Grevenbrück. Eine 82-Jährige wird im Februar in ihrem Haus in Grevenbrück ausgeraubt. Der Fall landet bei Aktenzeichen XY. Polizei geht nun neuen Spuren nach.

Es sei der blanke Horror, den die 82-Jährige in den eigenen vier Wänden erlebt habe. So kündigte Rudi Cerne, Moderator der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY", am Mittwochabend den Fall der wohlhabenden, alleinstehenden Seniorin aus Lennestadt-Grevenbrück an, die in der Nacht vom 15. auf den 16. Februar 2020 Opfer eines schweren Raubüberfalls wurde. Der Fall ist trotz intensiver Ermittlungen der Kriminalpolizei bis heute ungeklärt.

Seniorin aus Grevenbrück befand sich in Lebensgefahr

In der Sendung wurde der Fall nochmal szenisch nachgespielt.

Die bislang unbekannten Täter dringen am 16. Februar gegen 2 Uhr durch die Garage in das Haus im Gerichtsweg ein. Dabei verwenden sie sehr wahrscheinlich auch eine Spitzzange, die sie später am Tatort zurücklassen. Die Seniorin, die laut Polizeiangaben bis etwa 22.30 Uhr fernsehgeschaut hat, liegt zu dem Zeitpunkt des Einbruchs bereits schlafend in ihrem Bett. Erst als sich einer der Einbrecher auf die 82-Jährige setzt, wird diese wach. Der Unbekannte drückt der Seniorin mit Gewalt den Mund zu und fordert sie immer wieder auf, ihm und seinen Komplizen zu sagen, wo sich ihr Bargeld befände. Sie solle ruhig sein, sonst werde sie sterben.

Die 82-Jährige erklärt panisch, dass sich der Safe-Schlüssel in der Schlafzimmer-Kommode befinde. Während der eine Einbrecher weiterhin auf ihr sitzt, ihr zeitweise ein Kopfkissen auf das Gesicht drückt, räumt sein Komplize den Wandtresor leer. Doch offenbar reicht ihnen die Beute nicht. Sie wollen mehr Geld.

So wie im ZDF-Beitrag dargestellt, bekommt die 82-Jährige nur schwer Luft. Aufgrund einer vorangegangenen Lungenembolie und einer Herzschwäche besteht für sie Lebensgefahr. Sie fleht einen der Einbrecher an, ihr ein Glas Wasser zu bringen. Das bekommt sie auch. Daraufhin weist die Seniorin die Einbrecher auf einen zweiten Tresor hin, aus dem die Täter nochmal einen hohen Geldbetrag, zwei Uhren und zwei Handtaschen entwenden. Die Täter fesseln Hände und Füße der Seniorin mit Kabelbinder, bevor sie in unbekannte Richtung flüchten. Die 82-Jährige robbt anschließend zum Schlafzimmerfenster, öffnet es und schreit um Hilfe. Ihre Nachbarn sind schnell alarmiert.

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Kripo Olpe vermutet bei den Tätern Insider-Wissen

"Ein entsetzliches Verbrechen mit traumatischen Folgen", so Rudi Cernes Kommentar zum Raubüberfall. Auch der Olper Kriminalhauptkommissar Olaf Möllmann wurde am Mittwochabend als zuständiger Ermittler zur Live-Sendung zugeschaltet. "Der Dame geht es glücklicherweise den Umständen entsprechend wieder gut. Sie hat viel Unterstützung von ihrer Familie erfahren und kann auch wieder in ihrem Haus schlafen", so Möllmann. Für die Kripo sei in diesem Fall besonders bemerkenswert gewesen, dass die Täter augenscheinlich über Insider-Wissen verfügten, da sie sich recht gut im Haus zurechtgefunden haben sollen. Möllmann: "Wir haben deswegen auch intensiv im Umfeld ermittelt. Bislang leider ohne Ergebnis."

Die Täter hatten sowohl einen hohen Bargeldbetrag - die Höhe wird nicht genannt - als auch mehrere Luxusgegenstände aus dem Haus der 82-Jährigen entwendet. Dabei handelt es sich um fünf Fingerringe, zwei Handtaschen der Marke Louis Vuitton (das Modell "Speedy Bandouliere" und das Modell "Pochette Felicie"), eine 18-karätige Cartier-Damenuhr (Individualnummer ist auf der Rückseite eingraviert: 8669116452; der Wert liegt bei rund 24.000 Euro) sowie eine Rolex-Herrenuhr (braunes Lederarmband, goldenes Ziffernblatt).

Von dem Mann, der den Mund der Seniorin gewaltsam zugedrückt hatte, wurde bei Anzeigenaufnahme ein Phantombild angefertigt. Er soll etwa 30 Jahre alt, zwischen 1,75 und 1,80 Meter groß und schlank sein und habe mit einem ausländischen Akzent gesprochen. Zum Tatzeitpunkt trug er eine schwarze Wollmütze, die tief ins Gesicht gezogen war, einen schwarzen Anorak mit rauem Stoff, eine schwarze Hose sowie schwarze Handschuhe mit gummierter, rauer Innenseite. Sein Komplize soll laut Aussage der 82-Jährigen etwas älter, kleiner, dicker und in etwa gleich gekleidet gewesen sein.

Erster Hinweis schon in der Sendung: Täter könnten albanischer Herkunft sein

Erste Hinweise zu dem brutalen Raubüberfall wurden schon während der Sendung entgegengenommen. So könne das "shuj shuj", mit dem der Einbrecher immer wieder auf die 82-Jährige einredete, auf eine albanische Herkunft hindeuten. Übersetzt bedeutet das so viel wie "Halt den Mund". Auch die Kripo Olpe hatte versucht diese sprachlichen Details zu analysieren: "Wir dachten, es könnte aus dem Französischen stammen - "chichi" - was so viel heißt wie "Stell dich nicht so an". Aber das sind nur Vermutungen", so Möllmann.

Nach Ausstrahlung der Sendung sind bis Donnerstagvormittag mehr als 100 Anrufe allein bei der Polizei Olpe eingegangen, wie Polizeipressesprecher Michael Klein auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilte. Aus ganz Deutschland hatten sich Anrufer gemeldet, es seien sogar einige aus Österreich und der Schweiz dabei gewesen. "Die meisten Hinweise gab es in Bezug auf das 'shuj shuj'", so Klein. Es seien aber auch einige Aussagen zum Diebesgut aufgenommen worden. Jetzt sei es an der Zeit, den Spuren nachzugehen.

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Für Hinweise, die zur Identifizierung der Täter führen, wird eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt. Wer verdächtige Beobachtungen in der Nacht zum 16. Februar 2020 gemacht hat oder sonstige Anhaltspunkte hat, kann sich bei der Kripo Olpe, Tel. 02761/92690, oder per E-Mail an xy@zdf.de melden.