Olpe. Durch die Corona-Pandemie hat sich das Problem der häuslichen Gewalt verschärft. Auch im Kreis Olpe. Neues Hilfsangebot „Maske 19“ in Apotheken.

Häusliche Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Es zieht sich durch alle Schichten und Milieus. Und mit Corona wird es noch einmal verschärft. Durch Quarantäne, Homeoffice und Kontaktverbote fehlt Hilfesuchenden oft der nötige Abstand zum gewalttätigen Partner, um sich überhaupt irgendwie und unbeobachtet bemerkbar zu machen. Nun gibt es mit dem Code „Maske 19“ ein neues leicht zugängliches Angebot, das helfen soll. Initiator in Deutschland ist die Union Deutscher Zonta Clubs. Nach dem Vorbild Italiens, Spaniens und Frankreichs hat man die Idee aufgegriffen, zusammen mit Apotheken eine zusätzliche Notrufhilfe für von häuslicher Gewalt betroffene Menschen zu installieren.

„Die Apotheke als geschützter Raum ist ein wichtiger Punkt im Hilfeangebot. Wesentlich ist, ins Gespräch zu kommen. Es passiert dabei nichts ohne die Einwilligung der betroffenen Person“, erklärt Klaudia Thun-Vigener vom Zonta Club Siegen Area. „Normalerweise soll das eigene Zuhause ein Ort der Geborgenheit sein. Aber das ist leider nicht immer so. Wir unterstützen die Aktion, damit es ein weiteres niederschwelliges Angebot gibt“, sagt Elvira Schmengler, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Olpe und zugleich Koordinatorin vom „Netzwerk gegen Häusliche Gewalt“, das 2002 gegründet wurde und dem unter anderem Polizei, Jugendamt, Weißer Ring, Staatsanwaltschaft und verschiedene Institutionen und Einrichtungen wie Frauenberatungsstelle und Frauenhaus angeschlossen sind.

Weitervermittlung an die örtliche Frauenberatungsstelle

Und so funktioniert der Code „Maske 19“: Ist jemand Opfer häuslicher Gewalt – in der Regel sind es Frauen –, kann sie in die Apotheke gehen und das Codewort nennen. Ohne sich weiter erklären zu müssen, wird sie darauf hin in einen anderen Raum gebeten. Dort wird vertraulich geklärt, wie es weitergehen kann. Zum Beispiel durch Weitervermittlung an die örtliche Frauenberatungsstelle oder an das Frauenhaus. Möglich ist auch, auf Wunsch die Polizei zu rufen. Wichtig dabei: Die Apotheke ist akuter Unterstützer, nicht aber selbst in beratender Funktion tätig. „Apotheken sind als Anlaufstelle für Direkthilfe sinnvoll, weil sie als systemrelevant gelten, also nicht geschlossen werden, weil sie lange Öffnungszeiten haben und nicht zuletzt, weil man sie gut als Vorwand nehmen kann, die eigenen vier Wände zu verlassen“, so Ulf Ullenboom, Vertrauensapotheker im Kreis Olpe.

Inzwischen wurden alle Apotheken im Kreis über die Aktion informiert und mit einem Handlungsleitfaden ausgestattet. Ebenso bieten die Frauenberatungsstellen an, Apotheken zum Thema zu beraten. Ist eine Apotheke bereit, mitzumachen, hängt sie gut sichtbar ein entsprechendes Plakat auf.„Wir begrüßen die Aktion ausdrücklich“, betont Michael Kopsan, Opferschutzbeauftragter der Kreispolizeibehörde. „Allein das Gefühl, sich an eine Apotheke wenden zu können wenn man nicht mehr weiterweiß, ist wichtig und entscheidend. Die Polizei zu rufen, ist dabei nicht der letzte Schluss. Es ist ein Angebot, bei dem die von Gewalt betroffene Person ganz allein entscheidet, wie es weitergeht.“ Positive Signale setzen auch Eva Rieke-Trinn von der Frauenberatungsstelle und Shahana Gitzen vom Frauenhaus. „Jede Form einer zusätzlichen Möglichkeit der Hilfe ist eine Bereicherung. Durch Corona brechen viele Strukturen weg. Einsamkeit, Depressionen, psychische Belastungen verschärfen die Problematik häuslicher Gewalt“, so Eva Rieke-Trinn. „Wenn der Partner den ganzen Tag da ist, gibt es wenig Möglichkeiten zu entkommen“, so Shahana Gitzen. Elvira Schmengler wertet Code „Maske 19“ und damit die Apotheken als „eine weitere wichtige Adresse, wo örtliche Strukturen der Hilfe mitmachen und eingebunden sind.“

Info

Was immer möglich ist: Mit dem Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen können sich Betroffene, aber auch Angehörige, Fachkräfte und Ehrenamtliche anonym und kostenfrei in Krisensituationen beraten lassen. Das Telefon ist rund um die Uhr erreichbar und vermittelt auf Wunsch an Unterstützungsangebote vor Ort. Bei Bedarf werden Dolmetscher hinzugeschaltet. Erreichbar unter www.hilfetelefon.de oder 08000 116016 .