnt. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat beschlossen, dass der geplante Parkumbau in Attendorn mit 1,35 Millionen Euro gefördert wird. Das ist eine fantastische Nachricht für alle Bürger der Stadt. Damit können die Arbeiten vor Ort nun richtig beginnen. Als Attendornerin freut es mich persönlich sehr, dass es gelungen ist, diese Bundesförderung für meine Heimatstadt zu sichern“, überbrachte die Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari (SPD) Ende 2020 die gute Nachricht.

Bielefelder Architekten

Mit den Planungen hat die Stadt Attendorn die Landschaftsarchitekten Ehrig & Partner aus Bielefeld beauftragt, die vor einigen Jahren auch schon die Machbarkeitsstudie erarbeitet und vorgestellt haben.Die Studie sah einen massiven Eingriff in die Natur vor und wurde vom Umweltbeauftragten Martin Plückebaum nach dem Motto „Geht das nicht schonender?“ überarbeitet. Kommt der Förderbescheid aus Berlin für das Projekt, können im Herbst die Bagger anrollen.

Noch wartet die Stadt Attendorn allerdings auf den endgültigen Bewilligungsbescheid aus Berlin. „Die Vorinformation sieht gut aus. Wenn wir das Signal bekommen, können wir mit der Maßnahme anfangen“, sagt Martin Plückebaum. Der Umwelt- und Gewässerschutzbeauftragte der Stadt Attendorn beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Planungen für einen Bürgerpark an der Nahtstelle zwischen dem Schwalbenohl und der Innenstadt. So hat Plückebaum die Pläne in Ausschüssen, Bürgerversammlungen oder bei der Schützengesellschaft 1222 vorgestellt.

Von Blumenwiesen bis Steingärten

Die bereits durchgeführten Rodungen und die anstehenden Erdarbeiten sind ein erheblicher landschaftlicher Eingriff. Das weiß Plückebaum natürlich. Aber der Fachmann aus der Stadtverwaltung ist überzeugt, dass sich das lohnen wird. Die Anpflanzung von Obst- und klimawandelresistenteren Bäumen wie Esskastanien ermögliche eine größere Biotop-Vielfalt.

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Dazu gehören auch Trockenrasenflächen, Blumenwiesen, Stauden- und Steingärten auf dem terrassenförmig und mit Stützmauern angelegten Gelände. „Aber keine Steinwüsten wie in einigen Vorgärten“, betont der städtische Umweltbeauftragte. „Wir wollen sehr viel für Bienen und Insekten tun“, hat Martin Plückebaum das Thema Insektensterben im Blick.

Größere Artenvielfalt

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Aktuell vermissen Anwohner nach den Rodungen den Besuch von Vögeln und Eichhörnchen in ihren Gärten. Am Ende werden im neuen Bürgerpark zwar weniger Bäume stehen als zuvor, dafür gibt es eine größere Artenvielfalt. „Vorher standen hier nur drei Baumarten: Esche, Eiche und Hainbuche“, berichtet der Mann aus der Stadtverwaltung. Vor allem die Eschen waren massiv geschädigt.

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Der neue Bürgerpark ist wie das „Paters Wäldchen“ oberhalb des ehemaligen Franziskanerklosters an der Hansastraße der zweite große stadtnahe Grünbereich. Im Gegensatz zum geschützten „Paters Wäldchen“, das ein Refugium für viele Vogelarten ist, soll aus dem künftigen Park an der Stadthalle ein gut erreichbarer Erholungsbereich für Bewohner der Innenstadt und aus dem Schwalbenohl werden.

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Martin Plückebaum freut sich schon auf „eine attraktive Gastronomie mit Blick auf die Stadt“. Vielleicht ist hier auch so etwas wie „Urban Gardening“ für Menschen, die keinen eigenen Garten haben, möglich. Seine „Idealvorstellung“ verrät der Umweltbeauftragte zum Schluss: „Wenn die Schützen ihr Fest auf der großen Terrasse feiern.“