Olpe. Gärtner Thomas Kramer aus Olpe sieht viele Vorteile in der Anpflanzung des Weißdorns. Dennoch verzichten viele private Hausgärten darauf.

Im Garten meines Nachbarn steht einer, und der blüht so strahlend weiß, dass es eine echte Freude ist, ihn sich anzuschauen. Ich meine jetzt nicht den Nachbarn, sondern seinen Weißdorn, der sich zu einem schönen Kleinbaum entwickelt hat. Manchmal frage ich mich, warum wir Altbewährtes nicht öfter einsetzen. Bei Ausgleichspflanzungen oder Wildschutzhecken – okay, da verwenden wir Crataegus monogyna, den eingriffligen Weißdorn – aber im privaten Hausgarten habe ich die letzten 20 Jahre keinen Weißdorn mehr gepflanzt.

Sowohl Weiß- als auch Rotdorn können an Feuerbrand erkranken

Beim Rotdorn (Crataegus laevigata) ist es etwas anderes. Den habe ich lange nicht mehr gepflanzt, da ihm Pilzerkrankungen zu schaffen machen können, was dazu führt, dass er sehr früh die Blätter verliert und dann nur noch wie ein Gerippe aussieht. Grund hierfür kann ein zu schattiger Standort sein, wo die Pflanze nicht schnell abtrocknen kann. Beide Arten, der Weiß- wie auch der Rotdorn, haben zudem die blöde Eigenschaft, an Feuerbrand erkranken zu können.

Tipps für den Garten

Thomas Kramer kennt sich aus in Sachen Garten. Er ist seit 30 Jahren Geschäftsführer der Olper Firma Kramer Garten.

Er weiß, dass es beim Thema Garten nicht nur um Rasen, Pflanzen und Ziersträucher geht, sondern immer mehr um einen Bereich für das Leben im Freien.

Jeden Dienstag gibt Thomas Kramer in unserer Lokalausgabe an dieser Stelle Tipps und Ratschläge rund um das Thema „Leben im Garten“.

Es werden nach und nach alle relevanten Themen angesprochen, mit denen es Gartenfreunde im Laufe des Jahres zu tun bekommen.

Dieses Bakterium wiederum ist sehr gefährlich, da es ein hohes Infektionspotential besitzt und sich schnell auf Obstbäume und andere Pflanzen übertragen lässt. Ich weiß, in Corona-Zeiten können Sie das Wort Infektionsrisiko nicht mehr hören, aber Sie sehen, auch die Pflanzenwelt hat mit gemeinen Krankheiten zu tun, die ihr zu schaffen machen. Beim Feuerbrand verfärben sich die Äste und Stiele dunkel, junge Triebe und Blätter vertrocknen und sehen verbrannt aus. Daher stammt auch sein Name. Die Leitbahnen verstopfen, junge Pflanzen sterben sofort ab, bei Älteren dauert es ein bis zwei Jahre. Wenn Feuerbrand früh erkannt wird, kann ein starker Rückschnitt noch helfen, sonst ist man machtlos. Ohne Scherz, die befallenen Pflanzen müssen sofort gerodet und an Ort und Stelle verbrannt werden.

Feuerbrand muss dem Pflanzenschutzamt gemeldet werden

Darüber hinaus ist Feuerbrand meldepflichtig und schon beim Verdacht muss das Pflanzenschutzamt informiert werden. Für Menschen ist diese Krankheit übrigens völlig ungefährlich und die Vorkommnisse sind von Region zu Region sehr unterschiedlich. In Gebieten, wo viel Obstanbau durchgeführt wird, ist sie eher anzutreffen als bei uns. Ich habe noch nie wegen Feuerbrand das Pflanzenschutzamt informieren müssen.

Genug über „hätte, wenn und aber“ geschrieben, wenden wir uns lieber den guten Eigenschaften des Weißdorns zu. Früher wurde er auf Bauernhöfen als Einfassungen von Weiden und Gärten verwendet. Die dichten und dornigen Hecken sind praktisch undurchdringlich und haben das Vieh wie einen Zaun abgehalten. Wer also eine Einfriedung braucht und keinen Zaun möchte, ist mit einer Weißdornhecke gut beraten. Da kommt Nachbars Lumpi oder Katie Katze garantiert nicht durch. Allerdings sollten Sie beim Schneiden der Hecke unbedingt dicke Lederhandschuhe tragen, denn sonst spüren Sie am eigenen Leibe, was Dornen so anrichten können.

Bienen, Insekten und Vögel lieben den Weißdorn

In einen Naturgarten gehört Weißdorn unbedingt hinein. Die Bienen und Insekten lieben ihn und für Vögel ist es ein Eldorado. Geschützter können sie nicht nisten und die kleinen Früchte im Herbst sind ein wertvoller Futterlieferant. Lässt man ihn wachsen, wird Weißdorn ca. fünf Meter hoch und drei Meter breit. Man kann ihn gut schneiden und formen, allerdings sollte man ab Juni die Finger von der Schere lassen, denn als Frühblüher setzt er schon im Sommer seine Blühknospen an.

Weißdorn wird schon sehr lange eine hohe Heilkraft nachgesagt und heute noch in der Medizin verwendet. Er hilft bei Herzschwäche, Angstzuständen, Bluthochdruck, Schlafstörung, Stress, Akne und vieles mehr. Wer also jetzt Pickel hat, schlecht schläft oder im Stress ist, der sollte schnell einen Weißdorn pflanzen.

Viel Spaß beim Gärtnern wünscht Ihnen

Ihr Thomas Kramer