Kreis Olpe. Zu wenig Fördergeld und zu viel Bürokratie: Die heimischen Waldbauern sind auf dem Baum.

Oftmals blieb NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) gestern im Kreuzfeuer der Kritik nur die Politiker-Floskel „Das nehme ich gerne mit nach Düsseldorf“. Was sie ganz sicher mitgenommen haben dürfte: Die Tischdecke zwischen den privaten Waldbauern und den Staatsförstern ist offenbar zerschnitten. Die Waldbauern fühlen sich im Kampf gegen die Borkenkäfer-Katastrophe im Stich gelassen, mitunter sogar behindert. Während sie, so die Waldbauern, rund um die Uhr versuchten, das Borkenkäferholz so schnell wie möglich aus dem Wald zu bekommen, reagierten die Staatsförster, aber auch vereinzelt Großwaldbesitzer viel zu zögerlich. Wer gedacht hatte, die Waldbauern hätten sich angesichts der ministeriellen Anwesenheit Zurückhaltung auferlegt, sah sich getäuscht.

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser mit ihrem Landtagskollegen Jochen Ritter und CDU-MdB Matthias Heider (links).
NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser mit ihrem Landtagskollegen Jochen Ritter und CDU-MdB Matthias Heider (links). © WP | Josef Schmidt

Kurz nach 13 Uhr hatte der Ortstermin mitten im Wald in der Nähe des Parkplatzes Kirchesohl an der L 512 begonnen. Ursula Heinen-Esser, die aus Köln stammende Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, hatte sich eine gute Stunde Zeit genommen, um sich das Klagelied der Borkenkäfergeschädigten anzuhören und um Verständnis für die Situation zu bitten. Michael Bieke (Bonzel) sprach als Vorsitzender des Waldbauernverbandes, Bezirksgruppe Olpe, aus, was viele Kollegen denken: „Wir wissen nicht, ob wir den Fichtenwald halten können. Die vielen, kleineren privaten Waldbesitzer kämpfen, aber im Staatswald passiert nichts. Nicht alle ziehen an einem Strang.“ Das gelte auch für einige Großgrundbesitzer im Wald.

500 Millionen Euro aus Berlin

Nachdem CDU-MdB Matthias Heider die 500 Millionen-Euro-Spritze aus Berlin für den gestressten Wald und die noch gestressteren Waldbesitzer hervorgehoben hatte und NRW-Ministerin Heinen-Esser die fast 60 Millionen Euro aus Düsseldorf, machte unter anderem Ludger Mester, Liegenschaftsverwalter des Großwaldbesitzers Viegener (Attendorn) deutlich, dass es um eine ganz andere Größenordnung gehe: „Hier geht es nicht um Millionen, sondern um Milliarden. Wir schätzen, dass bis zu 80 Prozent der Fichten verschwinden wird.“ Nach den Borkenkäfer-Schneisen hätten Stürme künftig auch noch leichtes Spiel. Und Lager-Kapazitäten fehlten nahezu überall. Die Höhe der Fördermittel sei viel zu gering, insbesondere die Maximalförderung von 30.000 Euro sei für Großwaldbesitzer ein Desaster. Mester: „Ich fürchte, dass viele Waldbesitzer resignieren werden.“ Auch Adlige, die teilweise mit ihren Erlösen aus dem Wald ihre Schlösser unterhielten, seien erheblich betroffen. Ein Lichtblick könne hier eine CO2 -Baumprämie sein.

Auch Ursula Heinen-Esser favorisiert diese Förder-Struktur: „Die ökologische Leistung des Waldes soll honoriert werden.“

Interessierte Zuhörer: (von rechts) Kreisdirektor Theo Melcher und die Waldbauernverbandsvorsitzenden Michael Bieke und Ferdinand Funke.
Interessierte Zuhörer: (von rechts) Kreisdirektor Theo Melcher und die Waldbauernverbandsvorsitzenden Michael Bieke und Ferdinand Funke. © WP | Josef Schmidt

Der stellvertretende Vorsitzende des Waldbauernverbandes NRW, Ferdinand Funke (Finnentrop) hatte ein Zahlenbeispiel parat, um die Größenordnung deutlich zu machen: „Mit 30.000 Euro können wir gerade einmal vier Hektar Borkenkäferholz aus dem Wald holen.“

Die Hürden müssen runter

Ein wesentlicher Kritikpunkt der Waldbauern ist allerdings neben der Förderhöhe die entnervende Bürokratie: „Diese Hürden müssen runter“, appellierte Michael Bieke. Und sein Kollege Thorsten Reuber fügte hinzu: „Wir haben in dieser Phase gar nicht die Zeit für diese Bürokratie.“ Norbert Schnütgen (Weuste) hatte noch ein ganz anderes Anliegen an die Ministerin. Wenn ein Fahrradgesetz auf den Weg gebracht werde, solle da unbedingt genau drinstehen, was Mountainbiker im Wald dürften und was nicht.

Heinen-Esser entgegnete zu der Höhe der Fördergelder: „Es geht um Steuergelder. Da kann ich Ihnen die Bürokratie mit Blick auf möglichen Missbrauch nicht ersparen. Zeigen Sie mir ganz konkret, wo wir das leichter machen können.“ Und zur Maximal-Förderhöhe sagte sie: „Die besteht sehr bewusst. Denn sonst gäbe es die Gefahr, dass die vielen kleinen Waldbesitzer leer ausgingen.“