Neu-Listernohl. Der Autor Michael Wagner hat seinen Krimi „Still ruht der See“ veröffentlicht. Dieses Mal spielt die Handlung unter anderem in Neu-Listernohl.

Einst musste der ganze Ort umziehen. Damals in den 60er-Jahren, als die Biggetalsperre gebaut wurde. Für viele Jahre die größte Baustelle Europas. Heute ist Listernohl nur noch eine Erinnerung. Verborgen in den Tiefen des Sees. Ein Stück Geschichte – und Teil des neuen Buches von Michael Wagner. Der Autor, der in Schalksmühle aufgewachsen ist, erzählt in „Still ruft der See“ das dritte Abenteuer von Hobby-Ermittler Theo Kettling, das ihn nach Neu-Listernohl führt. Eine Frau wird tot geborgen. War es wirklich Selbstmord? Und was hat bloß das versunkene Dorf damit zu tun? „Das verrate ich jetzt natürlich nicht“, sagt Michael Wagner. „Aber es wird in jedem Fall spannend.“

Nicht einfach losschreiben

Michael Wagner ist 52 Jahre alt und wohnt in Frankenberg an der Eder. Eigentlich ist er Ingenieur der Produktionstechnik. Aber schon parallel zum Studium hat er freiberuflich für die Lüdenscheider Nachrichten gearbeitet. Heute ist der gelernte Journalist im PR-Bereich in Allendorf an der Eder tätig – und schreibt nebenher Bücher. Wobei „nebenher“ relativ ist. Michael Wagner investiert einen Großteil seiner Freizeit in seine Werke. Denn einfach losschreiben, das kommt für ihn nicht infrage. Michael Wagner ist eben Vollblutjournalist – und jede Recherche erfolgt akribisch. Auch für seine Romane. Denn die Handlungen spielen in den 70er-Jahren. Was war damals anders? Was hat sich an den Örtlichkeiten verändert? Was war gerade modern? Fragen, die der Autor vor Niederschrift seiner Romane klären muss. „Man kann eben nicht einfach loslegen wie bei einem Fantasy- oder Gegenwartsroman“, erklärt er. „Die Daten müssen alle stimmen. Ich versuche, meine Romane so zu schreiben, dass das alles wirklich so hätte stattfinden können.“

Nächstes Buch geplant

„Still ruft der See“ von Michael Wagner, Verlag LV.Buch, ist seit dem 15. Oktober auf dem Markt und im Handel erhältlich. Es ist sein dritter Roman.

Der Autor plant bereits sein viertes Buch rund um den Hobby-Ermittler Theo Kettling. Der Roman soll voraussichtlich 2022 erscheinen.

Und dafür ist eben viel Recherche notwendig. Nicht nur in Geschichtsbüchern und Archiven – auch die Gegebenheiten vor Ort nimmt Michael Wagner ins Visier. So war er also für seinen neuen Roman „Still ruft der See“ auch in Neu-Listernohl unterwegs. Dort hat er sich den Ortskern angesehen. In der Geschichte rund um Hobby-Ermittler Theo Kettling findet da nämlich die Trauerfeier der toten Frau statt, um die sich die Handlung dreht. Auch die alte Redaktion der Westfalenpost in der Bahnhofstraße (dort werden Hinweise in den alten Zeitungsbändern gesucht) und der Schiffsanleger Biggedamm kommen vor. „Eine Szene spielt auf dem Schiff“, verrät er. „Da habe ich mir die alten Fahrpläne angesehen, damit mir da kein Fehler unterläuft.“

Verwunschene Örtlichkeiten

Es ist die Leidenschaft für das Schreiben, die Recherche und das Historische, was Michael Wagner in seinen Romanen verbindet. Genauer gesagt sind es geheimnisvolle Orte, um die sich eine Geschichte ranken, die ihn faszinieren. Angefangen hat alles mit der alten Sprengstofffabrik auf Hagener Stadtgebiet. Bis ins Erwachsenenalter hat er sich gefragt, was das eigentlich für ein Gebäude ist. Und kaum hatte er angefangen zu recherchieren, hatte ihn die Geschichte so sehr gepackt, dass er sie in einem Krimi festhalten wollte – die Basis für seinen Debüt-Roman („Lünsch-Mord“, 2016, Bastei Lübbe), der mit bislang rund 8000 verkauften Exemplaren richtig erfolgreich ist. Danach folgte „Im Grab ist noch ein Eckchen frei“ (2019) – und nun eben „Still ruft der See“.

Michael Wagner legt Wert auf Details -- eben um seinem 70er-Jahre-Krimi auch Charakter zu verleihen. Das heißt, neben jede Menge alten und kultigen Autos taucht hier mal das Yps-Heft (Comic-Magazin, Erstausgabe 1975) auf und hier mal ein Florida Boy Orange (Kultgetränk der 70er). Es geht um Unterhaltung, Regionalität – und vor allem um Authentizität. So ist der Hauptprotagonist – Hobby-Ermittler Theo Kettling – alles andere als ein Überflieger. Er ist sogar eher „voll der Anti-Held mit Rückenerkrankung und keinem Selbstbewusstsein“, wie Michael Wagner es ausdrückt. Aber dafür hat er ein paar Power-Damen an seiner Seite, die ihm bei der Aufklärung des Kriminalfalles helfen – wobei Kommissar Zufall dabei auch nicht ganz unbeteiligt ist.

Eineinhalb Jahre hat Michael Wagner tatsächlich an seinem Roman gearbeitet – wobei das mit Blick auf die nebenberufliche Vorarbeit schon engagiert war. Wenn er nicht zuhause an seinem PC gesessen hat, hat er sich gern in seine Lieblingskneipe Geronimo in Frankenberg zurückgezogen. „Da kann ich hin laufen und da ist es so schön laut“, sagt er. „Ich brauche die Abwechslung zwischen der Stille am Schreibtisch und der Geräuschkulisse in der Kneipe.“