Wenden. Burghard Grudnick hat seinen FKK-Club in Wenden-Ottfingen schwarz eingehüllt. Wie kann es mit Prostitution zu Corona-Zeiten weitergehen?

Wer derzeit durch den Wendener Ort Wilhelmsthal fährt, fühlt sich an Christos Reichstag erinnert. Der FKK-Club Schlaraffenland ist komplett mit schwarzem Tuch verhüllt. Was steckt dahinter? Unsere Redaktion fragte nach bei Besitzer Burghard Grudnick. „Ich habe das zugehängt, weil wir zeigen wollen: Wir sind auch Teil der Gesellschaft. Es soll ein Signal sein, dass wir auch betroffen sind. Seit fast fünf Monaten verdiene ich keinen Cent. Ich kann nichts machen. Ich habe keine Ahnung, wann sich etwas tut. Es ist alles eine Katastrophe.“

Der 64-Jährige, der auch noch Clubs in Hilchenbach (Schwarze Tulpe) und Haiger (Casa 26) betreibt, versteht nicht, warum er nicht öffnen darf: „Wenn ich ins Nagelstudio gehe oder mich tätowieren lasse, ist das doch das gleiche wie im Bordell. Man könnte doch zumindest kleine Clubs mit zwei, drei Mädchen zulassen. Man könnte die Gästezahl beschränken, wie beim Friseur alles aufschreiben. Es gibt Desinfektionsmittel, die Mädchen lassen sich testen. Und auf dem Zimmer kann auch mit Maske gearbeitet werden.“

Seit sieben Jahren

Seit sieben Jahre betreibt Burghard Grudnick den FKK-Club Schlaraffenland in Wilhelmsthal.

Der 64-Jährige stammt aus Ost-Berlin, lebt aber schon länger hier in der Gegend.

Zur Frage, ob es denn nicht heikel würde, wenn die Kunden ihre persönlichen Daten im FKK-Club hinterlassen müssten, meint Burghard Grudnick: „Viele würden das machen. Man muss ja dann die Angaben nicht gleich an die Frau schicken. Dann ruft man den Mann an. Da würde ich mich persönlich drum kümmern. Sie müssen sich keine Gedanken machen.“

Viele Stammkunden

Noch zwei bis drei Wochen will Grudnick seinen Club schwarz verhüllt lassen. „Die Resonanz darauf war gut. Bis vor Corona lief es gut. Ich habe viele Stammkunden“, berichtet er. Auch jetzt gebe es täglich Anrufe von Männern, die gerne wieder kommen würden. „Wir sind Menschen. Da sind die Triebe immer da, ob männlich oder weiblich“, meint der 64-Jährige. Und: „Auch meine Mädels würden gerne wieder kommen. Die stehen wie eine Eins hinter mir.“ In den ersten Wochen habe er sie noch finanziell unterstützt, doch jetzt müssten sie anderweitig arbeiten: „Die Gefahr für alle Bordellbesitzer ist es, dass die Mädchen weg sind.“

Acht bis zehn Damen aus Osteuropa hätten in der Vor-Corona-Zeit bei ihm im Club Schlaraffenland gearbeitet, berichtet Grudnick: „Ich stehe in Verbindung zu den Mädchen, aber ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht.“ Trotz allem glaubt der 64-Jährige an eine Zukunft: „Im Moment renoviere ich den Club und gestalte ihn neu. Es muss ja weitergehen.“

9000 Euro habe er in der Corona-Anfangszeit vom Staat kassiert, jetzt lebe er vom Ersparten und einem weiteren Standbein. In Neunkirchen betreibt der 64-Jährige noch einen Getränkemarkt. Doch auch dort laufen die Geschäfte bei einem Minus von 40 Prozent schlecht. „Da fährt kein Kühlwagen raus, kein Bierrondell. Von da kriege ich auch nicht viel raus“, sagt Burghard Grudnick.