Kreis Olpe. In Schulen wird auf Mindestabstand geachtet, im ÖPNV gibt’s Gedrängel. In Corona-Zeiten wirkt das paradox. Doch die VWS hat keine andere Lösung.

Im Hinblick auf steigende Corona-Infektionszahlen, ausgearbeitete Hygienekonzepte und Mundschutzpflicht an Schulen mögen Bilder von ausgelasteten Schulbussen paradox wirken. Ändern lässt sich das jedoch kaum. Denn: „Wir haben nicht die Kapazitäten, um die Auslastung in den Bussen zum Beispiel auf 50 Prozent herunterzusetzen, um damit die Abstände gewährleisten zu können“, erklärt Gerhard Bettermann, Betriebsleiter der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS). Ihm sei bewusst, dass es gerade zu Stoßzeiten, die mit dem Schulanfang bzw. -ende zusammenhängen, voll werden kann. Umso wichtiger sei es deswegen, sich konsequent an die Maskenpflicht zu halten.

„Überfüllte Busse gibt es nicht“

Laut Bettermann werden derzeit alle fahrbereiten VWS-Busse eingesetzt. Ausnahme sei eine kleine Betriebsserie, „die wir brauchen, um bei Unwägbarkeiten, technischen Defekten oder Staus nachsteuern zu können“. Theoretisch könne auch die unzureichende Schulbus-Kapazität eine Unwägbarkeit darstellen. Die Gemeinde Wilnsdorf sei zum Beispiel mit dem Wunsch auf die VWS zugekommen, dass Schüler nicht mehr mit den Linienbussen, sondern mit einem separaten Bus zur Schule gebracht werden sollen. Aus dem Kreis Olpe habe sich jedoch noch keine Kommune mit dieser Bitte an die VWS gewandt.

Knapp 15.000 Schüler sind auf den Bus angewiesen

Im Kreis Olpe haben aktuell 14.963 Schüler ein Schüler-Ticket zu einer Schule im Kreis Olpe. Davon besuchen 5084 Kinder die Grundschule.

Der Linienbusverkehr im Kreis wird über 41 Linien erbracht, auf 39 davon ist der Schülerfahrverkehr integriert.

Auf den Linien L 542 Olpe – Hakemicke – Olpe und L 530 Finnentrop – Industriegebiet gibt es kein Fahrplanangebot für den Schülerfahrverkehr.

Die Wahrnehmung, dass ein Bus überfüllt ist, sei übrigens trügerisch, meint Bettermann. „In einen Standard-Linienbus können laut Fahrzeugschein 99 Personen gleichzeitig befördert werden. Die VWS geben aber schon bei einer Gästeanzahl von 80 an, dass der Bus ausgelastet ist.“

Das gleiche gelte für Gelenk-Busse: Hier könnten theoretisch 156 Gäste gleichzeitig mitgenommen werden, praktisch sind es aber maximal 130 Gäste. „Keiner muss sich Sorgen machen, dass er in einen überfüllten Bus einsteigen muss.“

Olpe und Attendorn: noch keine Bußgelder gegen Maskenpflicht-Verstöße

Noch haben die Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Olpe keine Bußgelder ausgestellt, die den Verstoß gegen die Maskenpflicht in Bussen ahnden. Aber: „Wir haben festgestellt, dass viele Schüler keinen Mund-Nasen-Schutz in den Haltebereichen tragen, obwohl sie es müssten“, sagt Ordnungsamtsleiter Peter Püttmann. Das hätten sowohl die Mitarbeiter selbst, die aus dem Rathaus heraus einen guten Blick auf den gegenüberliegenden Bus-Bahnhof haben, beobachtet, als auch Passanten, denen Maskenverweigerern an den Haltestellen aufgefallen waren und das dem Ordnungsamt gemeldet hätten.

„Deswegen haben wir die Schulen angeschrieben, damit sie in dieser Hinsicht erzieherisch tätig werden und nochmals an die Maskenpflicht in Bus und Bahn erinnern“, so Püttmann. In Zukunft wolle man dann stichprobenartig den ÖPNV im Hinblick auf die Maskenpflicht kontrollieren, allerdings sei es personell nicht leistbar, in jedem Schulbus dauerhaft präsent zu sein.

Lara Montabon, Schülerin aus Wenden: „So wie immer“

Die Schulbusse seien nicht so voll, wie es zunächst befürchtet wurde – die Erfahrungen der 17-jährigen Lara Montabon aus Dörnscheid sind jedoch anders. Die Schülerin fährt täglich mit der Linie R 42 nach Olpe, hier besucht sie die Oberstufe der St.-Franziskus-Schule. ,,In den Schulbussen stehen die Schüler oft nah nebeneinander. So wie immer halt“. Man würde sich schon etwas unwohl fühlen wegen der Wärme in den Bussen und das erschwerte Atmen durch die Masken.

Die 17-Jährige findet die Maßnahmen sinnvoll, allerdings ist sie auch der Meinung, dass sich diese leider zu oft widersprechen. Daher würden es viele ihrer Mitschüler auch eher locker, wenn nicht sogar als etwas übertrieben ansehen, die Masken den ganzen Tag in der Schule zu tragen. ,,In den Bussen halten sich eigentlich alle daran, den Mund- und Nasenschutz zu tragen. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass manche nur ihren Mund und nicht die Nase bedeckt haben. Einmal hat jemand die Maske sogar ganz abgelegt“, berichtet Montabon.

In Attendorn habe Tom Kleine, Sprecher der Hansestadt, bislang überwiegend positive Rückmeldungen vom Ordnungsamt bekommen. Georg Hippler, stellvertretender Amtsleiter für Bildung, Sport, Kultur und Stadtmarketing bei der Stadt Attendorn, habe sich außerdem mehrere Tage hintereinander die Situation an den Schulverkehr-Hotspots angeschaut und sei froh über die Disziplin der Schüler gewesen. „Alles in allem können wir sehr zufrieden sein, wie es mit dem Start in den Regelschulbetrieb geklappt hat“, fasst Kleine zusammen.

Vermehrt Elterntaxis unterwegs

Dass die Busse ausgelastet seien, habe man bislang nicht feststellen können. „Wahrscheinlich bringen auch einige Eltern ihre Kinder zur Schule und holen sie ab, um eine zu große Ansammlung in Zeiten von Corona zu vermeiden“, vermutet Kleine.

Bußgelder wegen der Missachtung der Maskenpflicht habe man bislang auch noch nicht in der Hansestadt ausstellen müssen. Im Gegensatz zu Olpe würden die Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorerst auch nicht in Bus und Bahnen kontrollieren. Kleine: „Wir stehen dabei in enger Abstimmung zu den jeweiligen ÖPNV-Unternehmen und greifen dann ein, wenn es entsprechende Rückmeldungen von den Fahrern gibt.“