Kaum zu glauben, aber mit dem E-Bike bei einer Reisegeschwindigkeit zwischen 20 und 25 km/h ist man genauso schnell am Ziel wie mit dem Bus.
12.00 Uhr: High Noon in Heinsberg, die Glocke der St. Katharina-Kirche schlägt 12 Uhr Mittags. Im Gegensatz zum Auto- oder Busfahrer muss sich der E-Bikefahrer nun zwischen drei Routen von Heinsberg-City ins Zentrum der Hansestadt am anderen Ende des Kreises Olpe entscheiden. Die „idyllische Bergroute“ über den Lümker Weg und Brachthausen/Wirme scheidet aus Höhenmetergründen und Rücksicht nicht nur auf die Akkukapazität aus.
Ich nehm’ ich die mittlere Route talabwärts. Locker-lässig erreiche ich nach wenigen Minuten Albaum, trotz Gegenwinds. Erst im Minikreisel in der Ortsmitte in Würdinghausen wird mir bewusst, dass ich nicht auf einem Radweg, sondern mitten im Verkehrsgetümmel bin. Glück gehabt, im letzten Moment bremst der Pkw im Kreisel dann doch noch ab.
12.22 Uhr: Nach 22,5 Minuten und nach gut 10 Kilometern rolle ich am Rathaus in Kirchhundem vorbei, muss mich an der Kreuzung Hundem/-Siegener Straße als Linksabbieger einordnen, mit einem schnaubenden 30-Tonner am Hinterrad.
Über die B 517 nach Welschen Ennest
In der nächsten Haltestellen-Bucht lass ich den eiligen Brummi vorbeiziehen, nutze das Break für einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche und schon geht’s weiter über die B 517 Richtung Welschen Ennest. Am Dauer-Blitzer im Eichacker muss ich etwas abbremsen - das war ein Scherz - und schon grüßt mich der Schornstein der Papierfabrik Grünewald in Hofolpe.
12.40 Uhr: Nach 36:12 Minuten reiner Fahrzeit dann die nächste Zwangspause vor der Ampel in Heidschott. Von vorn werde ich von Abgasen eingenebelt. Warum machen die den Motor nicht aus?, frag ich mich. Hinter mir reihen sich kilometergierige Stahlkarossen aller Art auf. Die Ampel springt auf grün, ich lass meine Hintermänner- und frauen passieren, hab dennoch bald wieder einen Lkw im Nacken.
Zügig geht’s durch Benolpe und ich bin froh, dass ich bei Kilometer 19,1 nach rechts in die Franzenstraße Richtung Oberveischede abbiegen kann. Der erste Teil der Strecke, ausnahmslos über Land- und Bundesstraßen ohne Radwege, hat nicht wirklich viel Spaß gemacht. Wie wird das erst in der Rushhour sein?
Flickenteppich und Rüttelpiste
Die grüne Nebenstrecke bergauf zur Einsiedelei und weiter zur B 55 entschädigt, aber nur auf den ersten Kilometern bis zur Gemeindegrenze Kirchhundem/Lennestadt, der Rest ist Flickenteppich und Rüttelpiste,und wer hier zu schnell fährt, verkürzt das Leben seines Rades und - wenn er Pech hat - auch sein eigenes. Gottlob soll die Straße saniert werden (siehe Seite 3). Nach kurzer Pause am Ortseingang in Oberveischede geht´s rechts ab Richtung Repetal, nach einem Kilometer genieße ich die coole Abfahrt nach Mecklinghausen und rolle weiter nach Helden. Eigentlich wollte ich die L 697 nach Attendorn nehmen, aber nach den Erfahrungen im Kirchhundemer Land entscheide ich mich für den Umweg über Repe und gegen ein erneutes Rendezvous mit eiligen Lkw.
13.40 Uhr: Ab Repe, bei Kilometer 32,1 und 1:27 Stunden reiner Fahrzeit in den Gliedern, darf der Akku hoch zur Reper Höhe noch mal zeigen, was er drauf hat. Etwa einen Kilometer oberhalb Burg Schnellenberg biege ich wieder auf die L 697 und rolle genüsslich bergab in die Hansestadt.
13.55 Uhr: Um kurz nach 14 Uhr sehe ich den Turm des Sauerländer Doms. Der Bordcomputer zeigt am Ziel 37,5 Kilometer, eine reine Fahrzeit von 1:43 Stunden und einen Kalorienverbrauch von fast 1000 Kilokalorien. Immerhin fast auf die Minute genauso schnell wie der Bus. Kosten: Der Strom für den Akku.