Attendorn. Lutz Kremling ist stinksauer auf das Attendorner Ordnungsamt. Seine Wut hängt mit einem alten Feuerwehrauto und einem VW-Polo zusammen.
Bürgernähe und Fingerspitzengefühl, schimpft Lutz Kremling (59), der in der Münchener Straße in Attendorn wohnt, seien beim Ordnungsamt Fremdwörter. Die 20 Euro Bußgeld, die der gebürtige Mühlheimer für eine Ordnungswidrigkeit bezahlen musste, machen ihn nicht arm. Doch die Art und Weise, wie es zu diesem Bußgeldbescheid im November gekommen ist, bringen den gelernten Verwaltungsfachmann zur Weißglut.
Seine Geschichte beginnt laut eigener Erzählung im Herbst 2018. Mit seiner Frau und ihrem Sohn wohnt Kremling in einer kleinen Doppelhaushälfte in einer Sackgasse in der Münchener Straße. Vor seinem Haus befindet sich eine Art Wendehammer - oder wie das Ordnungsamt in einer Mail an Lutz Kremling, die uns vorliegt, schreibt: in einer sogenannten Wendeanlage. Um genau diese geht es nun.
Straßenverkehrsordnung: kein generelles Haltverbot
Seit mehr als zwei Jahren steht hier, oder unmittelbar daneben auf einer Wiese, ein altes, ausgemustertes Feuerwehrauto. Der Besitzer, das weiß Kremling, darf seinen Oldtimer auch hier parken. Die Wiese gehört nach unseren Recherchen ihm, das Auto ist zugelassen und die Straßenverkehrsordnung kennt laut besagter Mail aus dem Rathaus kein generelles Halt- bzw. Parkverbot in einer Wendeanlage. Es sei denn, entsprechende Schilder weisen darauf hin, was hier aber nicht zutrifft. Es müsse nur möglichst weit rechts geparkt werden. In Fahrtrichtung. Schon an dieser Stelle kommt der Anwohner ins Grübeln: Was bedeutet in einer Wendeanlage in Fahrtrichtung? Im Uhrzeigersinn oder doch gegen den Uhrzeigersinn? Sei's drum. Jedermann darf hier grundsätzlich parken.
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Nun ja, nur offenbar die Kremlings nicht. "Da das Parken hier überhaupt kein Problem ist, stellte mein Stiefsohn seinen kleinen VW Polo dort ab, ganz rechts am Rand, um auch ja niemanden zu behindern", erzählt der Familienvater, wie das Drama seinen Lauf nimmt. Denn Anfang Dezember flatterte plötzlich ein Bußgeldbescheid bei der Familie ein. Sie mögen doch bitte 20 Euro bezahlen, weil der VW Polo die Müllabfuhr beim Wenden behindert haben soll. Hätte das Auto parallel zur Fahrtrichtung am Straßenrand gestanden, hätte das Müllunternehmen auch genug Platz gehabt, verteidigt und erklärt das Ordnungsamt in der Mail.
Kremling: Ohne Rangieren geht es nicht
"Das hat mich tierisch aufreget. Unser Polo steht seit acht Jahren dort und ganz plötzlich soll er die Müllabfuhr behindert haben?", echauffiert sich der betroffene Anwohner. Sein Unverständnis: das alte Feuerwehrauto behindere nicht, der kleine Polo hingegen schon. Ganz zu schweigen davon, dass es aus seiner Sicht für jeden LKW von Nöten sei, in der Wendeanlage zu rangieren - "ob mit oder ohne Polo", betont Kremling. Sein Fazit: "Da ist eine große Portion Willkür im Spiel." Er fühlt sich ungerecht behandelt und nicht ernst genommen.
Die Lösung des Problems aus Sicht von Lutz Kremling: Ein Anruf der Stadtverwaltung mit der Bitte, seine Familie möge den VW Polo doch an den Abfuhrtagen der Müllabfuhr nicht in der Wendeanlage abstellen. Ganz einfach. Kremling: "Das wäre alles ganz geräuschlos und ohne unnötiges Verwarngeld möglich." Doch der Mail-Verkehr mit dem Ordnungsamt sei mittlerweile eingestellt, die 20 Euro sind längst bezahlt.
Kommt ein komplettes Parkverbot?
In der letzten Mail, die Kremling aus dem Rathaus bekommt, heißt es noch: "Eine Lösung wäre ein absolutes Haltverbot in der Wendeanlage, so dass hier gar nicht mehr geparkt werden dürfte, und die Pkw auf die privaten Grundstücke ausweichen müssten oder in andere Straßenbereiche verdrängt würden." Dies müsse jedoch in der Verkehrskommission erörtert werden. Lutz Kremling glaubt nicht, dass dieses Gremium etwas an der aus seiner Sicht unbefriedigenden Gesamtsituation ändern wird. Eine Anfrage dieser Redaktion an das Attendorner Ordnungsamt blieb am Montag, offenbar aus Urlaubsgründen, unbeantwortet.
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