Kreis Olpe. Ob Urlaub, Spielplatz oder Garten-Office: In Corona-Zeiten wird der Garten vielfältig genutzt. Neu ist das nicht, wie Konrad Adenauer beweist.

Diesen Sommer und die Ferienzeit werden wir wohl alle so schnell nicht vergessen. Durch die Einschränkungen in Covid-19-Zeiten stand für viele das Reiseziel 2020 schnell fest – der Garten und die Terrasse. Aus den Kleinen in den geschlossenen Kindergärten wurden Garten-Kinder und wer schlau war nahm einen Tisch, stellte ihn in den Schatten eines Baumes, Stühle drum herum, Tischdecke drauf, Teller, Gabel, einen Pott frische Pasta und Vino tinto. Fertig. Im Süden machen sie es nicht anders.

Das Ganze funktioniert allerdings nur da, wo der Rasen nicht mit der Nagelschere geschnitten wird, Gänseblümchen nicht zum Feind Nr. 1erklärt werden und „natürlich“ nicht bedeutet, mit einer Heckenschere alles nieder zu sensen. Easy und locker ist besser. Es muss nicht immer die perfekt befestigte Terrasse sein, auf der man mit der Familie oder Freunden etwas Leckeres isst oder einfach nur sitzt und plaudert. Probieren Sie es aus, stellen Sie die Dinge doch einfach mal auf den Rasen oder in eine Ecke des Gartens.

Genießen ohne Stau und Warteschlangen an Flughäfen

„Ja, aber dann muss ich die Sachen ja immer wegräumen, wenn ich den Rasen mähe.“ Stimmt, müssen Sie. „Da fährt dann immer mein Rasenroboter vor die Stuhlbeine und unter den Stühlen bleibt das Gras stehen. Das muss ich dann immer von Hand mähen“. Stimmt, müssen Sie. Ich habe aber auch gesagt – ausprobieren. Wenn Sie nach diesem Sommer festgestellt haben, dass das Grundstück ums Haus doch mehr bietet als Rasen mähen und Unkraut hacken, nämlich relaxen, erholen und genießen ohne Stau, Warteschlangen an Flughäfen, lästige Masken, Angst vor Infektionen und Stornierungen, ja dann finden Sie durch das Ausprobieren vielleicht einen neuen Lieblingsplatz.

Wenn Sie den dann gefunden haben, ist es früh genug, sich Gedanken über Größe, Form und Gestaltung zu machen. Der Rasen wird sich wieder erholen und auf dem Weg des Probierens finden Sie heraus, ob die Stelle wirklich die Richtige ist und Sie den Platz auch nutzen. Aber auch jetzt muss es nicht unbedingt Pflaster oder Platten sein, sondern mit Schotter als Untergrund, einer wassergebundenen Decke und Kiesbelag lässt sich auch etwas schönes zaubern – denken Sie an die bayrischen Biergärten.

Vielleicht ist so ein Lieblingsplatz aber auch umringt von Hochbeeten mit Gemüse und Salat. Mein Nachbar hat mit seiner vierjährigen Tochter eins gebaut und regionaler kann eine Ernte nicht sein. So wachsen Garten-Kinder auf und bei uns im Dorf wurde gespielt, Steine bunt angemalt und im Planschbecken gesessen. Die Kinder haben eine Hautfarbe wie Carlos in Griechenland – und überhaupt nichts vermisst.

Großraumbüro kann warten

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Aber es ist durch Corona noch etwas entstanden, dass es vorher in der Größe nicht gab – das Homeoffice. Der neuste „Trend“ hierzu heißt Garten-Office. Vielleicht ist der neue Lieblingsplatz ja auch geeignet, um mit einem Laptop und Telefon an der frischen Luft zu arbeiten. Dann sollten Sie allerdings Strom an den Platz legen damit sie alle Geräte laden können. Machen Sie doch einfach aus der Gartenhütte für Geräte und Werkzeug ein Sommerhäuschen mit kleinem Vorplatz. Die Geräte kommen in der Zeit in die Garage, die brauchen Sie jetzt eh nicht und Sie haben den idealen Arbeitsplatz im Garten mit Ruhe und Abstand. Wer will denn dann noch mal ins Großraumbüro zurück? Wahrscheinlich erst alle, wenn es kälter wird.

Übrigens ist so ein Garten-Office auch nichts ganz Neues. Schon Konrad Adenauer hat sich ein Pavillon in seinen Garten in Rhöndorf bauen lassen. Es diente ihm als Arbeitszimmer mitten in seinen geliebten Rosen und an dem großen Schreibtisch hat er einige Bücher geschrieben. Sie sehen also, Sie sind in bester Gesellschaft und wenn Sie mal in Rhöndorf sind, können Sie sich ja das Pavillon vom ehemaligen Bundeskanzler anschauen.

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer