Attendorn/Kreis Olpe. Das Impfzentrum des Kreises in Attendorn ist startklar. Bis zu 500 Menschen pro Tag können sich hier bald gegen das Coronavirus schützen lassen.
Jetzt fehlt nur noch der Impfstoff, dann könnte es eigentlich losgehen. Landrat Theo Melcher erklärte das neue Impfzentrum des Kreises Olpe in Attendorn am Samstagnachmittag für einsatzbereit. Zuvor hatte das DRK mit rund 100 ehrenamtlichen Helfern aus dem Kreis Olpe und darüber hinaus einen ersten Probelauf durch die vier Impfstraßen gestartet. DRK-Kreisverbandsgeschäftsführer Torsten Tillmann war zufrieden. Hier und da fehle noch ein bisschen Feintuning, sonst stehe das Konzept. Bis die ersten Oberarme am Heggener Weg gepiekst werden, wird es aber noch dauern. Denn - wenn der Impfstoff da ist – werden zunächst mobile Teams in Senioren- bzw. Pflegeheimen impfen, parallel wird in Krankenhäusern geimpft, die breite Masse kommt erst später dran.
Hervorragende Gemeinschaftsleitung
Die Verantwortlichen von Kreis, DRK und Ärzteschaft zeigten sich sehr zufrieden und ein wenig stolz auf das, was in den letzten drei Wochen aufgebaut wurde. Landrat Theo Melcher betonte die große Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten: „Stadt und Kreis haben es wieder einmal geschafft, die Vorgaben zu übertreffen und rechtzeitig vor dem 15. Dezember eine betriebsbereite Impfstraße mit der kompletten Ausstattung der Allgemeinheit zur Verfügung stellen zu können.“
Auch Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil und die Ärzte Dr. Martin Junker (Kassenärztliche Vereinigung) und Stefan Spieren, der ärztliche Leiter des Impfzentrums, lobten die gute Kooperation. Der Mietvertrag zwischen Kreis und Stadt Attendorn als Eigentümer für die Halle war innerhalb von 24 Stunden unter Dach und Fach, so dass die Handwerker schnell loslegen konnten und die Metallindustriehalle in ein durchdachtes, hell und freundlich wirkendes Gesundheitszentrum verwandeln konnten. Stefan Spieren: „Was hier in drei Wochen auf sauerländische Art und Weise hingezaubert wurde, ist schon super“.
Im Vollbetrieb sollen hier demnächst an sieben Tagen in der Woche, jeweils von 7 bis 20 Uhr, 450 bis 500 Impfungen im Zwei-Schicht-Betrieb durchgeführt werden. Dafür werden laut Torsten Tillmann pro Schicht 35 hauptamtliche Helfer, also 70 bis 90 pro Tag benötigt, zusätzlich zu den ehrenamtlichen Helfern. Die Ausschreibungen werden in Kürze veröffentlicht, aber auch der medizinischen Seite sei laut Dr. Junker jede helfende Hand mit einer medizinischen Ausbildung willkommen.
Der rund 60-minütige Impfablauf ist für das DRK kein Neuland. Torsten Tillmann: „Eigentlich läuft dies wie ein großer Blutspendetermin ab, wie wir ihn seit Jahren kennen.“ Nach der Zugangskontrolle am Eingang werden die persönlichen Daten registriert, die Gesundheitskarte eingelesen, etc. An der nächsten Station wird die Impfperson über die Impfung aufgeklärt, bei Bedarf kommt ein Arzt dazu, um alle Fragen zu klären.
16 Impfkabinen
Dann geht es in eine der 16 Impfkabinen, wo ein Arzt oder autorisiertes Fachpersonal, den Impfstoff in den Oberarm injizieren. Welche Art von Impfstoff es demnächst sein wird, ist unklar. Dr. Spieren: „Wir bekommen täglich andere Meldungen.“ Am Anfang wird es wohl das Präparat der Hersteller Biontech/Pfizer sein. Später könnten auch andere verabreicht werden. Landrat Melcher: „Darüber entscheiden Land und Bund.“
Nach der Zulassung des Impfstoffs durch die EU, die Ende Dezember erwartet wird, bekommt der Kreis Olpe laut Andreas Sprenger, der neue Leiter des Corona-Krisenstabs, 13.500 Impfdosen pro Monat. Weil der Biontech/Pfizer-Impfstoff nach 21 Tagen ein zweites Mal verabreicht werden muss, können zumindest am Anfang also nur knapp 7.000 Bürger im Kreis Olpe einen wirkungsvollen Corona-Impfschutz bekommen.
60 bis 70 Prozent sollten geimpft sein, bis eine sogenannte Durchimpfung erreicht sei, so Dr. Martin Junker. Bis dahin bedeute dies für alle weiterhin Maske tragen und die Schutzmaßnahmen ernst nehmen. Dies gelte auch für die Geimpften. Diese seien zwar selbst geschützt, könnten aber andere infizieren.
Nach der eigentlichen Impfung werden die Patienten in einem Ruhebereich beobachtet und bei Bedarf nachbetreut, in der Regel 30 Minuten lang. Bei der Abmeldung gibt es schließlich den aktualisierten Impfpass bzw. eine Impfbescheinigung und ggf. den zweiten Impftermin.
Starttermin unklar
Wann der Impfbetrieb in Attendorn starten wird, ist unklar. Landrat Melcher salopp: „Wir warten nicht aufs Christkind, wir warten auf den Impfstoff.“ Ist dieser endlich da, werden nach den Vorgaben des Landes mobile Teams zunächst in den Senioren- bzw. Pflegeeinrichtungen impfen. Gleichzeitig wird in Krankenhäusern geimpft, ebenfalls kommt zunächst das medizinische Personal etc. an die Reihe, erst dann die breite Bevölkerung. Die Reihenfolge wird streng eingehalten, lässt sich auch nicht beeinflussen bzw. beschleunigen.
Der Start des Impfbetriebs wird durch eine Medienkampagne bekannt gemacht. Dann müssen sich impfwillige Bürgerinnen und Bürger selbstständig melden. Dazu wird es eine Internetseite und auch ein App geben. Anschließend bekommen sie ihren persönlichen Impftermin mitgeteilt. Sich ohne Termin am Impfzentrum anzustellen, ist also zwecklos.
Weitere Infos:
Pflegebedürftige Personen, die zuhause bzw. in ihrer Familie leben, werden im Gegensatz zu den Heimbewohnern zunächst nicht geimpft, weil sie, so Dr. Spieren, zuhause isoliert seien und das Risiko einer Ansteckung nicht so groß sei wie in den Heimen.
Das Impfzentrum hat eine Größe von 1700 qm plus 570 qm Verwaltungsräume. Es stehen rund 70 Parkplätze zur Verfügung. Ein Sicherheitsdienst wird das Gelände rund um die Uhr bewachen, ebenso wird die Polizei regelmäßig Streife fahren.