Kreis Olpe. Wegen Corona ist Prostitution in NRW quasi verboten. Zudem musste eine Beratungsstelle die Arbeit einstellen. Kann der Kreis Olpe das ignorieren?

15 bis 45 Menschen, zumeist Frauen, arbeiten im Kreis Olpe als Prostituierte, so schätzt es die Kreisverwaltung. Nachdem die Landesförderung der Beratungsstelle Tamar im Frühjahr auslief, haben Prostituierte im Kreis Olpe aber keine Ansprechpartner mehr, fürchtet die evangelische Frauenhilfe in Westfalen und fordert: Der Kreis solle die Beratungsstelle mit 15.000 Euro weiter finanzieren.

Die Haltung der Kreisverwaltung dazu ist eindeutig: Mit der Aids-Hilfe, der Caritas-Suchtberatung, der Beratungsstellen für Schwangere und überregionalen Angeboten gebe es genug Anlaufstellen. Eine Mitfinanzierung von Tamar sei daher „nicht erforderlich“.

Nezahat Baradari (SPD) wollte das in der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses am Mittwoch nicht so stehen lassen: „Diese Frauen benötigen eine spezifische Beratung, das kann doch nicht die Schwangeren-Beratung übernehmen.“ Der Antrag der Frauenhilfe weise Lücken auf, aber „wir sollten uns erst einmal in die Thematik einarbeiten“. Zum Schutz vor einer Ausbreitung des Coronavirus ist Prostitution derzeit faktisch verboten. „Diese Frauen haben ein Einkommen von Null“, sieht die SPD-Politikerin aktuell einen besonders hohen Beratungsbedarf. Tamar-Mitarbeiterinnen sollten in einer der nächsten Sitzungen über ihre Arbeit berichten, forderte sie.

Ohne die Tamar-Hilfe sei vielen Prostituierten vor allem aus Osteuropa der Gang zum Gesundheitsamt kaum noch möglich, erklärte auch Thomas Bock (Linke). „Ich sehe die Gefahr, dass Frauen in die Illegalität abtauchen und dann für uns gar nicht mehr greifbar sind.“

Hiltrud Ochel (Grüne) hingegen erinnerte an den Verein „Frauen helfen Frauen“, den der Kreis Olpe mitfinanziere: „Wenn Not an der Frau besteht, haben wir damit eine Absicherung.“ Die endgültige Entscheidung über eine weitere Tamar-Finanzierung wurde vertagt.