Gerlingen. Vor knapp eineinhalb Jahren hat Ekrem Özkan den Gasthof „Landmann“ in Gerlingen übernommen. Die Kneipe wird zum Restaurant.

Ekrem Özkan ist ein Gastronom mit Leib und Seele. In Hannover und Mannheim war er acht Jahre Kellnerchef in türkischen, italienischen und asiatischen Restaurants. Vor fünf Jahren kam er nach Gerlingen und eröffnete den Akdeniz-Grill an der Koblenzer Straße. Und im April vergangenen Jahres übernahm er den benachbarten Gasthof „Zum Landmann“. Einiges hat sich bereits verändert, doch der 40-Jährige hat weitere Pläne.

„Der Landmann war schon eine Marke. Es wurde gute deutsche Küche angeboten. Vom alten Landmann zur internationalen Küche zu werden, war ein großes Risiko. Das war uns bewusst, darauf haben wir uns eingestellt“, sagt Ekrem Özkan im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch die Entscheidung war goldrichtig. „Wenn ich jetzt sehe, wie mehrere 80-Jährige bei uns sitzen mit Hamburgern und Cocktails, dann sage ich: Du hast alles richtig gemacht“, so der 40-Jährige. Auch mexikanisches und türkisches Essen würden gut angenommen. Am 4. Juli dieses Jahres eröffnete Ekrem Özkan das Restaurant nach umfangreicher Renovierung: „Es war so ein guter Start. Ganz Gerlingen steht hinter uns. Das war der Grund, dass wir in kurzer Zeit Erfolg haben.“

Eine lange Tradition

Der Gasthof an der Koblenzer Straße wurde am 23. März 1835 als „Gasthof Avenarius“ eröffnet. Von Egon Avenarius übernahm ihn Willy Avenarius. Dessen Sohn Klaus wurde am 1. Juli 1994 Nachfolger. Er eröffnete das Restaurant.

Anfang 2019 schloss Klaus Avenarius zunächst Restaurant und Gaststätte und dann das Hotel. Im März 2019 verkaufte er den „Landmann“ an die Brüder Metin und Cetin Özkan und Schwager Eyyüp Aytar, die ihn an Ekrem Özkan verpachteten.

Ab 3./4. Oktober bietet der „Landmann“ erstmals auch Brunch an. Der Termin ist bereits ausgebucht. „Wir bieten auch Livemusik und Fußball-Übertragungen“, sagt Özkan. Im Saal hat es bereits Geburtstagsfeiern und Hochzeiten gegeben. Hier probt auch der Männerchor Gerlingen.

Die frühere Kneipe ist derzeit eine Baustelle. Nach dem Umbau in zwei bis drei Wochen soll sie weiteren Platz für das Restaurant bieten: „Ich habe jetzt nur 80 Plätze. Wir sind viele Tage ausgebucht, auch schon an Silvester. Wenn die Kneipe dazu kommt, werden es 110 bis 120 Plätze sein.“

Zapfanlage verschenkt

Die Pandemie hat das Ende der Kneipe besiegelt. „Es war schwer, die Kneipe abzureißen. Viele fanden das schade, ich auch, ich habe früher selber hinter der Theke gestanden. Aber wir haben ein Platzproblem, deshalb ist die Kneipenzeit vorbei. Ohne Corona und die Abstände hätten wir die Kneipe gelassen.“ Für die Zapfanlage habe er viele Anfragen bekommen, erzählt Ekrem Özkan: „Ich habe sie verschenkt. Luis Niederschlag hat sie bekommen, weil er der Erste war. Auch die Nachfrage wegen der Hocker war groß. Wir wollten sie schon wegschmeißen, aber die Leute haben sie abgeholt.“ Einzig die Empfangstheke ist geblieben.

Den Biergarten hinter dem „Landmann“ hat der 40-Jährige bereits auf Vordermann gebracht: „Der ist komplett neu mit 40 Plätzen.“ Viele Gäste hätten in der Coronazeit angerufen: „Sie wollten nicht reingehen. Die erste Frage war nach dem Biergarten. Das ist im Sommer für Gastronomie 1 a.“ Ekrem Özkan will jetzt auch noch den Saal renovieren und die elf Hotelzimmer. „Viele nennen mich jetzt Umbau-Ecki. Der Name Ecki stammt noch aus der Zeit, als ich in Hannover Fußball gespielt habe“, schmunzelt der 40-Jährige.

Keine Frage: Es war alles anderes als leicht, in der Coronazeit mit dem Restaurant zu starten. Doch gemeinsam hat es geklappt. Ekrem Özkan nennt ein kurdisches Sprichwort: „Hun Neben Yek Wine herin yek bi yek. Das heißt: Wenn wir nicht zusammenhalten, geht ihr einer nach dem anderen weg.“ Mit seinen acht Mitarbeitern hat er den „Landmann“ in die Erfolgsspur geführt: „Ich bin immer der Erste, der reingeht, und der Letzte, der rausgeht. Der Gedanke an Corona ist immer da. Wenn ich abends rausgehe, sage ich: Gott sei dank, heute ist alles gut gegangen.“