Kreis Olpe. 44 Corona-Tote sind im Kreis Olpe zu beklagen – mehr als in allen Nachbarkreisen, obwohl die Zahl der Infektionen ähnlich ist. Woran liegt das?

Die Zahl der Todesfälle durch das Coronavirus im Kreis Olpe steigt offenbar unaufhörlich. 44 Infizierte sind inzwischen gestorben, das ist selbst gegenüber Kreisen mit ähnlichen Fallzahlen ein hoher Wert. Ist der Kreis Olpe also, anders als Kreisdirektor Theo Melcher behauptet hatte, ein Corona- und nicht bloß ein Test-Hotspot?

Allein gestern waren dem Gesundheitsamt vier weitere Todesfälle in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gemeldet worden. Gestorben sind eine 94 Jahre alte Frau aus Wenden, eine 86 Jahre alte Frau aus Attendorn und eine 88 Jahre alte Frau aus Lennestadt, die alle an Vorerkrankungen litten. Außerdem starb ein 74-Jähriger aus Finnentrop. Mit 32,6 Corona-Toten pro 100.000 Einwohnern liegt der Kreis Olpe deutlich vor den Nachbarkreisen. Die Spannbreite reicht von 2,9 im Kreis Siegen-Wittgenstein bis zu 6,5 im Hochsauerlandkreis.

Hohe Todeszahlen wegen Tests in Altenheimen?

Auch ein anderer Vergleich zeigt die Diskrepanz: Die Zahl der Infizierten liegt im HSK (585) und im Märkischen Kreis (564) trotz deutlich mehr Einwohnern etwa auf demselben Niveau wie im Kreis Olpe (579). Mit 44 Gestorbenen gibt es hier dennoch genau doppelt so viele Corona-Tote wie im MK und fast dreimal so viele wie im Hochsauerland. Das ergibt sich aus Zahlen des Robert-Koch-Instituts.

Die Kreisverwaltung erklärt sich die hohen Todeszahlen vor allem durch die Reihentestungen in den Alten- und Pflegeheimen. Dort waren auch viele Abstriche von symptomfreien Bewohnern genommen worden, um Infektionsketten frühzeitig unterbrechen zu können. „Wenn dort viele Tests positiv sind und dann eine betroffene Person stirbt, ist sie nach unserer Zählweise unabhängig von der Todesursache in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gestorben“, erklärt Kreissprecher Hans-Werner Voß.

Ohne Test und damit ohne positiven Befund wäre die Person hingegen nicht in der Statistik erfasst worden. Von den 44 Gestorbenen lebten nach Angaben des Kreises 20 zuletzt in Pflegeeinrichtungen und vier wurden von ambulanten Pflegediensten versorgt.

Mehr als ein Drittel der Infizierten ist über 60

Ob im Kreis tatsächlich besonders viele Corona-Tests in Alten- und Pflegeeinrichtungen vorgenommen wurden, lässt sich kaum überprüfen – zu unterschiedlich sind die Daten, die von den einzelnen Kreisen ausgewiesen werden. Belegt ist allerdings, dass besonders viele Ältere unter den Erkrankten sind.

Mehr als ein Drittel der Nachweise im Kreis Olpe entfallen auf Menschen, die mit 60 Lebensjahren und mehr zur Risikogruppe zählen. 106 der insgesamt 577 Infizierten sind sogar mindestens 80 Jahre alt (16,1 Prozent). Sie machen einen Großteil der Todesfälle aus. Im Hochsauerlandkreis (10,1 Prozent), im Oberbergischen Kreis (8,4), im Märkischen Kreis (7,8) und im Kreis Siegen-Wittgenstein (7,2 Prozent) ist ihr Anteil an den insgesamt Betroffenen deutlich geringer. Gänzlich werden sich die hohen Todeszahlen aber wohl nie erklären lassen. Denn in Hagen sind ebenfalls 18 Prozent der Corona-Infizierten 80 Jahre alt oder älter. Todeszahlen wie im Kreis Olpe gibt es dort dennoch nicht.