Altfinnentrop. Afrikamissionar und Professor Ferdinand Tillmann lebt seit 52 Jahren in Afrika. Wegen Corona kann er im Moment nicht dorthin zurück.
Seit drei Monaten weilt Afrikamissionar Ferdinand Tillmann von der „Ordensgemeinschaft der Weißen Väter“ wieder im Sauerland. Er wohnt zur Zeit bei seiner Schwester Ferdinande und seinem Schwager Peter Gehlen in Altfinnentrop.
Vorausgegangen war aufgrund gesundheitlicher Schwierigkeiten ein abrupter Abbruch seiner missionarischen Arbeit im afrikanischen Uganda. Pater Tillmann unterrichtet dort als Professor für Bibelkunde trotz seiner nunmehr 81 Lebensjahre weiterhin als Hochschullehrer an der Theologischen Fakultät des Zentralen Priesterseminars in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Seine Spezialität ist die Heilige Schrift.
Drei Vorlesungen am Tag
Doch mit seinen schon mal drei Vorlesungen am Tag hat sich Ferdinand Tillmann nicht schonen können. „Ich unterrichte im Stehen“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung, „damit ich die Jungs besser im Griff habe und ihre Reaktionen wahrnehmen kann.“ Mit Jungs meint er die ugandischen Priesteranwärter. Beim Unterricht machten ihm Schmerzen im Knie arg zu schaffen, so dass er zuletzt keine Vorlesung mehr zu Ende bringen konnte. So setzte sich Pater Tillmann von Uganda aus mit Dr. Manfred Kemmerling, Chefarzt der Orthopädie an der Helios-Klinik in Attendorn, in Verbindung, der ihn vor fünf Jahren bereits am Knie operierte. Dr. Kemmerling sah eine Behandlung vor Ort als notwendig an, so dass Pater Tillmann nach Deutschland zurückkehrte. Nach dieser Therapie atmet der Geistliche auf: „Es geht mir entschieden besser, auch wenn ich keine 50 oder 40 Jahre mehr bin.“ Und Dr. Kemmerling hat mir gesagt, dass ich zurück nach Uganda darf“, sagte Pater Tillmann, dessen Herz am Schwarzen Kontinent hängt.
Lockdown auch in Kampala
Doch eine Rückkehr ist derzeit nicht möglich. Zehn Tage, nachdem er das Priesterseminar aus gesundheitlichen Gründen verlassen hatte, kam in Uganda der Lockdown und auch die Theologische Fakultät in Kampala, an der der Ordensgeistliche mit den sauerländischen Wurzeln unterrichtet, wurde geschlossen. Die Seminaristen gingen in ihre Pfarreien oder Familien zurück.
Aktiv in 20 Ländern Afrikas
Pater Ferdinand Tillmann gehört zu den Weißen Vätern. Die römisch-katholische Ordensgemeinschaft wurde im Jahre 1856 in Lyon gegründet.
Die Weißen Väter arbeiten in 20 Ländern Afrikas. Bei der Erhebung im Januar 2011 gehörten der Gemeinschaft 1495 Patres und Fratres an.
Das Habit der Weißen Väter ist weiß und über diesem tragen die Missionare einen großen Rosenkranz.
Auch für Pater Tillmann ist die ganze Situation eine große Prüfung. Er habe die letzten drei Monate aufgrund der Corona-Pandemie in Isolation gelebt. Die heilige Messe las er täglich privat, berichtet der 1938 in Niedersalwey geborene Priester. Schon mal auch in englischer Sprache via Skype mit einer kleinen Gruppe von vier bis sechs Personen verbunden, die noch im Institut in Kampala sind. Das ist dank moderner Technik heute alles möglich.
Warten im Heimathaus
Am Samstag, 16. Mai, zog Ferdinand Tillmann um und zwar ins Afrikanum nach Köln. Das ist die Zentrale der deutschen Provinz der Afrikamissionare des Ordens „Weißen Väter“ und damit das „Heimathaus“ für alle Mitbrüder, die in Afrika oder im Ausland eingesetzt sind. Hier befindet sich die Leitung und Verwaltung. Der Obere der Provinz ist zuständig für die Afrikamissionare, die aus Deutschland und Luxemburg stammen, beziehungsweise hier leben. Hier möchte der Pater bleiben, bis er nach Uganda zurückfliegen kann. Der 81-Jährige steht für den Unterricht an der Theologischen Fakultät des Zentralen Priesterseminars in Kampala weiter zur Verfügung.
Sein Wunsch: „Wenn das neue Semester Anfang September beginnt, möchte ich gerne dabei sein.“ Aber es hängt alles von der Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Pater Tillmann lebt seit nunmehr 52 Jahren in Uganda, zwischenzeitlich in Sambia. Die längste Zeit davon, 37 Jahre, in Uganda. In diesen über fünf Jahrzehnten hat er viel erlebt. So traf der Autor dieses Berichts den Pater vor 41 Jahren erstmals zu einem Pressegespräch. Damals lebten noch seine Eltern, die sich freuten, ihren Sohn in Bamenohl in die Arme schließen zu können. Ferdinand Tillmanns Vater arbeitete bei der Firma Mannesmann, deshalb bauten seine Eltern in den 50er Jahren in der Mühlenschlade 3 in Bamenohl ein Eigenheim.
Idi Amin-Terror miterlebt
1979 besetzte die brutale Soldateska des damaligen Machthabers Idi Amin das Priesterseminar in Gulu, in dem Pater Tillmann seinerzeit unterrichtete. Er wurde gefangen genommen. Spaziergänge, Handarbeiten und Lesen waren nur in Gegenwart von bewaffneten Soldaten möglich, die nicht davor zurückschreckten, zu schießen und nicht selten betrunken waren. Die Angst vor Greueltaten der Amin-Soldaten war groß und ist dem Pater noch immer im Gedächtnis.