Grevenbrück. Alle fiebern dem Konzert entgegen. Am 9. September gibt es Klassik live in Grevenbrück und ein Heimspiel am Dirigentenpult.

Selten hat ein Konzert so viele Gesichter wie das Gastspiel der Philharmonie Südwestfalen am Mittwoch, 9. September, in der Grevenbrücker Schützenhalle. Zum ersten Mal nach dem Lockdown am 10. März tritt die Philharmonie Südwestfalen wieder live in kompletter Orchesterbesetzung in einem geschlossenen Veranstaltungsraum auf. Und zum ersten Mal wird mit Tim Hüttemeister aus Elspe ein heimischer Musiker das Orchester vor heimischem Publikum dirigieren. Die Freude über dieses außergewöhnliche Event war allen Beteiligten bei der Vorstellung am Freitag anzumerken.

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Heimspiel für Tim Hüttemeister

Für Tim Hüttemeister, der an der Musikhochschule in Detmold Orchesterleitung studiert, sollte das Konzert eigentlich die praktische Prüfung seiner Bachelorarbeit werden. Die 3. Sinfonie von Schumann, genannt die Rheinische Sinfonie, hätte dann auf dem Pult gelegen. Dazu wird es nicht kommen, aber mit der Szene am Bach aus der 6. Sinfonie von Beethoven der Sinfonia pastorale „mit wunderschönen Melodien“, so der Dirigent, gibt es einen mehr als hörbaren Ersatz. Er und seine Kommilitonen sind einfach nur froh, dass sie wieder live mit einem Orchester arbeiten können. „Bei der Arbeit mit professionellen Musikern bekommt man sofort ein Feedback, das ist eine Supererfahrung für uns und eines der wichtigsten Projekte im Studium“, erklärt der 26-Jährige, der seine musikalische Karriere im Musikcorps Elspe und in den Chören von Michael Nathen begann.

Erstmals seit Corona in gesamter Besetzung

Aber auch das Orchester brennt darauf, endlich wieder in gesamter Besetzung auftreten zu dürfen. „Wir erobern uns hier die Bühne zurück“, sagt Michael Nassauer, seit 2014 Intendant des Landesorchesters. Die Coronakrise traf den gesamten Orchesterapparat ins Mark. „Wir haben rund 100 Auftritte pro Saison und waren zu 100 Prozent ausverkauft“, so Nassauer. Dann kam Corona und wegen der Abstandsbeschränkungen ging nicht mehr viel, schon gar nicht mit dem kompletten Orchester. Nassauer: „Die Kultur liegt seitdem am Boden und die Ratlosigkeit der Experten ist enorm groß.“

So gesehen ist das Pilotprojekt in Grevenbrück so etwas wie ein Neustart. Wegen des geforderten Mindestabstand von 1,5 Metern bei den Streichern und zwei Metern bei den Bläsern wird das Orchester in Grevenbrück zwar nur mit rund 40 statt 66 Instrumentalisten auftreten, aber alle Stimmen werden besetzt sein. Nassauer: „Das wird eine besondere Herausforderung für die Musikerinnen und Musiker, denn normalerweise sitzen immer zwei Streicher an einem Pult.

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Sicherheit geht vor

Safety first, deshalb wird sich das Orchester sowohl auf als auch vor der Bühne der Schützenhalle aufbauen. Sicherheit zuerst heißt es auch für das Publikum. Die Organisatoren haben das Auditorium deshalb auf 200 Zuhörer begrenzt. Beim Einlass und am Ausgang herrscht Maskenpflicht, an den Sitzplätzen aber nicht, so dass ein ungetrübter Livekonzertgenuss möglich ist. Für Martin Steinberg, Bereichsleiter Kultur der Stadt, die das Event neben der Sparkasse ALK unterstützt, ist das Konzert ein Schritt zur Normalität.

Höhepunkt des Spirituellen Sommers

Für Susanne Falk als Projektleiterin des Spirituellen Sommers 2020 in Südwestfalen ist das Konzert einer der Höhepunkte der diesjährigen Veranstaltungsreihe, die sich um das Element Wasser dreht. „Wir haben uns sehr gefreut, dass die Hochschule in Detmold im Sommer auf uns zugekommen ist.“ Die erste Kooperation des Kulturprojekt mit der Musikhochschule und der Philharmonie Südwestfalen war schnell unter Dach und Fach. Orchester und Hochschule, insbesondere die Orchesterleitungsklassen, arbeiten seit vielen Jahren zusammen.

Infos und Fakten

Das Konzert beginnt am Mittwoch, 9. September, um 19.30 Uhr in der Schützenhalle Grevenbrück und hat den Titel „Wasserspiele“.

Die gespielten Werke drehen sich allesamt um das Thema Wasser: Suite aus der Wassermusik von G.F. Händel; Two pieces for a small orchestra von Frederick Delius; Symphonie marine von Jacques Ibert; Szene am Bach aus der Sinfonia pastorale von L. van Beethoven und Die Moldau von Bedrich Smetana.

Die Dirigenten aus der Orchesterleitungsklasse von Prof. Florian Ludwig sind Tim Hüttemeister, Mareike Jörling, Richard Kirchbaum, Julian Wolf und Lukas Ziesché.

Tickets (max. 200) nur im Vorverkauf bei der Stadt über k.seidenstücker@lennestadt.de, Tel. 02723/608403 (Eintrittspreis: 32 Euro, Studenten, Azubis und Schüler: 18 Euro).

Das Konzert wird unterstützt von der Sparkasse ALK, der Stadt und dem Stadtmarketing e. V. Lennestadt, der Hochschule für Musik in Detmold, Land und dem Schützenverein Grevenbrück.