Attendorn. In einigen Wochen spannt sich zwischen dem Parkplatz Mühlwiese und der Straße „Am Zollstock“ eine 20 Meter lange Fußgängerbrücke.

Noch ragen die beiden neun und zehn Meter hohen Türme in Stahlbauweise wie riesige Finger in den Himmel. In einigen Wochen spannt sich an dieser Stelle zwischen dem Parkplatz Mühlwiese an der Südumgehung (L 539) und der gegenüberliegenden Straße „Am Zollstock“ eine 20 Meter lange Fußgängerbrücke. Zwischen dem 24. und 27. August wird es ernst. Dann wird nach 22 Uhr die tonnenschwere Überführung über die darunter liegende Bahnstrecke gelegt. Nachts ruht der Bahnverkehr zwischen Finnentrop und Olpe. Die Eisenbahnlinie muss also nicht stillgelegt werden. Die Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen dürften dennoch erheblich sein.

Wer in einigen Wochen mit dem Zug aus Richtung Finnentrop nach Attendorn oder weiter nach Olpe unterwegs ist, fährt kurz vor dem Bahnhof der Hansestadt durch eine Art neues Stadttor. Attendorns Tiefbauamtsleiter Michael Koch, der sich mit seinem Mitarbeiter Michael Honka für unsere Zeitung Zeit für einen Ortstermin genommen hat, spricht von einer „Stadteingangssituation für den Schienenverkehr“.

Türme und Überführung beleuchtet

Die beiden Türme auf jeder Seite, das doppelte Stadtwappen, eine um die evangelische Erlöserkirche erweitere Silhouette von Attendorn und die Aufschrift „Hansestadt Attendorn“: Das rund 900.000 Euro teure Brückenprojekt, so stellen es sich die Planer vor, soll optisch wie ein Stadttor wirken. Verstärkt wird dieser Effekt, in dessen Genuss vor allem abends und nachts auch die Autofahrer auf der nahen Umgehungsstraße kommen, durch die Beleuchtung der Türme und Überführung.

Die beiden Brückenpfeiler sind wegen der Topografie unterschiedlich hoch – neun Meter am Zollstock, zehn Meter am Parkplatz Mühlwiese – und stehen etwas versetzt. Die Überführung über die Bahngleise wiegt rund 15 Tonnen und verläuft in 6.30 Meter Höhe. Hoch genug, sollte die Bahnlinie irgendwann mal elektrifiziert werden. Gebaut wird die Brücke vom Stahlbauunternehmen Quast in Marienheide.

Das 900.000 Euro-Projekt mit der 20 Meter langen Querung ist natürlich kein Selbstzweck. Die Anbindung des Parkplatzes Mühlwiese an den Zollstock und damit weiter an die östliche Innenstadt u.a. mit dem Kino, dem Hanse-Hotel oder der Atta-Höhle soll dafür sorgen, dass die im Juni 2019 freigegebenen kostenlosen Stellflächen – darunter 152 Parkplätze, sechs Parkplätze samt Ladestationen für Elektrofahrzeugen, drei Behindertenparkplätze und 22 Park-and-Ride Stellplätze – von Einheimischen und Auswärtigen besser angenommen werden. Bislang wird der Parkplatz neben dem LEWA-Betriebsgelände an der L 539 wenig genutzt, um es vorsichtig auszudrücken.

„Wir versprechen uns für die Zukunft, dass die östliche Innenstadt mit dem Parkplatz Allee-Center entscheidend entlastet wird“, hofft Tiefbauamtsleiter Michael Koch, dass gerade „Beschäftigte von Dienstleistungsbetrieben Parkplätze für Kunden frei machen“. Voraussetzung dafür ist aber die Bereitschaft, an der Mühlwiese zu parken und einige Minuten zu Fuß in die Innenstadt zu gehen.

Kleiner Schönheitsfehler

Nach dem Bau der Brücke gibt es dafür zwei Alternativen: vom Parkplatz Mühlwiese hinüber zum Zollstock und dann weiter oder aber auf dem Fußweg an der LEWA entlang zum Wassertor und von dort ins Zentrum. Dieser Fußweg ist beleuchtet und wird gerade auf den letzten 50 Metern am Wassertor asphaltiert. „Der Parkplatz ist hell genug und gut ausgeleuchtet“, betont Michael Koch. Einen kleinen Schönheitsfehler hat die neue Brücke: Sie ist nicht barrierefrei. Aus Kostengründen wurde auf einen Aufzug in den beiden Türmen verzichtet.

Jetzt hoffen die Verantwortlichen der Stadt, dass der rund 950.000 Euro teure Parkplatz mit direkter Anbindung an die Südumgehung nach dem Bau der Fußgängerbrücke auch von den Attendornern angenommen wird. „Das ist eher eine Kopfsache“, vermutet Michael Honka, dass viele den gar nicht so weiten Fußweg scheuen. Gäste von außerhalb haben die kostenlosen Stellflächen längst schätzen gelernt. So ist der Parkplatz an der LEWA bei Großveranstaltungen oft ausgebucht.