Sondern. An der Campingoase Biggesee tut sich ‘was: Familie Schürmann stockt die Bestandsgebäude auf - für neue Wohnungen.

Timo Schmidt-Schürmann, Besitzer der Camping-Oase Biggesee in Sondern, hat allen Grund zu strahlen. Während andere touristische oder gastronomische Betriebe zähneknirschend den erneuten Lockdown irgendwie überstehen müssen, brummt der Campingplatz für Dauercamper ohne Ende: „Im April ging das so richtig los. Seitdem sind wir nicht nur voll ausgebucht, sondern haben eine Warteliste anlegen müssen, auf der sich momentan 27 Anwärter tummeln“, freut sich Schmidt-Schürmann. Jetzt will der pensionierte Bewährungshelfer, der seit 40 Jahren mit seiner Familie in Sondern lebt, eine große Investition realisieren. Allerdings nicht in die Erweiterung der Campinganlage, sondern, wie es viele Investitionsfreudigen derzeit tun, in Mietwohnungen.

Gründe für die Investitionsentscheidung gab es mehrere. Einer davon war die Sanierungsbedürftigkeit der Flachdächer der Gebäude im Eingangsbereich des Platzes. Eines der beiden beherbergt das Café am See, das Familie Schürmann erst im Mai 2019 eröffneten und das andere die Technik (Heizung/Wasser), die Sanitäranlagen sowie einen Freizeitraum für die Camping-Gäste.

Flachdächer sanierungsbedürftig

„Allein die Sanierung der Flachdächer hätte sicherlich 70.000 oder sogar 80.000 Euro verschlungen, darüber hinaus wollten wir auf jeden Fall die alte Unterführung zwischen den beiden Gebäuden entfernen, die im Rettungsfall für Feuerwehr oder Rettungsfahrzeuge zu niedrig ist“, erklärt Schmidt-Schürmann.

Warum also nicht mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und auf die Flachdachbauten gleich Neues aufstocken? Dabei heraus kam die Planung des Netphener Architekten Felix Stolz, die bis zum 1. April 2022 umgesetzt sein soll. Schürmann grinst bei dem anvisierten Bezugsdatum: „Kein Aprilscherz, versprochen.“

Timo Schmidt-Schürmann investiert auf der Campingoase Biggesee in den Bau von Mietwohnungen. Seit der Corona-Krise brummt der Laden wie nie zuvor.
Timo Schmidt-Schürmann investiert auf der Campingoase Biggesee in den Bau von Mietwohnungen. Seit der Corona-Krise brummt der Laden wie nie zuvor. © WP | Josef Schmidt

Rund 500 Quadratmeter neue Nutzfläche entstünden insgesamt, auf dem jetzigen Technik- und Sanitärtrakt mehrere Luxuswohnungen mit exklusivem und unverbaubarem Blick auf den Biggesee. Drei sind als Mietwohnungen vorgesehen, jeweils 75 Quadratmeter groß, mit Seebalkon und Galerie mit Bullaugen. Die Schifffahrt lässt grüßen. Denn wer dann einmal vom Balkon auf den See wird blicken können, schaut geradewegs auf die Motorschiffe Westfalen und Bigge, wenn sie denn vor Anker liegen. Der neue Wohntrakt über dem jetzigen Café am See wird von Familie Schürmann selbst genutzt.

Zusätzliche Garagen, die gemeinsam mit einem Werkstattraum in den benachbarten Hang gesetzt werden, und ein Neubau für Verwaltung hinter dem Café-Gebäude komplettieren das Gesamtprojekt, dessen Investitionshöhe Schürmann nicht exakt beziffern will.

Nachdem die Familie mit Ferienwohnungen in Sondern bereits seit Mitte der 80-er Erfahrung im touristischen Geschäft gesammelt hatte, entschieden sich die Schürmanns 2015, die in die Jahre gekommene Campinganlage Hanemicke von der kreiseigenen Biggesee GmbH zu kaufen, Stück für Stück zu modernisieren und in funktionstüchtigen Zustand zu versetzen. Schmidt-Schürmann: „Die Anlage ist die älteste am See, Mitte der 60-er Jahre eröffnet. Da war schon einiges zu tun.“ Während wir miteinander sprechen, rückt gerade die Firma Thalhammer an, um der kleinen Unterführung aus diesen Jahren den Garaus zu machen.

Holzrahmenbauweise

Nach dem Abbruch sollen unverzüglich die Erdarbeiten folgen und alle Bauten entstehen, die teilweise ins Erdreich kommen. „Dann machen wir erst einmal eine Pause, weil wir den Campingbetrieb von April bis Herbst 2021 nicht stören wollen“, erklärt Schürmann, dessen Sohn Konrad seit 15 Jahren den Bootsverleih am Seeufer managt. Ab September/Oktober 2021 werde dann in Holzrahmenbauweise aufgestockt.

Die kleine Unterführung wurde als erstes entfernt.
Die kleine Unterführung wurde als erstes entfernt. © WP | Josef Schmidt

Dass der Corona-Boom wieder abflache, damit rechnet Schürmann übrigens nicht: „Als wir den Platz gekauft haben, waren etwa 50 der 82 Plätze vermietet, im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre lag die Belegung bei rund 65 Plätzen.“ Mitte April diesen Jahres, während des ersten Corona-Lockdowns, als die Beschränkungen für Dauercamper zurückgefahren worden seien, habe dann der Boom eingesetzt: „Es hat keine sechs Wochen gedauert, und wir waren ausgebucht. Dazu jetzt noch die Warteliste, damit hätten wir niemals gerechnet.“

Vorbildliches Corona-Verhalten

Für seine Camper findet Schmidt-Schürmann übrigens nur lobende Worte, was Corona angeht: „Bei voller Belegung sind hier gut 200 Menschen auf dem Gelände unterwegs, aber alle verhalten sich sehr diszipliniert, halten sich an unsere Hygiene-Regeln. Das ist vorbildlich.“

Er habe den Eindruck, dass viele Touristen künftig grundsätzlich eher auf langfristig zu mietende Objekte setzten. Ein Trend, der gerade einer Anlage für Dauercamper in die Karten spiele. Zudem habe es auf dem Platz einen Generationswechsel gegeben: „Wir haben im Sommer an die 25 Kinder auf dem Platz.“

Fehlt also nur noch die Wiedereröffnung des Café am See, auf das die Schürmanns genauso hoffen, wie viele Gastronomen in diesen Zeiten wohl auch.