Olpe. Angeklagter lässt ein zweites Mal die Hauptverhandlung platzen. Amtsrichter Richard Sondermann geht für den dritten Anlauf kein Risiko mehr ein

Grundsätzlich ist Amtsrichter Richard Sondermann ein fairer Mann. Aber auch bei ihm hat Vertrauen seine Grenzen. „Das werden Sie sicher verstehen“, erklärt er am Freitagmorgen und meinte damit Verteidigerin Julia Kusztelak. Die Anwältin aus Iserlohn nickt.


Ihr 35-jähriger Mandant sollte sich vor dem Schöffengericht verantworten, wegen diverser gewerbsmäßiger Ebay-Betrügereien etwa in Finnentrop, die schon Jahre zurückliegen. „Er weiß von dem Termin“, versichert Kusztelak dem Vorsitzenden nach einem vergeblichen Versuch, den Mann per Mobiltelefon zu erreichen. Kurz vor halb zehn stellt Sondermann dann endgültig fest, dass der Angeklagte nicht zur Verhandlung gekommen ist. Zum zweiten Mal schon. Im Februar war bereits ein Termin angesetzt, auch da ließ sich der Mann nicht blicken.

Zeugen aus ganz Deutschland


Das Gericht verhängte damals einen Haftbefehl und hob sie im Juni wieder auf, nachdem Anwältin Kusztelak versicherte, ihr Mandant werde sich stellen und ein Geständnis ablegen. Letzteres war Richter Sondermann wichtig. Hatte er doch im Februar Zeugen „aus der Nähe von München, aus Osnabrück und der Rhein-Main-Gegend“ vorladen müssen und wollte diesen die erneute Reise nach Olpe ersparen.


„Jetzt sind wir aber keinen Schritt weiter“, stellt er fest. Bei der Unzuverlässigkeit des Angeklagten wolle Sondermann ungern nochmal ohne Zeugen ansetzen – mit der Gefahr, der Mann mache von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch.


Damit tritt der Haftbefehl wieder in Kraft und das Verfahren wird ausgesetzt. Wo der Angeklagte ist, ist derzeit unklar. Mitte Juni sei der drogensüchtige Mann in eine Hemeraner Klinik zur Entgiftung gekommen. Die Bewährungshelferin habe danach geschrieben, dass er am 16. Juli wieder entlassen wurde und bei einem Gespräch Ende vergangenen Monats besorgt war, weil ihm die Wohnung gekündigt worden sei.


Und dann gibt es noch eine weitere Verhandlung in Siegburg, die ebenfalls für Ende Juli terminiert war, aber nach Auskunft Julia Kusztelaks auf den 28. August verlegt worden ist. „Das weiß er auch“, fügt sie an. Sollte ihr Schützling dort auftauchen, ginge er wahrscheinlich spätestens dann direkt in Haft.