Kreis Olpe. Sei November haben die Fitnessstudios geschlossen. Zwangspause aufgrund der Corona-Krise. Doch wie geht es den Studiobetreibern zurzeit?
Seit Monaten haben die Fitnessstudios geschlossen. Für Menschen, die regelmäßig zum Sport gegangen sind, ist das eine große Umstellung. Doch vor allem für die Inhaber ist es eine Zeit des Bangens. Denn es geht nicht nur darum, dass einige Kunden mittlerweile ihre Abos gekündigt haben. Das Problem besteht darin, dass keine neuen Mitglieder gewonnen werden. Wie gehen Fitnessstudio-Betreiber im Kreis Olpe damit um?
Ferdinand Linzenich gehören zusammen mit seinen Brüdern elf Fitnessstudios, die Linzenich Gruppe. Eines davon ist der Sportsclub4 in Olpe. Die festangestellten Mitarbeiter sind überwiegend in Kurzarbeit. Aber eben nur überwiegend. Zum Beispiel das Service-Center muss aufrechterhalten werden, um für die Kunden weiterhin ansprechbar zu sein. In Olpe – wie in anderen Clubs – wurde die Zeit genutzt, um zu renovieren. Außerdem wurde ein Online-Programm auf die Beine gestellt. „Wir wollen die Menschen natürlich weiterhin beim Training und der Gesundheitsvorsorge unterstützen“, betont Ferdinand Linzenich.
Für die Mitarbeiter wird gesorgt. Das Kurzarbeitgehalt wird auf 100 Prozent aufgestockt. Auch die Freiberufler, die freigestellt sind, bekommen 50 Prozent ihres Geldes. Doch wie reagieren die Kunden? „Insgesamt bin ich überrascht, wie positiv die Reaktionen sind“, sagt Ferdinand Linzenich. „Die meisten zeigen sich solidarisch. Wir bieten aber auch verschiedene Ausgleichspakete an. Wir stunden die Beiträge, wenn sie das wollen. Oder bieten Upgrades an.“
Nur ein Ausgleich des Moments
Die natürliche Fluktuation habe sich um rund zwei Prozent erhöht. 14 Prozent der Mitglieder habe man bis zum 31. Januar verloren. „Das ist aber nicht das größte Problem, sondern, dass wir nicht neu anmelden können“, erklärt der Fitnesschef. „Wenn man monatelang schließen muss, hat man nur die Abgänge, die Zugänge fehlen aber völlig.“ Dieses Mal bekommt die Linzenich Gruppe – anders als beim ersten Lockdown aufgrund der Größe des Unternehmens – Hilfen vom Staat. „Das ist aber nur ein Ausgleich des Momentums“, sagt Ferdinand Linzenich. „Die Auswirkungen der Mitgliederverluste, die schleppen wir natürlich nach.“ Doch eines betont Ferdinand Linzenich: „Wir stehen finanziell gut da. Wir überstehen das.“
Bei der Maxsport Fitness und Freizeit GmbH in Attendorn und Trockenbrück werden im Lockdown keine Beiträge erhoben. „Wir wollten nicht, dass unsere Kunden aus Angst kündigen, trotzdem zahlen zu müssen“, erklärt Kirsten Reska, Studioleiterin in Attendorn. „Dadurch haben wir jetzt eine gute Stellung bei unseren Mitgliedern.“ Je Lockdown habe es gerade mal eine Kündigung gegeben. Dennoch: „Das ist jetzt eigentlich unsere Hauptsaison“, erklärt Kirsten Reska. „Also die Zeit, in der wir eigentlich wachsen würden.“
Zwischenzeitlich wurde investiert, umgebaut, die Räumlichkeiten optimiert. Alles ein bisschen größer und luftiger gestaltet. Sowohl in Attendorn als auch in Trockenbrück. Doch wie können Fitnessstudios das ohne Beitragszahlungen finanzieren, in dieser Zeit überleben? Mit einem frühzeitig erstellten Finanzierungskonzept auf Basis eigener Liquidität und Krediten, erklärt Geschäftsführer Sebastian Hoffmann. Und es funktioniert. Aber die Verluste sind natürlich hoch. Nicht nur die fehlenden Beiträge. Auch die laufenden Kosten schlagen zu Buche. Staatliche Hilfen? „Eine Katastrophe“, sagt Hoffmann. „Wenn ich mich auf die Überbrückungshilfe verlassen müsste, hätte ich schon längst dicht machen können.“
Bewegung für die Gesundheit
Hoffmann spricht von einem Missmanagement in Deutschland. Nicht nur mit Blick auf die Fitnessstudios. Es geht ihm um die fehlende Bewegung insgesamt. Auch in den Vereinen. Dass das alles so radikal runtergefahren wurde, das werde fatale Folgen haben. Es gehe ja nicht nur um die Menschen, die Muskeln aufbauen wollen – bei einem Großteil der Kunden gehe es um Gesundheitstraining. „Da wird vieles vergessen“, sagt Hoffmann. „Eigentlich ist unser Geschäft tot. Wenn wir öffnen, ist es ein Neustart. Das ist dann die Kunst, so schnell wie möglich wieder in den normalen Trainingsbetrieb zu kommen. Und vor allem, die Leute wieder in Bewegung zu bekommen.“
Angebot attraktiver gestalten
Ralf Wortmann ist der Geschäftsführer des Fitnessstudios „Get Fit“ in Drolshagen. „Eine schwierige Situation für alle Beteiligten“, sagt Wortmann. „Unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit stehen in den Startlöchern.“ Das Kurzarbeitergeld der Mitarbeiter wird auf 100 Prozent aufgestockt. Zurzeit leihen sich Mitglieder Trainingsgeräte aus oder greifen auf das Online-Angebot („Das ist zwar kein Ersatz, aber besser als gar nichts“) zurück. Die Zeit wurde zudem genutzt, um das Studio auf Vordermann zu kriegen. Neue Geräte wurden angeschafft. Auch neue Technik. Mit dem Re-Start können Kunden künftig Puls-gesteuert trainieren. Das heißt, die Pulsmessung wird mit Blick auf die Trainingsintensität live überwacht. „Es geht darum, ein attraktives Trainingsangebot zu schaffen, damit die Leute, die jetzt gekündigt haben, künftig wiederkommen“, sagt er.
Staatliche Hilfen würden so gerade für die laufenden Kosten reichen. Zwar setzen einige Kunden ihre Beiträge aus, die Kündigungsrate liege über die gesamte Zeit bei zehn Prozent. „Das ist nicht viel“, sagt er. „Da gilt unser Dank natürlich den Mitgliedern. Insofern sind wir bisher mit einem blauen Auge durch die Krise gekommen.“
Eine vernünftige Perspektive – für Mitarbeiter, Inhaber und Kunden. Planungssicherheit. Eine baldige Eröffnung mit ohnehin vorhandenen Hygienekonzepten. Dann aber wirklich, ohne erneute Schließung – dafür sprechen sich alle Fitnessstudio-Betreiber aus.