Kreis Olpe. Was tun, wenn der Borkenkäfer seine Vorliebe für den Garten entdeckt hat. Thomas Kramer gibt Tipps.
„Karl der Käfer wurde nicht gefragt, man hatte ihn einfach fortgejagt.“ So heißt es in dem Lied der Gruppe Gänsehaut von 1983. Wenn das so einfach wäre, die Waldbauer würden garantiert alle ins Jagdhorn blasen und sämtliche Borkenkäfer aus ihren Beständen verjagen, ohne diese vorher zu fragen oder zu informieren. Hauptsache weg damit. Aber es ist eben nicht so einfach, und wenn man sich anschaut, wie viele Fichten in unseren Wäldern betroffen sind, kann man es mit der Angst bekommen.
Mit der Angst habe ich es allerdings auch bekommen, als wir vor gut sechs Wochen den zweiten Befall von Borkenkäfern an einem Lebensbaum hatten. Den Ersten hatten wir letztes Jahr im Spätsommer in einem Garten in Grevenbrück, jetzt in Attendorn. Beide Pflanzen hatten nicht den besten Standort, viel Sonne, Böschungsbereich, schlechter Boden, steinige Lage.
Die zuletzt betroffene Pflanze war gut acht Meter hoch und stand in unmittelbarer Gemeinschaft mit Eiben und Hemlocktannen. Wohl gemerkt, stand. Wir mussten sie entfernen, denn sie war in kürzester Zeit komplett abgestorben. Die Bohrlöcher im Stamm waren eindeutig und die Leitbahnen irreparabel zerstört. Da blieb nur noch der Scheiterhaufen. Wer wie ich bis jetzt geglaubt hat, der Borkenkäfer würde sich nur im Wald an Fichten austoben, der muss umdenken. Die letzten trockenen Sommer haben ihm Tür und Tor geöffnet, und die geschwächten Pflanzen sind eine leichte Beute für ihn.
Es gibt auch nicht nur den einen Borkenkäfer, der den Schaden anrichtet, sondern allein in Europa über 150 Arten, die alle auf unterschiedliche Holzarten stehen. Manche mögen Fichten, andere eher Lärchen oder Kiefern. Buchen und Eichen können ebenfalls befallen werden, genau wie Lebensbaum, Scheinzypressen oder auch Obstbäume, Ebereschen und Weißdorn. Wie groß Schädigungen sein können, ist abhängig von der Borkenkäfer-Art, dem Zustand der Pflanzen und der Vermehrung des Käfers.
Wenn so ein Karl eine Menge Weibchen mit Duftstoffen anlocken kann, dann gibt es bald viele Mütter, die ihre Eier in Bohrgängen ablegen aus denen dann Larven schlüpfen, die dann wiederum weitere Gänge bohren. Karl den Kampf anzusagen und die chemische Keule rauszuholen, scheidet aus, da er sich ja im Stammesinneren verschanzt hat und dort nicht zu erwischen ist. Also bleibt nur eines - wir müssen die Augen aufmachen und den Pflanzen helfen, die gefährdet sind.
Wenn wir erkennen, dass einzelne Zweige oder Äste an den Bäumen welken oder wie beim Lebensbaum Triebe braun werden und abknicken, sollten wir diese sofort entfernen und alles über die braune Tonne entsorgen. Der beste Schutz ist aber, dafür zu sorgen, dass die Bäume oder Hecken ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden. Gesunde Pflanzen locken die Käfer nicht an und bilden ausreichend Harz, womit ein tiefes Eindringen in den Stamm verhindert wird. Düngen Sie Ihre Lebensbäume und Scheinzypressen regelmäßig mit einem organischen Dünger und wässern Sie bei Trockenheit.
Bei Hecken oder auch bei umlaufenden Sichtschutzpflanzungen geht das gut mit einer sogenannten Tröpfchenbewässerung. Dabei werden spezielle Schläuche bzw. Leitungen verlegt, in denen sich in regelmäßigen Abständen Löcher befinden, aus denen dann Wasser praktisch tröpfchenweise abgegeben wird. Jetzt nicht einfach einen Gartenschlauch nehmen und Löcher reinbohren, das funktioniert nicht. Dann kommt vorne viel Wasser raus und hinten nichts mehr. Mit Hilfe von Steuerungsgeräten und den Spezialleitungen können Sie wirklich die exakt benötigten Wassermengen an die Pflanzen bringen, so die Nährstoffe verfügbar machen und in die Pflanze transportieren. Karl wird das nicht gefallen, aber den fragen wir in diesem Fall wirklich nicht.
Im Übrigen hoffe ich, dass die Leser mit dem Vornamen Karl jetzt nicht beleidigt sind. Ich habe den Käfer nicht Karl getauft, dass waren die Texter des damaligen Liedes aus den 80ern.
Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen Ihr Thomas Kramer