Altenhundem. Wegen Corona blieben die Kundinnen weg. Die beiden alteingesessenen Mode-Geschäfte Uli Fashion und Tom Tailor in Altenhundem müssen schließen.

Es ist ein schwerer Schlag für den Einzelhandel in Altenhundem. Mit den Damen-Boutiquen Uli Fashion und Tom Tailor müssen zwei alteingesessene Geschäfte an der Hundemstraße coronabedingt Ende dieses Jahres schließen. „Es ist traurig. Das war meine Zukunft. Da hat man immer für gearbeitet“, sagt Geschäftsführerin Ramona Tigges auf Anfrage unserer Redaktion. Zusammen mit ihren Eltern Ulrich und Marion Bartmann ist sie Inhaberin der beiden Boutiquen. „Meine Eltern haben das ihr ganzes Leben gemacht. Sie hatten schon Mode Knipp in Altenhundem“, so Ramona Tigges.

„Es ist eigentlich immer gut gelaufen“, berichtet die 35-Jährige. Vor acht Jahren habe man den ehemaligen Schlecker-Markt umgebaut und Uli Fashion von 60 auf 280 Quadratmeter erweitert und aus Ulis Corner auf der Ecke Tom Tailor gemacht. Doch dann kam Corona. „Seit dem Lockdown gibt es keine Anlässe mehr. Keine Schützenfeste, keine Hochzeiten, keine Kommunionen. Die meisten haben nichts Neues mehr gekauft. Sie nehmen das, was im Schrank ist.“ Und: „Die Regierung macht uns auch platt. Es gibt nur negative Schlagzeilen. Die Leute haben einfach Angst und bleiben zu Hause. Sie machen Klick und kriegen die Sachen nach Hause geliefert. Da können wir nichts machen. Das ist für die Geschäfte der Tod.“ Und Ramona Tigges ist sich sicher: „Es ist existentiell nicht nur für uns. Da kommt noch ein Rattenschwanz hinterher.“

Schlechter September

Nach den fünf Wochen Schließung beim Lockdown habe man noch alles versucht. Vergeblich. „Wir hatten die Entscheidung schon länger im Kopf. Aber wenn man dann sieht, dass im wichtigen Monat September, dem Herbstbeginn, kaum noch Leute mehr kommen, dann kommen einem die Tränen. Es gibt keine Aussicht auf Besserung. Wir können nicht davon ausgehen, dass der Virus weggeht“, sagt Ramona Tigges.

Räumungsverkauf

Die Stammkundinnen hat Ramona Tigges bereits in einem Schreiben informiert: „Wir danken Ihnen für ihre langjährige Treue.“

Es wird gebeten, Gutscheine und Gutschriften einzulösen.

Der offizielle Räumungsverkauf beginnt am 2. November.

Auch aus Verantwortung für ihre zwei festangestellten Mitarbeiterinnen und die vier Aushilfen blieb der 35-Jährigen nichts anderes übrig, als die Reißleine zu ziehen: „Man muss sehen, ob man das Risiko noch eingehen kann. Noch haben die Mitarbeiterinnen nichts Konkretes, aber man hilft, wo man kann.“ Die studierte Textilbetriebswirtin muss selbst auch noch sehen, wie es weitergeht: „Mein Mann ist selbstständig. Da werde ich ihm erst einmal unter die Arme greifen.“

Keine Perspektive

„Es ist uns nicht leichtgefallen, aber es gibt keine Perspektive. Wir machen jetzt zu, solange wir das Heft des Handelns noch in der Hand haben, bevor wir später zugemacht werden“, sagt Ulrich Bartmann. Der langjährige Unternehmer sieht auch eine Mitschuld bei der Regierung für das Dilemma: „Wenn Merkel sagt, die Leute sollen zu Hause bleiben, hilft uns das nicht, sondern dem Internet. Wir haben 30 Prozent Minus und das Internet 30 Prozent Plus.“

Man habe alles versucht, so Ulrich Bartmann: „Ich habe ja auch Kontakte, aber als Einzelkämpfer in der Textilindustrie an einem Standort hat man es schwer. Da bekommt man nicht die Konditionen. Corona war dann noch das entscheidende I-Tüpfelchen.“ Eine Aussage von Bartmann trifft es auf den Punkt: „Das ist schlecht für den Standort, aber die Verbraucher stimmen mit den Füßen ab.“