Kirchhundem. Andreas Reinéry, Bürgermeister der Gemeinde Kirchhundem, möchte die Dinge, die er angestoßen hat, fortsetzen.
Der Hauptgrund, warum er nach 40 Jahren noch einmal antritt, um sein Bürgermeisteramt fortzusetzen, sei ganz einfach: „Ich glaube, auf sehr erfolgreiche sechs Jahre zurückblicken zu können, einiges, was ich angepackt habe, ist aber noch nicht ganz fertig.“
Beispiele: Haushaltsausgleich, INSEK-Prozesse, Personalentwicklungskonzept, Verwaltungsreform. „All das habe ich angestoßen, bin damit aber erst auf halber Strecke.“ Sollten diese Dinge, so Bürgermeister Andreas Reinéry, nicht mit gleicher Methodik fortgesetzt werden, „wird Kirchhundem schon im nächsten Jahr wieder in der Haushaltssicherung versinken.“ Aber nicht nur Vernunft spiele eine Rolle, sondern auch Emotionen, versichert er: „Ich habe mein Herz an diese Menschen verloren, an diese Arbeit, an diese Gemeinde.“
Kirchhundem komme bekanntlich finanziell aus einem tiefen Tal: „Wir haben die Wasseroberfläche zwar wieder erreicht. Aber es ist alles auf Kante genäht. Und Corona schlägt uns enorm ins Kontor.“ Ein großer Vorteil sei jedoch, dass gerade die Gemeinde Kirchhundem Industrie, Handel und Gewerbe habe, das breit gestreut sei. Und deshalb werde Kirchhundem diese Krise im Kreisvergleich am besten meistern. Noch nicht eine einzige Kirchhundemer Firma habe Soforthilfe in Anspruch genommen. „Wir sind robust, gesund und breit gestreut aufgestellt“, sagt der Bürgermeister.
Zuspruch und Schulterklopfen
Er habe in den sechs Jahren eine Menge Zuspruch und Schulterklopfen erfahren: „Viele haben gesagt: Junge, mach weiter so, so gut ist das hier noch nie gelaufen.“ Auf die Frage, wie er den aus seiner Sicht positiven Trend fortsetzen wolle, zögert er keine Sekunde: „Ich will den Leuten hier Mut machen.“ Politik und Bürger sollten gemeinsam Projekte kreieren und realisieren.
Zum strittigen Thema der Windkraft will Reinéry bekanntermaßen auf eine eigene Vorrangzonenplanung der Gemeinde setzen. Dem Klimawandel solle offen begegnet werden. Kirchhundem sei die flächengrößte Gemeinde in NRW mit der geringsten Einwohnerdichte. Daraus ergebe sich naturgemäß das Potenzial für Windräder. Eine Zahl, wie viele Windräder er sich auf dem Gemeindegebiet vorstellen könne, wollte Reinéry nicht nennen.
Zum Umgang im Gemeinderat outet er sich als Mann des offenen Wortes: „Ich heiße es ausdrücklich gut, wenn man das Herz auf der Zunge hat.“ Man solle „authentisch und ehrlich sein und sich die Dinge um die Ohren hauen. Allerdings sollte das in einem Rahmen bleiben, der es ermögliche, danach noch das berühmte gemeinsame Bier miteinander trinken zu können.“ Für ihn, so Reinéry, sei das jedenfalls eine angenehme Konfliktbereinigung.
Steckbrief
Andreas Reinéry ist 56 Jahre alt und stammt aus Wissen im Kreis Altenkirchen. Reinéry absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Polizeibeamten, studierte dann unter anderem in Köln, Koblenz, Birmingham, London, Hagen, Berlin, Bielefeld, und Thüringen. Er ist Diplom-Betriebs- und Diplom-Verwaltungswirt und arbeitete bei der Post, beim Rhein-Sieg-Kreis, dem Bundesamt für die Anerkennung von Flüchtlingen, dem Bundesrechnungshof und war Beigeordneter der Stadt Bad Berleburg. Reinéry ist siebenfacher Familienvater. Als Katholik war er unter anderem Freizeitleiter beim BDKJ. Er liebt das Reisen und joggt.
Nachgefragt
1 Wenn Sie alle Zeit der Welt hätten...?
…würde ich mit meinem Ultraleichtflugzeug in 500 Tagen einmal um die Erde fliegen.
2 Ihr erstes selbst verdientes Geld?
Mit ehrlicher Hände Arbeit auf dem Bauernhof.
3 Bei welcher Sportart schalten Sie den Fernseher ab?
Wenn’s nicht gerade der FC Barca ist, schaue ich keinen Sport im TV.
4 Worüber sollte unbedingt mal ein Buch geschrieben werden?
Wie man „ohne Schmerz“ zur Weisheit des Alters gelangt.
5 Welches Gebäude in der Gemeinde Kirchhundem wird zu Unrecht übersehen?
Die Heitmike-Brücke – erst bei längerem Staunen kommen einem Optionen für die Nutzung in den Sinn.
6 Was haben Sie zuletzt geschenkt bekommen?
Ein Buch mit 150 leeren Seiten und dem Rat: „Halte inne, schreibe sie da hinein, Deine Zeit…“
7 Mit welchem Trend können Sie nichts anfangen?
Mit der immer weniger persönlichen Unmittelbarkeit unserer Gesprächskultur im Zuge der Digitalisierung.
8 Sie knacken den Lotto-Jackpot – und dann?
10 Prozent für meinen Ultraleichtflieger, den Rest verschenke ich.
9 Wen möchten Sie einmal treffen?
Leoluca Orlando, Bürgermeister in Palermo, ihn treffe ich im Herbst.
10 Ihr Haus brennt, Sie können drei Dinge retten. Welche?
Alles, was ich retten kann!