Lennestadt. Beim Heimat-Check gibt es gute Noten für die Gemeinschaft in Lennestadt – vor allem innerhalb der Dörfer. Wie kann die Politik das stärken?

Auf Wegweisern – zum Beispiel entlang der B 55 – werden Autofahrer nach Lennestadt gelotst. Aber wenn sie dann angekommen sind, befinden sie sich in Altenhundem. Denn: Lennestadt gibt es nicht. Jedenfalls nicht als Ortschaft, sondern seit inzwischen 51 Jahren nur als Verwaltungsgebilde. Kann unter solchen Umständen ohne einen echten Zentralort überhaupt ein Gemeinschaftsgefühl wachsen?

Dass das durchaus funktionieren kann, zeigen die Ergebnisse des Heimat-Checks. Mit einer Durchschnittsnote von 2,49 erhielt Lennestadt in der Kategorie Gemeinschaftsgefühl bessere Bewertungen als vier andere Städte und Gemeinden im Kreis Olpe. Nur in Wenden (2,26) und Drolshagen (2,42) empfinden die Bürgerinnen und Bürger die Zusammengehörigkeit als noch besser. 20 Prozent der Teilnehmer aus Lennestadt benoteten den Zusammenhalt sogar als sehr gut – einen höheren Anteil der Bestbewertung gab es nur im Bereich Sicherheit.

In den Kommentaren zur Umfrage wird ersichtlich, dass sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Heimat-Checks mit ihrem Dorf noch stärker identifizieren als mit der Stadt im Ganzen. So hebt ein Befragter aus Kirchveischede etwa den „tollen Zusammenhalt in einer sehr angenehmen, hilfsbereiten Dorfgemeinschaft“ hervor. Ein anderer Teilnehmer schreibt: „Ich lebe in Kickenbach. Da gibt es noch Dorfgemeinschaft. Dort fühle ich mich sehr wohl.“

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    Etwas kritischer setzt sich ein anderer Kommentator mit der Integration Zugezogener auseinander: „Menschen, die aus anderen Regionen ins Sauerland ziehen, werden sehr oft kein Teil der Dorfgemeinschaft. Das liegt mitunter an diesen Menschen selbst, vielleicht sollten aber auch die alteingesessenen Sauerländer mehr auf Neubürger zugehen und ihnen unsere Denke, Bräuche und Werte erklären. Es gibt das Sprichwort: In Altenhundem wohnen die Leute, aber sie leben nicht dort.“

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    Wie zufrieden ist die Lennestädter Politik mit dem Gemeinschaftsgefühl? Und welche Pläne haben sie, um es nach der Kommunalwahl am 13. September weiter zu steigern? Wir haben die im Stadtrat vertretenen Parteien/Gruppierungen CDU, SPD, Grüne und UWG um eine Stellungnahme gebeten, die wir hier veröffentlichen.

    CDU: Unterstützung der Vereine bleibt ein Schwerpunkt

    Die Unterstützung der zahlreichen, ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen und örtlichen Gruppen ist ein Schwerpunkt unserer politischen Tätigkeit. Unsere Vereine sind Träger der Kultur, der Musik oder des Sports. Hier stellt die Stadt umfangreiche Hilfen zur Verfügung, was die Unterstützung der Gebäude (Schützenhallen, Sportplätze, Clubheime) angeht, aber auch finanzielle Zuwendung für die Durchführung bestimmter Aktivitäten. Das ist seit Jahren gelebte Praxis, die wir weiterführen werden (Schützenhallenprogramm, Sportförderrichtlinien, Musikverband, Chorverband, Kulturgemeinde Hundem-Lenne, Ehrenamtspreis, EiL – Ehrenamt in Lennestadt). Auch die sukzessive Umsetzung der Ikek-Ergebnisse hat eine Stärkung des Dorflebens zum Ziel.

    SPD: Kooperation, wo früher Rivalität herrschte

    Das Gemeinschaftsgefühl in unserer Stadt ist ein wenig zwiespältig. Aufgrund unsere historischen Besonderheit als Stadt ohne Kernstadt findet das Leben in unseren Dörfern statt. In diesen Dörfern ist die Gemeinschaft einzigartig!

    Das Gemeinschaftsgefühl als eine Stadt, auch 51 Jahre nach der Gründung, ist nicht so ausgeprägt. Aber auch hier sind wir auf einem guten Weg! Sportvereine kooperieren, wo früher eine Rivalität herrschte. Musik- und Schützenvereine besuchen sich regelmäßig. Wir wollen ein noch stärkeres Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Stadt, ohne die Identität unserer Dörfer aufzugeben.

    Wenn wir uns zum 100. Geburtstag unserer Stadt noch einmal ein solches Ranking anschauen, werden wir eine 1 vor dem Komma haben!

    Grüne: Mehr Mitsprache und transparente Strukturen

    Die vielen Vereine in den Dörfern zeugen von einer lebendigen Vielfalt und sind gestützt auf ein breites ehrenamtliches Engagement. Auch Zugezogene können hier eine Möglichkeit finden, Kontakte zu knüpfen und sich so hier zu Hause fühlen.

    In manchen Punkten gilt es noch mehr Offenheit und auch Veränderungsbereitschaft zu zeigen. Aufeinander zugehen, Menschen unterschiedlicher Kulturen miteinander ins Gespräch zu bringen und miteinander feiern zu lassen, bedarf noch mehr Anstrengungen. Um auch die zugezogenen oder mit vielfältigen Erfahrungen zurückkehrenden Menschen, die wir als Fachkräfte hier vor Ort brauchen, anzusprechen, sind eine breitere Palette von Mitsprachemöglichkeiten und auch Transparenzstrukturen aufzubauen.

    UWG: Dörfliche Struktur durch genügend Bauplätze bewahren

    Ein tolles Ergebnis für Lennestadt. Der Dank dafür gilt allen Ehrenamtlichen. Sei es über die Ehrenamtsbörse EiL, die AG „Es TUT sich WAS“, dem Schützenwesen, den Sportvereinen, der freiwilligen Feuerwehr oder dem THW. In allen Bereichen des Lebens kann man – sofern man empfänglich ist – mit seinen Mitmenschen in den Austausch treten. So entsteht ein Wir-Gefühl.

    Die aktuelle Gesundheitskrise hat gezeigt, dass Gemeinschaften altersübergreifend entstehen. Sei es bei der Erledigung von Besorgungen oder der Unterstützung der Gartenarbeit. Eventuell achten wir durch unsere dörfliche Struktur eben mehr aufeinander. Dies gilt es zu bewahren. Dafür sind ausreichende Bauplätze in allen Ortschaften unerlässlich.