Drolshagen/Windfus. Lothar Selbach und die Waldjugend Reichshof-Windfus pflegen eine Schwarzstorchfamilie bei Drolshagen. Wieso es hier ideale Bedingungen gibt:
Wenn Lothar Selbach (74) über „seine“ Schwarzstörche redet, glänzen seine Augen. Der Mann ist von Kopf bis Fuß Naturschützer, ein ökologischer Überzeugungstäter sozusagen. Unmittelbar an der Kreisgrenze Olpe, von wo aus man einen herrlichen Blick auf den idyllischen Iseringhauser Grund mit seinen Dörfchen Husten und Halbhusten hat, ist der 74-Jährige in seinem Element: „Wenn diese wunderschönen Tiere ihre Kreise ziehen über den Wäldern von Drolshagen, Iseringhausen und Reichshof, funkelt das Gefieder im Sonnenlicht. Für viele Menschen sind sie Symbole des Waldnaturschutzes.“
Zu den Störchen in freier Wildbahn kann er mich nicht führen, nur den verwaisten Horst, also das stattliche Nest in einer borkenkäfer-gebräunten Fichte, kann er mir zeigen. „Der Baum war im Frühjahr noch grün, das geht ganz schnell, wie man sieht.“ In diesem Jahr habe man sechs Schwarzstörche bewundern dürfen, also das Elternpaar mit vier Jungtieren. Das hat Selbach und seinen Mitstreitern besondere Freude bereitet.
Besonders glücklich ist Selbach und seine Kollegin Barbara Schneider, Vorsitzende der „Waldjugend Windfus“, aber auch darüber, dass sie ihre Liebe zur Natur und den Schwarzstörchen auf die junge Generation hätten übertragen können: „Für ihr Brutgeschäft benötigen die Störche absolute Ruhe.“ Wegen umfangreicher Forstarbeiten in der Nachbarschaft sei dies nicht immer gegeben gewesen, was Selbach nicht gefallen hat: „Während dieser Zeit, haben die Eltern ihre Jungtiere drei Tage lang nicht gefüttert. Das habe ich genau beobachtet.“ Alles, was Selbach beobachtet, dokumentiert er auch: „Ich habe über 8000 Fotos gemacht und archiviert.“
Lobenswert sei die Hilfe der Waldjugend gewesen: „Einige unserer Jugendlichen sind Streife gegangen und haben die Storchenfamilie, mit Ferngläsern und Proviant ausgestattet, fast 60 Tage lang begleitet.“
Die Schwarzstorch-Population im Iseringhauser Grund und der Nachbarregion, klärt Selbach auf, gebe es schon seit etwa sieben, acht Jahren. Und das nicht ohne Grund: „Die Lebensbedingungen hier sind ideal.“ Im Umkreis von mehreren Kilometern fänden die streng geschützten Tiere alles, was sie bräuchten: „Sehen Sie mal da“, zeigt er auf eine leicht bräunlich eingefärbte Wiese: „Das ist ein Moor, ein einzigartiges Biotop, das von einem halben Dutzend Mitglieder unserer Waldjugend gehegt und gepflegt wird. Auch für den Schwarzstorch.“ Denn auf dessen Speisekarte stünden neben Fischen und Aalen auch Frösche, Blindschleichen, aber auch Mäuse.
Aus Afrika ins Sauerland?
Aber einmal in Afrika, gebe ich als Laie zu bedenken, dürften die Tiere sich wohl kaum ans Sauerland erinnern? „Oh doch“, lächelt Selbach aus der Perspektive des erfahrenen Fachmannes: „Die Tiere sind bisher immer wieder zurückgekehrt. Im nächsten Frühjahr, hoffe ich, dann wieder zu sechst.“
Wobei Selbach hofft, dass die dürr gewordene Borkenkäfer-Fichte, die unter dem stattlichen Horst der Störche zu ächzen scheint, überhaupt noch stehe. Denn der nächste kräftige Sturm könnte dem Baum den Garaus machen.
Oder am Ende ein übler Anschlag, wie Selbach einwirft. Denn der Naturfreund ist sich darüber im Klaren, dass Schwarzstörche zu den schlagkräftigsten Verhinderern von Windkraftanlagen gehören. Und Windräder zu den unnatürlichen Störfaktoren im Leben der gefiederten Zweibeiner. Selbach, der genau weiß, welche Summen Windparks in die Kassen der Waldbauern spült: „Einmal haben wir in der Nähe der Brutstätte zwei getötete Jungtiere gefunden. Das kann die unterschiedlichsten Ursachen, auch natürliche haben. Allerdings haben wir auch schon Leute in der Nähe des Horstes gesehen, die geflüchtet sind, als sie uns gesehen haben.“
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Selbach legt zwar Wert darauf, dass weder die Waldjugend noch er selbst ein prinzipieller Gegner der Windenergie sei, aber er sagt auch: „Wenn in der Nachbarschaft unserer Störche ein solches Windrad gebaut werden sollte, träfe das Projekt auf entschiedene Gegnerschaft unserer Waldjugend.“ Eine entsprechende Stellungnahme, ergänzt der 74-Jährige, habe er bereits in Richtung Gelsenwasser-AG geschickt, die bekanntlich einen Windpark plane, der Einfluss auf den Iseringhauser Grund haben könne.