Wenden. Das Gutachterbüro IBW hat das Hallenbad unter die Lupe genommen. Dr. Wagner spricht von einer soliden Bausubstanz.

Zwar ist die Generalsanierung des Wendener Schwimmbades noch nicht in trockenen Tüchern, doch wenn es nach Bürgermeister Bernd Clemens geht, ist die Richtung klar. Er favorisiert eindeutig eine Sanierung am Westerberg statt eines Neubaus. In der Ratssitzung gab es aber einmal mehr eine hitzige Diskussion über die Zukunft des maroden Bades. Die SPD verlangte gar den sofortigen Beschluss über einen Neubau am Schulzentrum, erhielt dafür aber in geheimer Abstimmung keine Mehrheit.

Zwist gab es, weil der Rat einen von Bürgermeister Clemens und CDU-Fraktionschef Martin Solbach gefassten Dringlichkeitsbeschluss zur Generalsanierung des Schwimmbades absegnen sollte. Einige Politiker witterten hier zugleich eine Entscheidung für eine Sanierung. Hintergrund war aber, dass die Gemeinde noch fristgerecht an einem Förderprogramm des Bundes dabei sein wollte. Dennoch: Aus dem gefassten Beschluss geht klar hervor, wohin die Reise gehen soll, nämlich in Richtung Sanierung. Dafür sollen Haushaltsmittel in den Jahren 2021 bis 2024 bereitgestellt werden. Zudem wurde mehrheitlich beschlossen, dass Planung und Umsetzung der Generalsanierung unter der Voraussetzung erfolgen sollen, dass sich die Bausubstanz der Grundschule als solide herausstellt und ein modernes Lernen am Grundschulstandort Westerberg umgesetzt werden kann.

Ortstermin auf dem Hubboden mitten auf dem Schwimmbecken: Thomas Häner von der Gemeinde (rechts) erläutert die Probleme, Ausschuss-Vorsitzender Ludger Reuber (knieend) macht sich Notizen.
Ortstermin auf dem Hubboden mitten auf dem Schwimmbecken: Thomas Häner von der Gemeinde (rechts) erläutert die Probleme, Ausschuss-Vorsitzender Ludger Reuber (knieend) macht sich Notizen. © WP | Roland Vossel

Den Zustand des Bades hat mittlerweile das Gutachterbüro IBW Freudenberg unter die Lupe genommen. „Die Bausubstanz ist sehr solide, hat aber Mängel, was nach 50 Jahren auch zu erwarten ist. Wir sagen aber ganz klar: Eine technisch gute und wirtschaftliche Sanierung ist möglich“, war die Bilanz von Dr. Peter Wagner, der die Untersuchungsergebnisse im Detail vorstellte. Dabei trat auch eine seltsame Dachkonstruktion über der Schwimmhalle zu Tage, die laut Wagner gar nicht zulässig ist: „Der Aufbau aus Holz ist völlig desolat und durch Witterungseinflüsse zerstört. Der hätte nicht da sein dürfen. Die Dämmung ist nass. Auf dem Dach bilden sich tiefe Pfützen.“ Folge seien statische Probleme: „Es besteht ein Risiko bei Belastung.“ Zwar gebe es keine akute Einsturzgefahr, doch werde es kritisch, wenn Schnee und Eis auf dem Dach liegen. Dieser morsche Dachaufbau müsse auf alle Fälle beseitigt werden. Wagner empfahl zudem, den Beckenboden zu dämmen. Schadstoffe wie Asbest habe man zum Glück nicht gefunden. Die technische Ausstattung in der Schwimmhalle solle komplett ausgetauscht werden. Angestrebt wird nach einer Kernsanierung eine weitere Nutzungsdauer von 30 Jahren.

Zu den Kosten hielt sich Gutachter Wagner bedeckt. Belastbare Zahlen könne er noch nicht nennen: „Es muss politisch entschieden werden, wie umfangreich die Sanierung sein soll. Das Ergebnis ist: Man könnte sanieren. Das Gebäude ist nicht so kaputt, dass man sagen würde, es lohnt sich nicht.“

Kostenschätzung

Die im Juli beauftragte Firma Constrata Ingenieur-Gesellschaft ist zu folgendem Ergebnis gekommen: Eine Generalsanierung würde 5,8 Millionen kosten, ein Neubau wie in Werdohl 8,7 Millionen Euro. Zahlen, die Elmar Holterhof (Grüne) und Ludger Reuber (SPD) bezweifelten. Einmal mehr betonte Reuber, dass eine Sanierung zum Fass ohne Boden werden könne: „Machen wir uns nichts vor: Auch nach der Sanierung bleibt das Bad alt. Ein neues Schwimmbad mit modernisierter Gesamtschule wäre ein Leuchtturmprojekt.“ Holterhof bezeichnete die Sitzungsvorlage als einseitig: „Da werden nur Vorteile einer Sanierung aufgeführt.“

Dem widersprach Bernd Clemens: „Der Gutachter kommt klar zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung möglich und wirtschaftlich vernünftig ist.“ Eine Entscheidung solle fallen, wenn die Untersuchungen zur Schule da sind. Dr. Wagner hatte zudem gesagt, dass die Bausubstanz an der Westerberg-Grundschule „ausgesprochen gut sei. Wir sehen viele Schulen, da können Sie froh sein, dass Sie ein so solides und gepflegtes Gebäude haben.“

Thorsten Scheen (UWG) betonte, dass auf alle Fälle Schule und Bad in der Gesamtheit betrachtet werden müssten. Dies soll ja auch passieren. Mit den Ergebnissen zur Schule wird in den nächsten Monaten gerechnet.

Über die Situation mit dem Dach der Schwimmhalle schüttelte Polizeibeamter Thorsten Scheen den Kopf: „Ich bin erschrocken. Wenn da durch Schneelast ein Unfall passiert wäre, dann wäre das strafrechtlich relevant gewesen. Das ist schon fast ein illegaler Aufbau.“