Wenden. Jagdpächter Gerold Hütte hat ein Wisent bei Hünsborn gesehen. Auch an der Gemeindegrenze oberhalb von Huppen wurden Beobachtungen gemacht.

Ein Wisent im Wendschen. Diese Nachricht macht derzeit die Runde bei Jägern und Landwirten in der südlichsten Kommune des Kreises Olpe. „Zwischen dem Altenhofer und Hünsborner Rücken habe ich im Mai definitiv einen Wisent-Bullen gesehen. Der war etwa zwei Jahre alt“, berichtet Gerold Hütte, Jagdpächter in Hünsborn. Auch Bernd Eichert, stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Olpe, bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion: „Auf einer Kirrung nahe der Gemeindegrenze zu Wenden hat ein Jagdpächter aus dem Oberbergischen am 17. Juli ein Wisent gesehen. Ich habe das an den Wisent-Verein in Bad Berleburg gemeldet. Das ist wohl der erste Wisent im Wendschen.“

Über Straße gelaufen

„Mehrere Leute haben dort ein Wisent gesehen“, teilte auf Anfrage auch Hans-Werner Voß, Pressesprecher des Kreises Olpe, mit. Die Fährte nach dem Wisent-Bullen könnte in die Gemeinde Kirchhundem führen. Hintergrund: Im Oktober 2019 hatte ein Autofahrer beobachtet, wie ein Wisent vom Abzweig Silberg in Richtung Welschen Ennest über die Straße lief. Tage später hatten Jäger das Tier auch im Bereich von Neuenkleusheim gesehen. „Der Wisent, der jetzt gesehen worden ist, ist möglicherweise der, der damals im Raum Rahrbach/Neuenkleusheim unterwegs war“, so Voß.

Wer ein Wisent sieht, sollte Polizei und Ordnungsamt informieren, sagt der Kreissprecher. Bei Schäden wende man sich an den Wisent-Verein in Bad Berleburg: „Die sind für die Herde zuständig. Die Tiere, die jetzt hier auftauchen, gehören ja zu dem Projekt dazu.“ Bei einer Begegnung mit einem Wisent solle man sich ruhig verhalten, rät Hans-Werner Voß: „Man sollte sich langsam zurückziehen. Wenn sie junge Kälbchen haben, sind die besonders gefährlich. Man sollte keine Hunde loslassen.“

Radfahrer und Hunde

Gerade in dem Bereich oberhalb von Huppen an der Wendener Gemeindegrenze seien Radfahrer und Hunde unterwegs, so Bernd Eichert: „Das ist alles andere als ungefährlich.“ Ein Wisent könne auch in eine Rinderherde eindringen, Zäune zerstören oder Maisfelder platt treten. „Die Warnung war da“, betont Eichert. Bereits 2007 habe die Forschungsstelle für Jagdhunde und Wildschadenverhütung Bonn dem NRW Umweltministerium empfohlen, die Wisent-Freisetzung im Rothaargebirge nicht zu befürworten. Ein Grund sei „das erhebliche Gefährdungspotential für Menschen.“ Schon damals hieß es: „Wisente werden bis zu 60 Stundenkilometer schnell und sind wie alle Wildtiere in ihrem Verhalten unberechenbar.“ Wisente würden auf Hunde „angeboren aggressiv“ reagieren.


„Wenn ich einen tonnenschweren Bullen durch die Gegend laufen ließe, dann könnte ich mit erheblichen Konsequenzen rechnen. Da wird mit zweierlei Maß gemessen“, betont Bernd Eichert, der Bio-Bauer in Bebbingen ist. Landwirte hätten eine Fürsorgepflicht für ihre Tiere. Es gebe Tierkennzeichen und Ohrmarken. Vernünftige Zäune seien Pflicht: „Wenn ein Bulle ausbüchst, ist er nach wie vor ein gefährliches Tier. Da können sie so viel Schilder aufstellen wie sie wollen: Tiere lesen keine Verkehrszeichen.“ Und: „Da wird keine Rücksicht auf fremdes Eigentum genommen. Es wird einfach ein Projekt in den Stil gestoßen und dann gesagt: Nach mir die Sintflut.“

Er wolle keine Panik machen, aber man sollte sich die Konsequenzen bewusst machen, unterstreicht Bernd Eichert. Er habe auch nichts gegen Artenschutzprojekte, aber wenn, dann müsse man das vernünftig handhaben: „Wir sind hier nicht in der Pampa, sondern in einem dicht besiedelten Gebiet.“