Husten. Klaus Viedenz (28) aus Drolshagen-Husten veröffentlicht seinen Roman „Unsichtbar“. Der angehende Lehrer hat noch ambitionierte Pläne.

Es hat vier Anläufe gebraucht und knapp acht Jahre gedauert, bis Klaus Viedenz sein erstes Buch in den Händen halten kann. „Wegen Corona hatte ich in den letzten Monaten viel Zeit“, sagt der 28-Jährige, der im Januar seinen Bachelor in Germanistik und Geschichte an der Uni Siegen absolviert hat. Zeit, in der er nicht nur rund 100 Bücher gelesen hat, sondern auch den ersten Teil seiner Roman-Serie fertiggestellt hat, mit dem er bereits kurz nach dem Abi angefangen hatte. Ab dem 1. Dezember kommt das Buch in den Handel. Der schlichte Titel: „Unsichtbar“ – der Plot gestaltet sich im Gegensatz dazu deutlich komplexer.

Der Inhalt



Schauplatz ist das Europa im 16. Jahrhundert. „Es ist eine Zeit der gesellschaftlichen Umbrüche. Die Erfindung des Buchdrucks, die Herstellung von Schusswaffen – das alles hat Auswirkungen auf die Menschen“, erzählt Viedenz. In diese Zeit legt er die Geschichte der vier Protagonisten hinein und erschafft gleichzeitig die Fantasy-Welt „Indana“. „Der Fantasy-Anteil in diesem Teil ist allerdings sehr gering. Ich führe den Leser zwar in die Welt ein, indem ich Logik, Kultur, Religion und Gesetze erkläre, damit es nicht verwirrend wird. Aber in erster Linie geht es mehr um die Charaktere und welche Konflikte sie im Laufe der Handlung erfahren“, so Viedenz. So findet sich Anne, eine der zentralen Figuren im Roman, inmitten eines Thronstreits wieder. Mit einer arrangierten Ehe soll sie das Bündnis der Herzöge sichern. Doch Anne hat ihren eigenen Kopf und möchte mehr sein als eine Trophäe an der Seite eines Mannes, den sie nicht einmal kennt. Zumal dieser nicht erfahren darf, über welche magischen Fähigkeiten sie verfügt.

Die Erzählweise

Die Geschichte wird aus der Perspektive der Protagonisten – Anne, Degen, Alexander und David – erzählt. Der Blickwinkel wechselt nach jedem Kapitel. „Ich habe mich für die Ich-Perspektive entschieden, weil man so mehr in die Szene eintaucht“, ist Viedenz überzeugt. Ob es schwer war, sich in die Lage einer jungen Frau hineinzuversetzen, die im 16. Jahrhundert lebt? „Eigentlich nicht“, gibt sich Viedenz selbstbewusst. „Ich stelle mir bei allen Figuren die Frage: Was macht sie aus? Wo kommt sie her? Wo soll sie hin?“ Natürlich spielen bei der Ausgestaltung aber auch Geschichtsbewusstsein, intensive Recherche und Empathie eine große Rolle.

Die Überarbeitung

Drei Versionen gab es bereits von „Unsichtbar“. „Jetzt mit der vierten bin ich wirklich zufrieden“, sagt Viedenz und lacht. Bei der ersten Fassung habe er wild drauf losgeschrieben. Es habe unzählige Charakter gegeben, die an der Erzählung beteiligt waren, wodurch es für den Leser verwirrend wurde. „Außerdem gab es da noch einige Horror-Elemente, wirklich harter Tobak. Rückblickend würde ich mir dafür heute selbst gerade mal zwei von fünf Sternen geben“, so Viedenz. Bei der zweiten Version habe er das geglättet und die Fantasy-Elemente weitestgehend herausgeschrieben, so dass es am Ende mehr ein Historischer Roman war. In der dritten Fassung habe er mehrere Handlungsstränge herausgenommen, um die Geschichte kompakter werden zu lassen. „Jetzt habe ich darauf geachtet, einen Handlungs- und Spannungsbogen zu haben, sowohl im Buch selbst als auch über die einzelnen Serienteile hinweg.“

Die Rezensionen



Der 28-Jährige hat sich online bereits ein kleines Netzwerk aufgebaut, indem er regelmäßig Bücher rezensiert – auf deutsch und auf englisch – und diese unter anderem auf seinem Blog (www.klausviedenz.com) veröffentlicht. Auf der Leserplattform „goodreads“ ist er unter den Top-3-Rezensenten in Deutschland gelistet. „Rezensionen sind ganz entscheidend dafür, ob man sich für oder gegen ein Buch entscheidet. Wenn man zum Beispiel bei Amazon etwas bestellt, dann schaut man oft auch erstmal in die Bewertungen, wie zufrieden die Käufer mit dem Produkt waren.“ Seit Kurzem spricht Viedenz auch in seinem Youtube-Channel „BooksbyKlaus“ über Bücher, die er gelesen hat und spricht Leseempfehlungen aus. Einige seiner Serien-Favoriten im Bereich der Historischen Romane: „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas, „Die Säulen der Erde“ von Ken Follett und „Wolf Hall“ von Hilary Mantel. „Der Youtube-Channel ist mehr etwas Persönliches. Aber tatsächlich möchte ich auch darüber mein neues Buch ankündigen“, sagt Viedenz.

Die erste Resonanz



In seinen Rezensionen findet Viedenz sowohl lobende als auch vernichtende Worte. Ein Buch, das trotz seiner Top-Platzierungen auf weltweiten Bestsellerlisten von ihm förmlich zerrissen wird, ist J.K. Rowlings „Harry Potter und das verwunschene Kind“. Für Viedenz ist es eine „widerwärtige, abscheuliche Verstümmelung der Harry-Potter-Serie und ihrer Charaktere, voller Fehler und hirnrissiger Logiklöcher. Der schlimmste Fehler der Literaturgeschichte.“ Diplomatisch ist anders. Ob er Angst davor hat, dass sein Buch, in das er so viel Arbeit investiert hat, ähnlich auseinander genommen wird? „Das hatte ich tatsächlich“, meint Viedenz und lacht. „Aber dann hat eine Bloggerin die erste Vorab-Bewertung für mein Buch abgegeben. Sie meinte, dass die Protagonistin eine der stärksten weiblichen Charaktere sei, die sie seit Langem erlebt habe. Das hat mich beruhigt.“

Der Ausblick

Obwohl „Unsichtbar“ erst ab Dienstag offiziell erhältlich ist, schreibt Viedenz bereits an dem zweiten Teil der Roman-Serie. „Ich schätze, dass dieser etwa im September 2021 veröffentlicht werden soll.“ Der grobe Plot der nächsten vier Teile stehe ohnehin schon. Außerdem hat sich der Student einen straffen Zeitplan gesetzt: „Wenn alles glatt läuft, bin ich im Frühjahr 2022 mit meinem Studium fertig und würde kurz danach das Referendariat anfangen. Bis dahin sollten alle Serienteile veröffentlicht sein. In der Schule selbst werde ich dann nämlich sehr wahrscheinlich keine Zeit mehr dafür haben.“