Olpe. Corona fordert den Club 574 heraus: Für Livekonzert Between the Days muss Alternative her. Was? Hier mehr.
Natürlich kommt es für die Macher nicht plötzlich. Damit gerechnet hatten sie, aber trotzdem noch gehofft. Und parallel dazu verschiedene Arten eines „Plan B“ entwickelt.
„Spätestens im Oktober, als für alle Jugendheime feststand, dass vorerst auch keine Streaming-Konzerte mehr möglich sind, brauchten wir jedoch eine völlig neue Idee“, sagen Michael „Chicken“ Hunold und Ursula Eichert vom Club 574, der „Between the Days“ organisiert. Jenes charmante Festival in der OT im Lorenz-Jaeger-Haus Olpe zwischen den Festtagen zum Jahresende, das 1977 begann und längst Kultcharakter hat.
Zum ersten Mal in seiner Geschichte wird es nicht wie gewohnt, heißt, nicht live stattfinden. Stattdessen plant man eine Web-Show, ausgestrahlt über YouTube, moderiert von Jochen „Matula“ Langemann und Peter Flora. Der eine ebenfalls vom Club 574, der andere auch ein Olper, heute in Köln lebend und beide der hiesigen Musikszene tief verbunden.
Kontakt zu über Musikern und Bands
Mit über 50 Musikern und Bands hat der Club in den letzten Wochen Kontakt aufgenommen, um digitales Futter zu sammeln: Interviews, Videoclips, Grußbotschaften, vielleicht auch ein paar alte Schätzchen und Anekdoten. Kurz, eine Mischung aus allem, was „Between the Days“ ausmacht. „Es soll in keinem Fall eine Retro-Show sein, sondern eine Show in und aus dem Hier und Jetzt, um letztendlich auch Impulse für die Zukunft zu setzen“, erklärt Michael Hunold.
Die Liste der Künstler, die der Club erreicht hat, ist nicht nur lang, sondern mindestens ebenso illuster mit Highlights aus aller Welt – und alle sind mit Olpe verbandelt, bei „Between the Days“ oder einem anderen hiesigen Rahmen aufgetreten. So wie der aus Australien stammende und in London lebende Sänger und Multiinstrumentalist Joel Sarakula, der zur 39. Auflage des Festivals in 2015 Headliner des Abends war. Oder – um ein zweites Beispiel zu nennen – Andrew Burton aus Glasgow, der mit seiner Formation „Driven by Harness“ zum 40. Jubiläum spielte.
Überhaupt war das 40. Jubiläum von „Between the Days“, an dem sich 20 Bands mit insgesamt etwa 100 Musikern aus vier Jahrzehnten Festival ein Stelldichein auf der Olper Bühne gaben, Impulsgeber für den Club 574 – die Ziffer im Namen steht für den hiesigen Postleitzahlenraum.
Leader-Förderung
Damals noch ein lockerer Zusammenschluss von einem runden Dutzend Frauen und Männern, für die Musik und Kreatives ein Thema ist und die auf experimenteller Ebene miteinander agieren. Der Wunsch der Clubgründer war und ist es bis heute, Energien zu bündeln, Synergien zu nutzen, Ideen zu entwickeln, neue Akzente zu setzen und Treffpunkte und Bühnen zu bieten, an denen Künstler agieren können. Erste Projekte waren die O(e)pen Stage Sessions in der Musikkneipe Mythos und die Open Air Summer Sessions in Kalberschnacke.
Im Februar 2020 wurde aus dem Club ein Verein, nämlich der „Club 574 Kulturgesellschaft e.V.“, Leader-Förderung für das Projekt „Hauptsache Musik“ inklusive, die die Anschaffung eines Zeltes mit Doppel-Pagodendach, einer Musikanlage und eines Pritschenanhängers sowie vier Festivals in den kommenden zwei Jahren möglich macht.
Vereinsstatus wichtig
„Mit den Erwartungen waren wir aber nicht angetreten“, sagt Ursula Eichert. „Sondern aus der Leidenschaft heraus, Dinge kulturell und musikalisch auf die Beine zu stellen. Das ist das, was uns verbindet.“ Nichtsdestotrotz sieht man es positiv, ein Verein geworden zu sein - ohne einen großen Masterplan in der Tasche haben zu wollen, sondern jedem in dem Club Freiraum für Ideen und Spirit gebend. „Die Vereinsstruktur war schon eine Challenge für uns. Aber es macht Sinn, weil wir so auf festeren Füßen stehen, stabiler wahrgenommen werden und sich unsere Projekte nachhaltig entwickeln können“, sagt Michael Hunold.
In der Diskussion um „Between the Days“ sei schnell klar geworden, dass man das Festival nicht habe ausfallen lassen wollen. Was dabei herauskommt, steht in den Sternen. Die Resonanz seitens der Künstler ist in jedem Fall riesig. Noch aber sammelt man, bastelt an dem Programm und der Technik. „Wir sind gespannt. Und wenn nur drei Zuschauer gucken, dann ist das eben so“, sagen Ursula Eichert und Michael Hunold. „Wichtig ist uns, dass es stattfindet. Damit der Tag bestehen bleibt.“