Wenden. In Wenden droht Ärztemangel: Die meisten Hausärzte sind schon über 60. Ein Medizinisches Versorgungszentrum könnte gegen die Überalterung helfen.

Die Aussichten sind alles andere als rosig. Im Gegenteil. Stefan Spieren, Hausarzt in Hünsborn und Vorstandsvorsitzender des Ärzteverbundes Südwestfalen, hatte im vergangenen Sommer in dieser Zeitung eine düstere Prognose für die hausärztliche Versorgung in der Gemeinde Wenden abgegeben und von einer katastrophalen Situation gesprochen. Von 15 Ärzten seien 10 über 60 Jahre alt.

Seitdem hat sich die Lage weiter verschärft: Stefan Spierens Vater ist gestorben, Michael Junge aus der Gemeinschaftspraxis Missmahl-Junge in Rothemühle ausgeschieden. Zeitgleich bewerten die Wendener die medizinische Versorgung in unserem großen Heimat-Check noch vergleichsweise gut: Der Durchschnittswert von 2,39 ist die drittbeste Note im Kreis Olpe. Unsere Redaktion hat nachgefragt: Was macht die Gemeinde Wenden angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung?

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„Wir sind schon seit vielen Jahren mit unseren Ärzten im Gespräch. Wir wissen, dass diese immer älter werden und es schwer ist, Nachwuchs zu finden. Die Möglichkeiten der Gemeinde sind aber sehr begrenzt“, sagt Bürgermeister Bernd Clemens auf Anfrage. Er sei außerordentlich froh, dass das Thema in Wenden überparteilich mit Verwaltung und allen Fraktionen auf der Agenda stehe: „Es gab einen einstimmigen Beschluss, dass wir zusammen mit einem Berater die ärztliche Versorgung auf Dauer sichern wollen. Es ist ein komplexes Thema.“

Beratungsgesellschaften präsentieren ihren Ideen

In den letzten beiden Ratssitzungen des vergangenen Jahres präsentierten im nicht-öffentlichen Teil zwei Beratungsgesellschaften aus dem Gesundheitsbereich ihre Ideen zum Thema „Sicherung und Ausbau der haus- und fachärztlichen Versorgung in der Gemeinde Wenden“. Am Ende überzeugte die Firma Diomedes aus Melsungen. Sie erhielt den Zuschlag. „Wir halten es für richtig, dass uns ein Fachmann berät und hilft, gemeinsam mit den Ärzten Lösungen zu finden“, so der Bürgermeister.

Zu den Diomedes-Ideen gehören für die Gemeinde Wenden die Einrichtung eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) sowie kooperative Netzwerke in der ambulanten medizinischen Versorgung und die Unterstützung der derzeit noch tätigen Ärzte bei der Suche nach Nachfolgern. Bernd Clemens kann sich ein Medizinisches Versorgungszentrum für die ganze Gemeinde Wenden gut vorstellen: „Das ist schon der richtige Weg, in welcher Form auch immer und von wem es betrieben wird. Es muss nicht kommunal sein.“

Mehrere Ärzte unter einem Dach seien sinnvoll, so Bürgermeister Clemens: „Ich glaube schon, dass das hilft, wenn Ärzte im Angestelltenverhältnis arbeiten können. Dann tun sie sich leichter, auf dem Land tätig zu werden. Wenn sich hier jemand selbstständig macht, ist das erheblich aufwendiger.“

Apotheker bei Überlegungen mit im Boot

Die Firma Diomedes sei sehr überzeugend aufgestellt und habe viel Erfahrung, betont Clemens: „Sie sprechen jetzt mit allen Ärzten.“ Dabei gehe es um eine ganzheitliche Lösung: „Deshalb haben wir auch die Apotheker mit ins Boot genommen. Wir wissen, dass es da auch immer schwieriger wird, einen Nachfolger zu finden.“ Die Beraterfirma werde dem Rat einen Bericht vorstellen, was aber noch dauern wird, so Clemens.

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Ein Lob spricht der Bürgermeister den Aktivitäten der Ärzte in der Gemeinde Wenden aus: „Es hat sich gerade in der Corona-Krise bewährt, dass die Ärzte gut vernetzt sind und zusammenarbeiten und mit der Digitalisierung in die Zukunft gehen. Das ist der richtige Weg.“