Attendorn. Andreas Hennes landet seinen Heißluftballon mitten auf der Straße „Zum Öhlchen“. Den Angaben der Polizei zur Ursache widerspricht der Pilot.
Anwohner und Passanten staunten am Dienstagabend nicht schlecht, als plötzlich ein Heißluftballon mitten auf der Straße „Zum Öhlchen“ in Attendorn, unweit der Firma Sodecia, landete. Glücklicherweise völlig unverletzt krabbelten schließlich Ballonfahrer Andreas Hennes (61) und seine drei Fahrgäste aus dem Ballon, dessen Hülle die „Dicke Sauerländer Bockwurst“ der Firma Metten aus Finnentrop ziert.
Geplant war die Landung an dieser Stelle natürlich nicht. „Dennoch war es eine stinknormale Landung“, stellt Andreas Hennes, der seit Ende der 1990er Jahre Heißluftballone steuert, klar und widerspricht damit der Darstellung, eine plötzliche Windböe habe den Ballon erwischt. Natürlich wäre er lieber auf der großen, grünen Wiese in Ennest gelandet, „doch es läuft eben nicht immer alles nach Plan.“
Schnell auf 1400 Meter hoch
Um kurz nach 19 Uhr steigt der gebürtige Saalhauser gemeinsam mit seinen Gästen, die ihre Jungfernfahrt erleben, in seinem Heimatort Sondern empor. Schnell geht es auf 1400 Meter, der Ballon ist mit rund fünf bis sieben Kilometern pro Stunde unterwegs. Das traumhafte Sommerwetter ermöglicht eine Weitsicht von rund 80 Kilometern. Die Ballonfahrer können bis zur Eifel schauen. Die Fahrt läuft wie am Schnürchen.
Pilotenlizenz
Wer einen Heißluftballon fahren möchte, braucht dafür eine Pilotenlizenz. Die Ausbildung dauert in der Regel ein bis zwei Jahre. Gefordert sind vom Gesetzgeber mindestens 16 Fahrstunden. Laut Andreas Hennes braucht es oftmals aber die doppelte Anzahl, bis der Ballonfahrer seine Lizenz erhalten hat. Zudem sind 20 eigenständige Landungen Pflicht. Weitere Voraussetzungen: ein Nachweis der medizinischen Flugtauglichkeit. Mindestalter bei Beginn der Ausbildung: 16 Jahre.
An der Staumauer des Biggesees, also kurz hinter der Attendorner JVA, geht Hennes auf 300 Meter herunter. Über die Innenstadt hinweg soll es nach Ennest gehen. Dann kommt jedoch stärkerer Wind auf, so dass der Ballon zurück Richtung Bigge getrieben wird. Kein Problem für den erfahrenen Ballonfahrer, der Sachbearbeiter für die Luftaufsicht bei der Bezirksregierung Münster ist und rund 15 bis 20 Fahrten pro Jahr macht. Er zieht seinen Metten-Ballon wieder hoch auf 1000 Meter und steuert ihn dann Richtung Ennest. Auf dem Grüngürtel an der Nordumgehung soll die Landung stattfinden.
Passanten aus dem Korb heraus gewarnt
In Ennest sinkt der Ballon auf 100 Meter hinab. Plötzlich wird er schnell. Zu schnell. 20 km/h. Die Ursache: Vermutlich abfließende Kaltluft, die vom Biggesee herüberzieht und den Ballon antreibt. „Das ist ein kleines Wetterphänomen“, weiß Hennes um die besondere Topographie im Sauerland und den Einfluss des Biggesees. „In diesem Moment ging es voll auf die Stadt zu“, berichtet der gebürtige Saalhauser weiter. Er geht auf 30 Meter herunter, um Geschwindigkeit zu verlieren.
Währenddessen sucht er nach einem möglichst guten Landeplatz. Die Straße. Aus seinem Korb heraus warnt er die Passanten, die sofort den Verkehr aufhalten, damit der Ballon sicher landen kann. Das tut er auch, um kurz vor 21 Uhr. Eine echte Gefahr bestand laut Hennes nicht – weder für die Balloninsassen in der Luft noch für die Fußgänger und Autofahrer am Boden. Die Landung verläuft völlig normal. Auch dank der Unterstützung von Anwohnern und der Polizei. Und trotzdem: Unvergesslich wird diese Ballonfahrt aber auch für den erfahrenen Andreas Hennes bleiben.
Als Unfall wird die unplanmäßige Landung im Übrigen nicht gewertet, erklärte ein Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung mit Sitz in Braunschweig auf Nachfrage dieser Redaktion. Denn weder habe es Schwerverletzte gegeben noch sei die Luftverkehrssicherheit beeinträchtigt gewesen. Zudem war der Ballon problemlos zugänglich und hing beispielsweise nicht in einem Baum fest. „Damit gab es keine schwere Störung“, so der Sprecher.