Kreis Olpe. Die Maskenpflicht wird im Einzelhandel mittlerweile akzeptiert. Desinfizieren verliert jedoch an Bedeutung.
Nach knapp einem Jahr Ausnahmezustand hat sich so etwas wie Routine eingestellt. Abstand halten, Hygiene beachten und im Alltag Maske tragen – die sogenannten AHA-Regeln – sind in der Corona-Krise zum Standard geworden. Nur: Schleichen sich in der Gewohnheit nicht auch Unaufmerksamkeiten ein? Wie viele Menschen halten sich bei einem Supermarktbesuch tatsächlich noch akribisch an die Vorgaben der Coronaschutzverordnung? Eine – zugegebenermaßen nicht repräsentative – Bestandsaufnahme im Kreis Olpe zeigt, dass sich speziell in einem Bereich so etwas wie Nachlässigkeit eingestellt hat.
Die Beobachtung
Ein Nachmittag unter der Woche. Innerhalb von zehn Minuten betreten 29 Menschen den „Dornseifer“ an der Martinstraße in Olpe. Gerade mal drei davon bedienen sich am Desinfektionsspender am Eingang und desinfizieren sich die Hände; nur eine Frau sprüht das Desinfektionsmittel auch auf die bereit gelegten Papierhandtücher und wischt damit über den Griff ihres Einkaufswagens. Maskenverweigerer gibt es keine. Wohl aber einige Menschen, die sich erst kurz vor dem Betreten des Supermarktes ihre Maske aufziehen. Obwohl die Maskenpflicht mittlerweile auch auf die Parkplätze ausgeweitet worden ist und Schilder darauf hindeuten.Nicht jeder Kunde betritt mit einem Einkaufswagen den Supermarkt – obwohl auch auf diese Regel bereits am Eingang hingewiesen wird. Ein ähnliches Bild ergibt sich an diesem Tag auch bei anderen Supermarktketten. Nur ein subjektiver Eindruck oder mittlerweile Alltag?
Die Veränderung
Jörg Dornseifer, Geschäftsführer des Lebensmitteleinzelhändlers mit Sitz in Hünsborn, gibt zu, dass sich das Verhalten der Kunden im Vergleich zu Pandemie-Beginn verändert hat: „Ganz zu Anfang war noch eine sehr große Unsicherheit in der Bevölkerung spürbar. Es gab noch keine Maskenpflicht und es war noch nicht ganz klar, wie sich das Virus überträgt.“ Dementsprechend sei viel und großzügig desinfiziert worden.
Das Umdenken
„Mittlerweile weiß man aber, dass die Übertragung nicht über Kontaktflächen, sondern primär über Tröpfchen und Aerosole erfolgt, die beim Atmen, Sprechen und Husten ausgesendet werden“, so Dornseifer. Desinfektionsmittel spiele deswegen nur noch eine untergeordnete Rolle. „Wir verstehen unsere Hygienestationen aber trotzdem als Serviceangebot, um so auch Kunden gerecht zu werden, die ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben.“
Das Security-Personal
Wurde bei Einführung der Coronaschutzverordnung noch verstärkt Security-Personal eingesetzt, ist diese Maßnahme mittlerweile nicht mehr allgegenwärtig. „Wir haben kurz vor den Weihnachtsfeiertagen noch mal auf Sicherheitspersonal gesetzt und werden das vor den Osterfeiertagen auch wieder machen“, erklärt Dornseifer. Das habe vor allem mit dem erhöhten Kundenaufkommen zu tun. Dann werde auch wieder verstärkt darauf geachtet, dass jeder Kunde mit einem Einkaufswagen den Laden betrete. In größeren Filialen mit entsprechender Verteilfläche wie an der Martinstraße sei das nicht ganz so dringend wie bei kleineren „Problemmärkten“ wie zum Beispiel „In der Trift“ oder in Rothemühle.
Die neue „Normalität“
Eine positive Entwicklung: Maske tragen scheint normal geworden zu sein. „Es gibt zwar Leute, die die Maske erst kurz vor dem Betreten des Ladens aufziehen und sie nicht schon auf dem Parkplatz tragen“, räumt Dornseifer ein.
Aber das sei meist abhängig davon, wie viel tatsächlich los sei. An einkaufsstarken Tagen wie an einem Samstagnachmittag seien die Kunden seiner Auffassung nach disziplinierter und würden auch schon auf dem Parkplatz die Maske tragen.
Für den Geschäftsführer besonders erfreulich: „Seit Jahresanfang haben wir gar keinen Stress mehr mit Maskenverweigern. Das sah im Herbst noch ganz anders aus. Da gab es extrem viele Menschen, die darauf beharrt haben ein Attest zu haben, das sie von der Maskenpflicht befreit.“ Weil der Kunde jedoch nicht dazu verpflichtet sei, ein derartiges Attest dem Personal vorzuzeigen, sei das hin und wieder ausgenutzt worden. „Da stand es einige Male kurz vor einer Schlägerei.“