Oedingen. Sascha Pfaff hat ein neues Bier-Zapfsystem entwickelt. Ein Roboter hat alles im Griff.

Ein gutes Pils braucht sieben Minuten, lautet eine Bierweisheit. Andere Experten gehen von drei Minuten aus. Doch das sind Zeiten, mit denen Sascha Pfaff nichts am Hut hat. Sein frisch gezapftes Pils braucht nur fünf Sekunden – und das für einen halben Liter. Der 47-Jährige drückt auf seiner Anlage den Knopf „Beer“. Ein Roboter fährt seinen Arm aus, schnappt sich einen leeren Becher, zieht ihn hoch, schwenkt den Arm auf die andere Seite, drückt den Becher hinunter und der Gerstensaft wird von unten ins Gefäß gezapft. Per Magnet wird der Becher verschlossen. Fertig!

Die Erfindung von Sascha Pfaff, der in Oedingen seine Firma „SP Engeneering „ Beratung“ betreibt, wird zur Erfolgsgeschichte. „Bierzapfen mit einem Roboter gab es schon, aber noch nicht in dieser Form. Das ist ein Eyecatcher für die Erlebnisgastronomie“, schwärmt der 47-Jährige. Die Anlage, praktisch ein „Beer Selfie“, ist auf einer italienischen Ape (Vespacar) oder einem Anhänger installiert und kann von Oedingen aus direkt zum Event fahren. Der Kunde wählt auf einem Monitor die Anzahl der Biere, hält seine Geldkarte an einen Code und drückt auf Zapfen. Es läuft. „Die Nachfrage ist definitiv da. Wenn die Gastro wieder losgeht, können wir damit punkten“, ist sich Sascha Pfaff sicher.

Produktion von Schutzwänden

Eigentlich produziert der 47-Jährige in seiner Firma zu 90 Prozent Teile für die Automobilbranche. Doch Corona stoppte die Aufträge. Da schwenkte der pfiffige Unternehmen zunächst um auf die Fertigung von Schutzwänden. Das Geschäft brummte. Dann kam die Idee mit dem neuen Zapfsystem. Bei einer Messe in Attendorn präsentierte Sascha Pfaff seine Erfindung auf einer Ape: „Alle waren bei uns am Stand. Das war das Highlight. Es bewegt sich etwas und es kommt am Ende auch noch Bier heraus.“ Bei der Mini-Internorga in Berlin, einer internationalen Fachmesse für das Gastgewerbe, die dieses Jahr virtuell stattfand, landete er auf dem ersten Platz.

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Gerade in der Coronazeit trifft er mit seiner Anlage ins Schwarze: „Es ist völlig kontaktfrei, hygienisch und ich brauche kein Personal.“ Die Ape baute er um für den Selfservice. Sie kann vermietet werden für Geburtstage, Hochzeiten und Familienfeiern. Zudem hat Sascha Pfaff zwei Stehtische mit dem Zapfsystem in der Mitte. Entwickelt hat er jetzt auch den Prototypen eines Anhängers mit dem gesamten Equipment: „Das ist sehr weit ausgetüftelt. Damit können wir zu jedem hinfahren. Wir sehen uns sehr viel in der Eventbranche.“ Auch für eine kontaktlose Rückgabe der Mehrwegbecher ist am Anhänger gesorgt. Beim Neubau des Fußballstadions im österreichischen Linz soll Pfaffs Zapfanlage zum Einsatz kommen. Vorteile seien ein sehr hoher Output und null Verschank. Deshalb haben auch schon Betreiber von Kreuzfahrtschiffen, die in ihren Restaurants Zapfanlagen mit Selbstbedienung haben, in der Firma in Oedingen angefragt.

Eigentlich, gesteht Sascha Pfaff, bewegt er sich in der falschen Branche. Er selbst ist nämlich gar kein Biertrinker: „Ich trinke eher Whisky/Cola oder Wein.“ Da verlässt er sich auf das Urteil seiner Mitarbeiter. „Ein Kollege hat gesagt, das Sieben-Minuten-Bier ist natürlich das beste, aber bei uns schmecke es auch sehr gut. Gerade bei Events ist das System optimal. Da ist ein Bier wie das andere. Und den halben Liter in fünf Sekunden schafft selbst ein geübter Zapfer nicht.“