Drolshagen. Die Stadt Drolshagen soll gendergerechte Sprache verwenden, fordert die UDW. Ein Thema mit Konfliktpotenzial, zeigt die erste Debatte.

Der Streit scheint unvermeidlich, aber in dieser Woche wurde er noch einmal vertagt: Die Drolshagener Stadtverwaltung soll in ihren Schreiben künftig gendergerechte Sprache nutzen, beantragte die UDW-Fraktion. Ob Gendersternchen und Co. tatsächlich Einzug halten in offizielle Mitteilungen der Rosestadt soll auf Bitten der CDU aber erst im neuen Jahr entschieden werden.

„Die Diskussion bei uns wird munter sein“, machte Fraktionsvorsitzender Georg Melcher keinen Hehl aus dem Konfliktpotenzial, das gendergerechte Sprache unter den Ratsherren und Ratsfrauen der CDU mit sich bringe. Da der Antrag relativ kurzfristig eingereicht worden sei, habe es noch keine Möglichkeit gegeben, diese Debatte zu führen. „Wir müssen uns im Klaren sein, was wir wollen und welche Verpflichtungen wir in diesem Bereich haben.“

„So eine Sprache möchte ich gar nicht haben.“

Die Schreiben der Stadt müssten lesbar bleiben, erklärte er und führte einen Satz aus der – bereits weitgehend gendergerecht formulierten – Hauptsatzung als Beispiel an: „Der Bürgermeister/die Bürgermeisterin und sein(e)/ihre Stellvertreter/in sollen nicht zum Ortsvorsteher/zur Ortsvorsteherin gewählt werden.“ Georg Melcher wurde deutlich: „So eine Sprache möchte ich gar nicht haben.“

Es gehe nicht darum, das rechtlich Verpflichtende umzusetzen, sondern darüber hinauszugehen, warb UDW-Fraktionschef Andreas Wintersohl für den Antrag. „Wir möchten damit ein Zeichen setzen.“ Andererseits habe die UDW ihre Forderung bewusst nicht mit einer Deadline versehen. Gendergerechte Sprache solle Stück für Stück und „im Rahmen Ihrer Ressourcen“ ausgebaut werden, richtete er sich an die Verwaltung.

Wintersohl wehrte sich gegen das Argument, die Sprache werde durch gendergerechte Formulierungen verhunzt. „Verunstaltet wurde unsere Sprache in der NS-Zeit, aber nicht durch ein Sternchen.“

Wie aufwendig eine Änderung für die Verwaltung sei, ob etwa Computer-Programme umgestellt werden müssten, sei verwaltungsintern noch nicht diskutiert worden, erklärte Bürgermeister Ulrich Berghof. „Von uns aus hätten wir das auch nicht in Angriff genommen, wir haben ja auch andere Baustellen.“

Kreis hat sich Leitfaden gegeben

Gleichstellungsbeauftragte Angelika Schlicht setzte hingegen einen anderen Ton: „Ich habe das Thema in der Vergangenheit immer wieder im Hauptamt angesprochen.“ Die maßgeblichen Stellen der Verwaltung könnten sich zusammensetzen, um bis zur nächsten Ratssitzung Vorschläge zu Papier zu bringen, wie sprachlich mehr Geschlechtergerechtigkeit geschaffen werden könne, schlug sie vor. „Um allmählich“, so Schlicht weiter, „zu einer modernen Umgangsform mit unserer Sprache zu kommen.“

Auch bei andere Behörden aus der Region gibt es noch keine festen Regeln. „Mit Sternchen schreiben wir nicht“, sagte Hans-Werner Voß, Pressesprecher beim Kreis Olpe, „aber es gibt bereits seit 2009 einen Leitfaden zu verständlicher Sprache, in dem es auch eine Empfehlung gibt, geschlechtergerechte Formulierungen zu nutzen.“ So bemühe sich der Kreis, in seinen Schriftsätzen die weibliche Pluralform mit aufzuführen. „Die Kollegen sind dafür sensibilisiert und befolgen das auch weitgehend.“

Friederike Baberg ist die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Olpe. Sie erklärt, dass man schon darauf achte, Mann und Frau gleichermaßen anzusprechen, das Gendersternchen nutze man aber nicht – ebenso wenig wie in Attendorn. „Und wir haben momentan auch keine konkreten Überlegungen, das zu ändern“, sagt Bürgermeister Christian Pospischil. Man bemühe sich jedoch, gendergerecht zu schreiben, indem sowohl die männliche als auch die weibliche Form genutzt würden.