Attendorn. Der Osterfeuerverein teilt mit: Wie schon letztes Jahr müssen die Attendorner wegen der Corona-Pandemie auf ihr geliebtes Brauchtum verzichten.

Bist zum Osterfest Anfang April werden sich traditionsbewusste Attendorner weiterhin mit einem kräftigen „Guet Füer“ begrüßen. Aber auf das jahrhundertalte Osterbrauchtum müssen die Hansestädter Corona-bedingt auch 2021 verzichten. „Es findet in diesem Jahr kein Osterfeuer statt“, informiert Olaf Homberg, 2. Vorsitzender des Osterfeuervereins.

Die Entscheidung hatte sich in den letzten Wochen abgezeichnet. Bei den Verantwortlichen der vier nach den ehemaligen Stadttoren benannten Osterfeuervereinigungen Waterpoote, Kölner Poorte, Niederste Poorte und Ennester Pote hatte niemand damit gerechnet, dass angesichts der Inzidenzwerte und Einschränkungen ein normales Osterbrauchtum gefeiert werden kann. Das ergab auch eine Umfrage in dieser Zeitung. Ohnehin lassen die neuen Corona-Beschlüsse keinen Spielraum für Großveranstaltungen mit Hunderten von Poskebrüdern und Gästen beim Schlagen der Kreuze im Stadtwald und Ausmessen der riesigen Stämme Karsamstag auf dem Alten Markt sowie Aufstellen und Abbrennen am Ostersonntag.

Vor einem Jahr hätte er heulen können

„Das ist uns natürlich schwergefallen. Aber es ist nicht so schlimm wie im letzten Jahr“, sagt Olaf Homberg vom 1930 gegründeten Osterfeuerverein. Vor einem Jahr, gibt der 2. Vorsitzende und Mann aus der Waterpoote zu, hätte er heulen können.

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Das Attendorner Osterbrauchtum mit dem Semmelsegnen Karsamstag am Sauerländer Dom und der von den alten „Lüchten“ der vier Po(o)rten angeführten Osterprozession am Abend des Ostersonntag hat eine lange Tradition. Dazu heißt es auf der Internetseite der Ennester Pote: „Die Ursprünge des Attendorner Osterbrauchtums liegen im Verborgenen. Sie werden aber auf heidnische Frühlingsriten zurückgeführt, die mit christlichen Werten angereichert wurde. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1658, als Pastor Johannes Zeppenfeld erstmals das Segnen der Semmel am Karsamstag erwähnt.“

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Und weiter: „Das Abbrennen der Osterfeuer („Paschefeuer“) wird 1725 erstmals in Verbindung mit Forstfrevel festgehalten. Seinerzeit sammelte die Jugend das Holz für die Feuer, was von der Obrigkeit nicht gerne gesehen wurde, die mehrfach Verbote der Osterfeuer aussprach, die aber nicht fruchteten. Auch das Schlagen der Fichten für die Osterkreuze illegal bei Nacht und Nebel in „Großvatters Berg“ rief mehrfach die Ordnungsmacht auf den Plan. 1879 wurden die Männer erwischt und einige wanderten sogar ins Gefängnis. Nach 1920 änderte sich das Verhältnis der Stadt zu den „Poskebrüdern“, seit 1921 stiftet sie die Fichten für die Osterkreuze. 1930 gründen die vier um 1870 gebildeten Osterfeuervereinigungen den Gesamtosterfeuerverein, der in das Vereinsregister eingetragen wird. Auch die Osterfeuerplätze, die „Osterköppe“, werden in das Grundbuch eingetragen. Seit dieser Zeit hat sich das Attendorner Osterbrauchtum kaum noch verändert (…) Jährlich kommen Tausende Besucher nach Attendorn, um dieses einmalige Brauchtum mitzuerleben.“

Holzstellen und JHV ebenso abgesagt

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Jetzt schafft das tückische Corona-Virus gleich zwei Mal hintereinander das, was selbst der Zweite Weltkrieg nur einmal geschafft hat: das Aus für das althergebrachte Osterbrauchtum in der Hansestadt. Nur 1945, so Geschäftsführer Dieter Hundt vom Osterfeuerverein gegenüber dieser Zeitung, durften keine Osterfeuer abgebrannt werden.

Gut eine Woche nach Karneval gehen die Poskebrüder in Attendorner normalerweise zum ersten Holzstellen in den Wald. Das Holzstellen musste bereits abgesagt werden, die Jahreshauptversammlungen sind erstmal verschoben worden. „Die Vorstände bleiben bis zur nächsten Wahl aber im Amt“, betont Olaf Homberg. Das betrifft den Gesamtverein und die vier Unterabteilungen. So muss die Waterpoote einen Nachfolger für Poskevatter Daniel Köster wählen, der seit 2001 im Amt und damit dienstältester Chef der vier Po(o,r)ten ist. Auch an der Spitze der Niedersten Poorte dürfte es Bewegung geben, da Poskevatter Sebastian Fecker wohl aufhören wird.

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Zudem wird die Satzung des 1930 gegründeten Gesamtvereins, wo seit vielen Jahren der katholische Pfarrer 1. Vorsitzender ist, überarbeitet. Olaf Homberg, der als 2. Vorsitzender in diesem Jahr zur Wahl stehen würde, will in diesem Amt weitermachen.