Kreis Olpe. Corona hat den Fastenmonat der Muslime verändert. Immerhin: Ab Samstag öffnen Moschees wieder ihre Türen für Gebete – unter strengsten Regeln

Für gläubige Muslime ist es eine ungewohnte und befremdliche Situation: Seit dem 23. April feiern sie Ramadan, aufgrund der Coronaepidemie aber gänzlich anders als vor einigen Wochen noch gedacht. Keine gemeinsamen, ausgiebigen Mahlzeiten nach Sonnenuntergang mit Freunden und Bekannten, keine gemeinsamen Freitagsgebete, vermutlich auch kein gemeinsames Zuckerfest Ende Mai. Doch immerhin werden die Türen ab Samstag auch in den meisten Moschees wieder geöffnet.

„Das tut uns ohne Zweifel weh“, sagt Ramazan Olmaz, Vorsitzender des Finnentroper Moscheevereins. Er betont: „Für uns ist der Ramadan-Monat sehr, sehr wichtig. Es ist der Monat, in dem wir zusammen fasten, aber auch gemeinsam beten und abends essen. Vieles ist leider dieses Jahr nicht möglich.“ Denn bislang galt: Gebetet und gegessen wird allein oder im engsten Familienkreis zu Hause – und nicht in der Gemeinschaft in der Moschee.

Gesundheit steht an erster Stelle

Das Zusammengehörigkeitsgefühl fehlt. Das weiß auch Abdassamad El Yazidi, Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Dass die meisten Moscheen im Land erst am Samstag wieder öffnen, hält er für richtig und keineswegs verspätet. „Es ist unsere religiöse und bürgerliche Pflicht zugleich, die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen und die Gefahren für die Gesundheit so gering wie möglich zu halten“, betont der Generalsekretär im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Koordinationsrat der Muslime, dem der Zentralrat angehört, appellierte zuletzt an die muslimischen Gemeinden, äußerst behutsam bei den Wiederöffnungen der Moscheen vorzugehen. Bund und Länder hatten sich bekanntlich darauf geeinigt, dass Gottesdienste mit Zuschauern schon seit dem 1. Mai unter strengen Regeln wieder stattfinden dürfen.

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Zu früh, findet zumindest der Zentralrat der Muslime. Selbst wenn die ersten Moscheen ab Samstag wieder öffnen, sollte dies schrittweise und ausgewählt ablaufen, fordert El Yazidi. „Wir sind sehr vorsichtig und können nur an unsere Gemeinden appellieren.“

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Genau daran werden sich die Finnentroper halten und ab Samstag die Moschee-Türen nur morgens, mittags und nachmittags öffnen, nicht aber abends oder freitags, wenn die meisten Muslime normalerweise zum Gebet kommen.

Nutzung sozialer Medien

In der Not greifen viele Gemeinden auf die Nutzung sozialer Medien zurück. Auch in Finnentrop. So wurden etwa die Koranvorlesungen des Imam über Facebook oder Youtube gestreamt. „Das hat den positiven Nebenaspekt, das wir stärker an junge Muslime herankommen“, sagt El Yazidi, der allerdings weiß: „Das Gebet in der Moschee und in der Gemeinschaft lässt sich auch dadurch nicht ersetzen.“

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Für die muslimischen Gemeinden wie etwa in Finnentrop schmerzt das Wegbrechen des „normalen“ Ramadans auch finanziell, betonen Olmaz und El Yazidi unisono. Spenden oder Einnahmen, die beim Freitagsgebet zusammenkommen, fallen weg. „Doch das müssen wir aushalten können“, betont der Generalsekretär, der die Hoffnung auf ein „normales“ Zuckerfest noch nicht gänzlich aufgeben will. Die Wahrscheinlichkeit sei aber gering.

Optimistisch bleiben lautet dennoch das Gebot der Stunde. Daran halten sich die Finnentroper, die seit seit Beginn des Ramadans jeden Freitag, Samstag und Sonntag warme Mahlzeiten an Bedürftige aus der Gemeinde ausgeben – natürlich unter strengsten Abstandsregeln.

Olmaz: „Die Leute können einzeln in unsere Moschee gehen und sich ein Essenspaket abholen, das wir vorher zusammenstellen.“ Ein Akt der Nächstenliebe und Fürsorge. Dagegen halt selbst das Coronavirus keine Chance.