Drolshagen. Renate Alterauge-Rieder (Zur Alten Quelle) und Wolfgang Gittel (Raubritter) sind aus mehreren Gründen sauer. Was dahinter steckt? Hier mehr...

Renate Alterauge-Rieder ist sauer: „Am Montag war es wieder besonders schlimm. Meine Gäste schütteln nur noch mit dem Kopf.“ Was die langjährige Gastronomin des Hotels Zur Alten Quelle direkt an der B 55 auf die Palme bringt, ist zum einen die ständige Raserei vor ihrer Haustüre, aber seit diesem Frühjahr noch ein weiteres Phänomen: „Eine Gruppe von Mopedfahrer tyrannisiert uns regelrecht. Manche fahren nur auf dem Hinterrad hier vorbei, wollen offenbar provozieren.“

Aber nicht nur das hat die Hotelbesitzerin verärgert, auch das Verhalten von Bürgermeister Uli Berghof sei nicht nur ihr, sondern auch anderen alteingesessenen Wirtsleuten zunehmend ein Dorn im Auge. Berghof habe immer wieder öffentlich für den Marktplatz und die anliegende Gastronomie geworben, die Traditionsbetriebe würden gefühlt nicht beachtet.

Unterstützung erhält sie von ihrem Nachbarn Wolfgang „Charlie“ Gittel, seit fast 40 Jahren Betreiber der Gaststätte Zum Raubritter: „Es gibt nirgendwo eine Tempo-30-Zone, wo so gerast wird, wie hier.“ Das sei eigentlich schon immer so gewesen. Aber: „In diesem Jahr ist das mit den Mopedfahrern neu und kommt noch hinzu.“ Und auch bei ihm sitzt der Bürgermeisterfrust tief: „Es geht offenbar nur noch um den Marktplatz, der vermutlich zur Partymeile werden soll. An uns denkt keiner.“

Renate Alterauge-Rieder legt dabei Wert auf die Feststellung, dass sie den Kollegen am Marktplatz das Geschäft gönne, aber auch für die künftige Außen-Gastronomie dort seien sichere Verkehrsverhältnisse an der B 55 das A und O.

Raser bestätigt Beschwerde

Fast wie auf Bestellung rast während unseres Gespräches vor ihrem Biergarten ein schwarzer Sportwagen mit geschätzten 70 Stundenkilometern vorbei. Als der Fahrer meine Fotokamera bemerken, tritt er merklich auf die Bremse.

In einem Brief an Bürgermeister Uli Berghof hat sie ihrem Unmut bereits freien Lauf gelassen: „Bei all den Belebungsmaßnahmen rund um den Marktplatz möchte ich Dich jedoch auch bitten, die vielen Traditionsbetriebe in und um Drolshagen nicht zu vergessen und diese auch mal zu erwähnen. … Manch einer meiner Kollegen hätte sich auch in der Coronazeit mal gefreut, von Dir zu hören oder Hilfestellungen zu bekommen…. Das ist für mich auch Bürgernähe.“

Und weiter: „Ich persönlich wünschte mir, dass ein Bürgermeister auch für alle familiären Traditionsbetriebe so viel Werbung machen würde, wie für die direkt am Markt gelegenen.“

In Sachen Raserbelästigung schreibt Renate Alterauge-Rieder weiter: „Sicherlich ist Dir nicht entgangen, dass es seit einiger Zeit eine Gruppe Jugendlicher gibt, die mit ihren Mofas und Motocross-Maschinen die Hagener Straße tyrannisieren.“

Es sei doch auch im Interesse der Stadt, dass Hotelgäste und Urlauber zum Übernachten in die Stadt kämen „und auch Positives über die Stadt berichten.“

Berghof-Antwort

Uli Berghof hatte auf den Brief geantwortet und darauf verwiesen, dass er schon im Wahlkampf 2015 für einen attraktiveren Marktplatz geworben habe und dem Ziel folge. Das bedeute aber nicht, dass er die anderen gastronomischen Betriebe aus den Augen verliere.

Wörtlich heißt es im Schreiben von Berghof: „Bisher war ich allerdings der Auffassung, dass ein attraktiver Marktplatz auch für die weiteren Betriebe in Drolshagen vorteilhaft sei. Ich hoffe, dass ich damit nicht daneben liege.“ Wenn die angesprochene „Bürgernähe“ gegenüber den Gastronomen in Corona-Zeiten zu kurz gekommen sei, „bitte ich, dies zu entschuldigen. Tatsächlich hat sich in dieser zeit auch für uns als Stadtverwaltung einiges überschlagen.“

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Zum Thema Raserei und Moped-Tyrannei verwies Berghof auf Anfrage unserer Zeitung darauf, dass bereits mehrere Schritte eingeleitet seien: „Der Bezirkspolizeibeamte ist bereits tätig geworden.“ Um der Raserei zu begegnen, habe die Polizei mehrfach dort geblitzt, auch erfolgreich, wie man ihn informiert habe.

Hohe Hürden für stationäres Blitzgerät

Zur Frage, ob zumindest für die zu schnell fahrenden Autos eine stationäre Blitzersäule in Frage komme, klärt Kreispressesprecher Hans-Werner Voß auf: „Das entscheidet letztlich die Unfallkommission des Kreises.“ Zuvor müsse aber verlässliches Datenmaterial vorliegen, ob tatsächlich verstärkte Geschwindigkeitsüberschreitungen vorlägen. Entsprechende Erfassungsgeräte gebe es. In der Regel würden stationäre Anlagen nur bei Unfallhäufungspunkten, Gefahrenstellen (u. a. bei Kindergärten, Seniorenhäusern etc.) eingesetzt, aber eben auch an Örtlichkeiten, wo nachweisbar sozusagen chronisch Tempolimits überschritten würden.