Attendorn. Überraschung in der politischen Landschaft Attendorns: Ein parteiloser Rechtsanwalt will Bürgermeister werden.

Jetzt wird es bei der Bürgermeisterwahl in Attendorn doch noch ein wenig bunter: Während sich die im Stadtrat vertretenen Parteien CDU, UWG, FDP und Grüne nicht dazu durchringen konnten, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten gegen Amtsinhaber Christian Pospischil (SPD) in Stellung zu bringen, hat sich ein „Einzelkämpfer“ die Bewerbungsunterlagen zuschicken lassen und will in den nächsten Tagen die notwendigen 114 Unterschriften im Stadtgebiet sammeln:

Roland Friedrich heißt er, ist gebürtiger Attendorner, parteilos und ein entschiedener Gegner des geplanten Wall-Centers.

Baurechts-Experte

„Ja, ich kandidiere. Einige meiner Wahlhelfer sind bereits unterwegs, Unterschriften zu sammeln, am Wochenende werde ich selbst in Attendorn unterwegs sein“, sagt der 57-jährige Rechtsanwalt im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch durch seine berufliche Qualifikation sei er für den Posten des Bürgermeisters qualifiziert. Friedrich ist Fachanwalt für Verwaltungsrecht und Spezialist auf den Sachgebieten des Baurechts: Insbesondere im Öffentlichen Baurecht, in der Baunutzungsverordnung und den Landesbauordnungen fühlt sich der Attendorner zu Hause: „Seit 2012 habe ich mehr als 100 Seminare für Architekten in NRW, Hessen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zu diesen Themen veranstaltet.“

Friedrich ist seit 1993 Rechtsanwalt, seit 2000 Fachanwalt für Verwaltungsrecht, war bis 2003 in Wismar tätig, ab dann u. a. im Rhein-Main-Gebiet. Er lebt im hessischen Villmar, würde im Falle eines Wahlsieges selbstverständlich in seine Heimat Attendorn zurückkehren. In Villmar, so erklärt er auf Anfrage, habe er als Gemeindevertreter der Unabhängigen Freien Bürgerliste kommunalpolitische Erfahrungen sammeln können.

Versprechen: Starke Verwaltungsführung

Das Besondere an seiner Kandidatur: Friedrich ist nicht Mitglied einer Partei, tritt also als Einzelkämpfer ohne „Hausmacht“ an: „Wenn man sich die besondere Situation in Attendorn ansieht“, sagt er, „gibt es für die Parteien neben der SPD, also für CDU, UWG, FDP und Grünen nur drei Möglichkeiten: Pospischil unterstützen, sich für niemanden aussprechen oder eben für mich als Alternative.“

Friedrich verspricht, als Bürgermeister eine „starke Verwaltungsführung, die Einführung von Bürgersprechstunden sowie die bereits angesprochene Verhinderung des Wall-Centers. Dazu hat der neue Kandidat eine eindeutige Position: „Das Wall-Center schädigt den bestehenden Attendorner Einzelhandel.“ Ganz abgesehen davon sei der in den bisherigen Planungen zu sehende Baukörper ästhetisch alles andere als eine Offenbarung.

Keine absolute Mehrheit

Die momentane Sitzverteilung im Stadtrat Attendorn: SPD 17 plus Bürgermeister, CDU 15, UWG 4, FDP/Grüne 2.

Friedrich ist am 16. September 1962 in Attendorn geboren, verheiratet, und Vater von zwei Kindern. Nach dem Abitur am Rivius-Gymnasium folgte das Jura-Studium in Münster. Hobby Nummer 1 ist die Fliegerei. Seit 1977 ist er dem Luftsportclub Attendorn-Finnentrop verbunden. Eltern, Verwandte, Freunde und Bekannte leben in Attendorn.