Olpe. Mitten im Corona-Jahr hat Melanie Krawitz in Olpe einen Unverpacktladen eröffnet. Im Interview spricht sie über Herausforderungen und Wünsche.
Mitten in der Corona-Krise, zwei Wochen vor dem zweiten Lockdown, wagte Melanie Krawitz den Schritt in die Selbstständigkeit – und das auch noch im Einzelhandel, mit einem im Kreis Olpe einzigartigen Konzept. Ihre „Krämerei am Markt“ ist der erste Unverpacktladen der Region. Für uns ist Melanie Krawitz damit die Gründerin des Jahres 2020.
Im Interview spricht sie darüber, welche Herausforderungen ein Geschäftsstart in Pandemie-Zeiten mit sich bringt.
Wie sind die ersten Monate der „Krämerei am Markt“ gelaufen?
In Pandemiezeiten läuft natürlich alles turbulent. Wobei ich unter den Umständen tatsächlich ganz zufrieden bin. Die erste Neugierde ist zwar vorbei, aber die Krämerei wird nach und nach angenommen. Vielleicht ist Corona da auch eine Chance. Denn anfangs haben die Leute hauptsächlich das Café gesehen, nicht den Laden. Den haben sie zunehmend erst mit dem Lockdown entdeckt, denn der Laden ist ja weiterhin geöffnet. Die ursprüngliche Idee war ja auch, im Café Speisen anzubieten, deren Zutaten man im Laden kaufen kann. Zum Beispiel gepackt in Kochkisten und mit Rezept.
Was schätzen Ihre Kunden besonders?
Ich denke, die Kunden schätzen die persönliche Ansprache, dass man zu jedem Produkt etwas erzählen kann, dass man sich hier aufgehoben fühlt, also all die Dinge, die den örtlichen Einzelhandel auszeichnen. Was uns besonders auszeichnet, sind natürlich unsere Produkte, die allesamt nachhaltig sind.
Woher haben Sie den Mut genommen, in diesen Krisenzeiten ein eigenes Geschäft zu eröffnen?
Das Vorhaben, mich selbstständig zu machen, hatte ich ja schon lange vor Corona. Und manchmal hilft ein vermeintlich unglücklicher Umstand, sich weiterzuentwickeln. Insofern ist das Virus kein Kriterium gewesen, ob ich die Krämerei eröffne oder nicht. Dahinter stecken vielmehr meine ganz persönliche Entwicklung und Beschäftigung mit den Themen Müllvermeidung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Insofern hatte ich keine Zweifel. Corona bremst jetzt aus, was das Geschäft angeht, schärft andererseits aber auch das Bewusstsein der Gesellschaft für Achtsamkeit. Da habe ich noch viele Ideen, die ich umsetzen möchte. Das Essen zum Mitnehmen, das wir seit dem Lockdown anbieten, würden wir beispielsweise gerne in einem Pfandbehälter-System anbieten, das aber lässt sich unter den momentanen Umständen nicht bewerkstelligen. So setzen wir derzeit auf Zuckerrohrbehälter.
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Was liegt Ihnen für die Zukunft am Herzen? Überwiegt die Sorge oder die Freude auf eine Nach-Corona-Zeit?
Jetzt kommen sicherlich noch ein paar schwierige Monate. Wenn im Januar das Weihnachtsgeschäft vorbei ist, braucht man einen Plan B. Für mich heißt das, das To-Go-Geschäft weiter auszubauen, auch mit einem kleinen Lieferservice. Intensivieren möchte ich auch unsere experimentelle Küche in vegetarischer und veganer Richtung, wobei man eben alle Zutaten bei uns bekommt. Hinzukommen werden noch Frischfleisch und Antipasti. Und sowieso hoffe ich, dass die Leute die Krämerei als das begreifen, was sie ist: Ein Markt mitten in der Stadt, in dem man auch alles für den täglichen Bedarf bekommt. Von Butter, Milch und Käse über Obst und Gemüse bis zum Wein, dazu Hygiene- und Kosmetikartikel sowie Geschenkideen, vieles aus der Region und natürlich unverpackt. Zusammen mit einer guten Atmosphäre: so wie früher, eben wie eine Krämerei.